Wiedmann & Winz: Wasserstoff-Lkw im Praxistest

Der Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw GenH2 Truck von Daimler Truck soll ab voraussichtlich Mitte 2024 im Speditionsalltag erprobt werden. Auch der Logistikdienstleister Wiedmann & Winz plant, für ein Jahr lang den Lkw einzusetzen - zum Beispiel zur Beförderung schwerer Seecontainer.

Fünf Unternehmen nehmen 2024 den GenH2 in ihre Flotten auf, neben Logistikdienstleister Wiedmann & Winz auch Amazon, Air Products, Holcim und Ineos. (Foto: Daimler Truck)
Fünf Unternehmen nehmen 2024 den GenH2 in ihre Flotten auf, neben Logistikdienstleister Wiedmann & Winz auch Amazon, Air Products, Holcim und Ineos. (Foto: Daimler Truck)
Anna Barbara Brüggmann

Am 4. Oktober 2023 übernahm das Logistikunternehmen Wiedmann & Winz einen eActros 300 in der Variante als Sattelzugmaschine im Lkw-Werk Wörth, seitdem ist der Elektro-Lkw regelmäßig zwischen Göppingen und Wörth im Rundlauf unterwegs.

Nun möchte man laut Geschäftsführer Dr. Micha Lege einen Schritt weitergehen und mit dem GenH2 Truck auch einen Fernverkehrs-Truck mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb testen.

Praxis-Erprobung

Eine Fahrzeugflotte aus fünf Sattelzügen soll bei Amazon, Air Products, Holcim, Ineos sowie Wiedmann & Winz auf spezifischen Routen und in verschiedenen Anwendungsfällen im Fernverkehr eingesetzt werden, unter anderem in der Baustofflogistik oder beim Transport von Flaschengasen.

„Damit Deutschland seine Klimaziele erreicht, muss auch der Verkehrssektor seinen Beitrag leisten. Für eine erfolgreiche Energie- und Antriebswende braucht es neben batterieelektrischen auch wasserstoffbetriebene Lkw“, ist Lege überzeugt.

Bei dem im europäischen Landverkehr sowie in der Kontraktlogistik tätigen Dienstleister soll der Wasserstoff-Lkw im Kombinierten Verkehr eingesetzt werden. Für den internationalen Logistikdienstleister DP World werde das Fahrzeug Seecontainer im Vor- und Nachlauf zu Industrie- und Handelskunden befördern, so die Angaben.

 

 

 

Keine Nutzlast-Abstriche

Neben der Betankung in Wörth stehe den Partnern der Praxiserprobung eine zweite Wasserstoff-Tankstelle in Duisburg zur Verfügung. An beiden Anlagen sei es möglich, flüssigen Wasserstoff zu tanken. In diesem Aggregatszustand habe der Energieträger im Vergleich zu gasförmigem Wasserstoff eine höhere Energiedichte, es passe mehr Wasserstoff in die Tanks – zugunsten der Reichweite.

Zudem müssten Unternehmer keine Abstriche bei der Nutzlast machen: Bei einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen sei eine Zuladung von 25 Tonnen möglich. Der H2Truck ist mit einem Brennstoffzellensystem von Cellcentric ausgestattet, das insgesamt 300 kW Energie liefern soll - eine eingebaute Batterie leiste zeitlich begrenzt zusätzlich bis zu 400 kW.

Doppelstrategie

Nach eigenen Angaben sieht Daimler Truck in der Wasserstoff-Technologie eine Ergänzung zum batterieelektrischen Lkw, welcher sich für den Verteilerverkehr sowie im Falle des Mercedes-Benz eActros 600 für den Fernverkehr bei regelmäßigem Einsatz auf planbaren Strecken mit entsprechenden Entfernungen und Lademöglichkeiten eigne.

Lkw mit Brennstoffzelle könnten vor allem für sehr flexible und anspruchsvolle Anwendungen im Schwerlastverkehr und im Fernverkehr eine gute Lösung sein, so der Hersteller.

Politik in der Verantwortung

Die beiden Edelstahltanks fassen dem Hersteller gemäß zusammen 88 Kilogramm Wasserstoff und die Betankung soll nicht länger als 10 bis 15 Minuten in Anspruch nehmen.

Doch, so betont Wiedmann & Winz, neben den notwendigen Angeboten auf der Fahrzeugseite und der entsprechenden Tank- und Ladeinfrastruktur sei auch eine entsprechende Förderung notwendig.

„Bei aktueller Kassenlage ist zu befürchten, dass die Bundesregierung keine weiteren KsNI-Fördermittel für den Erwerb von Elektro- und Wasserstoff-Lkw mehr zur Verfügung stellen kann“, sagt Lege.

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