Wenn der eTruck Strom saugt: ABB E-Mobility und MAN demonstrieren Megawatt-Charging

Eine Batteriekapazität von 534 kWh verbirgt sich im Chassis des vollelektrischen Fernverkehrs-Lkw von MAN. Das Megawatt-Ladesystem von ABB E-Mobility schafft es, die leergefahrenen Akkus in einer halben Stunde wieder auf 80 Prozent ihrer Leistung zu bringen. Ein beeindruckendes Schauspiel.  

 

Die Ehre, den Ladevorgang zu starten, kam dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder höchstpersönlich zuteil. (Foto: C. Harttmann)
Die Ehre, den Ladevorgang zu starten, kam dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder höchstpersönlich zuteil. (Foto: C. Harttmann)
Christine Harttmann

Auf dem Münchner Betriebsgelände durften gestern Besucher der MAN Truck & Bus das Allerheiligste besichtigen: das Entwicklungszentrum, in dem die Innovationen des Nutzfahrzeugherstellers erdacht werden. In Anwesenheit des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder feierten ABB E-Mobility und MAN ihre Premiere des Megawatt-Ladesystems (MCS). Der eTruck wurde an einer MCS-Ladesäule mit mehr als 700 kW und 1.000 A erstaunlich schnell geladen – quod erat demonstrandum. Knapp eine Viertelstunde dauerte es, dann hatte der E-Truck seine Akkukapazität von 51 Prozent auf 83 Prozent aufgetankt. Die avisierte Ladung von 20 auf 80 Prozent in einer halben Stunde scheint absolut realistisch.

"Mit Innovation und Technologie sichert man Zukunft."

Soviel Innovation, die aus seiner Landeshauptstadt in die Welt getragen werden soll – das freute natürlich den Bayerischen Ministerpräsidenten.

„Bayern auf dem Weg zur Mobilität der Zukunft: Heute Startschuss für die erste Megawatt-Ladesäule für Elektro-Lkw bei MAN in München.“, verkündete Söder, der höchstpersönlich mit dem dicken Ladestecker den Ladevorgang initiierte. „Das ist modernste ökologische und ökonomische E-Mobilität, die aus Bayern heraus entwickelt wird. Wir müssen unsere heimische Industrie in die Lage versetzen, im Wettbewerb bestehen zu können. Mit Innovation und Technologie sichert man Zukunft.“

„So geht Verkehrswende.“

Das Megawatt-Laden soll den Startschuss setzten zur erfolgreichen Elektrifizierung von Bussen und Lkw.

„So geht Verkehrswende“, betonte MANs CEO Alexander Vlaskamp.

Schon in naher Zukunft soll das MCS-Laden einen nachhaltigen Fernverkehr mit Lastwagen und Bussen ermöglichen. In Be- und Entladesituationen können damit Elektro-Lkw und perspektivisch auch Elektro-Reisebusse ihre Batterien während der gesetzlich vorgeschriebenen Lenkzeitpausen aufladen. Schon bestehende Lösungen soll die neue Technologie allerdings nicht ersetzen, sondern ergänzen. Dem Laden im Depot mit geringeren Ladeleistungen werde, davon ist Vlaskamp überzeugt, auch in Zukunft eine zentrale Rolle zukommen.

Führung ist wichtig

Die Demonstration im Münchner Entwicklungszentrum des Lkw-Herstellers war für MAN und ABB E-mobility wichtig, weil sie gemeinsam zeigen wollten, dass MCS-Laden bereits heute funktioniert. Dafür haben sie eine der ersten Megawatt-Ladesäulen in Deutschland installiert.

„In Führung zu gehen ist wichtig“, sagte Michael Halbherr, CEO von ABB E-mobility. „Denn die Konkurrenz in Fernost schläft nicht.“

Mit dem neuen MCS-Standard sei binnen weniger Jahre nicht nur die Stromstärke, sondern auch die Ladeleistung verdoppelt worden, so Halbherr.

„Um die Energiewende im Transport zu schaffen, benötigen wir Lösungen, die nachhaltig, zuverlässig und wirtschaftlich sind. Dafür müssen wir integrativ denken und zusammenarbeiten.“, so der ABB-Chef weiter.

Tempo beim Ausbau

Vlaskamp nutzte die Anwesenheit des Ministerpräsidenten und bekräftigte während der Premiere des Megawatt-Chargings seine Forderung nach mehr Tempo beim Ausbau der Ladeinfrastruktur:

„Das Ziel sind 30.000 MCS-Ladepunkte in Europa bis 2030, rund 4.000 davon in Deutschland. Heute haben wir eine der ersten Ladesäulen in Betrieb genommen. Für den Aufbau haben wir nicht mehr viel Zeit. Die Elektro-Trucks sind verfügbar, das Megawatt-Charging funktioniert. Wir brauchen jetzt klare Signale der Politik, nicht zuletzt, um Vertrauen bei unseren Kunden für die Elektrifizierung aufzubauen. Wir müssen die Infrastruktur jetzt schnell aufbauen und skalieren.“

Weltweiter Standard in Sicht

Der neue Megawatt-Ladestandard MCS ist technisch ausgelegt auf Ladeleistungen von bis zu 3,75 MW bei 3.000 Ampere (A) Stromstärke. Während der Veranstaltung in München haben ABB E-mobility und MAN mehr als 700 kW Ladeleistung mit prototypischer Ladetechnik demonstriert. Mit der Finalisierung des MCS-Standards werden bereits Ladeleistungen über einem Megawatt möglich sein. Davon erwartet sich MAN eine deutlich spürbare Verbesserung der Ladezeiten. Zum Vergleich: Heutige Ladesäulen mit dem CCS-Standard (Combined Charging System) können von PKW und Nutzfahrzeugen genutzt werden und bieten maximal 400 kW Ladeleistung bei 500 A.

Das internationale Standardisierungsverfahren des Megawatt Charging Systems wird voraussichtlich in diesem Jahr abgeschlossen sein. ABB E-Mobility und MAN haben ihr Know-how in die Schaffung des MCS-Standards im internationalen Industrieverband CharIN eingebracht.

Fakt ist, für das MCS-Laden wird viel Energie benötigt. Wenn so viel Strom fließt, spielen die Infrastruktur hinter den sichtbaren Ladepunkten, die Netzanschlüsse und der Flächenbedarf, beispielsweise an Autobahnraststätten, Parkplätzen oder Autohöfen eine wesentliche Rolle. Der Netzausbau und die Digitalisierung der Netze sind nicht nur für die künftige Versorgung mit erneuerbaren Energien essenziell, sondern auch Voraussetzung für die Ladeinfrastruktur.

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