Weltpremiere: Keyou präsentiert 18-Tonnen-Lkw mit Wasserstoffmotor
Der Antrieb des von Keyou präsentierten Fahrzeugs basiert auf einer Dieselmotorplattform. Herzstück ist das Keyou-Inside System, mit dem der Anbieter zukünftig vor allem Bestandsfahrzeuge umrüsten will.
Bereits seit 2015 entwickelt das Münchner Start-up Wasserstoff-spezifische Technologien, Komponenten und Brennverfahren, mit deren Hilfe konventionelle Verbrennungsmotoren zu emissionsfreien Wasserstoffmotoren transformiert werden können. Resultat war ein auf einer Dieselmotorplattform entwickelter Wasserstoffmotor.
Nun hat das Münchner Start-up zwei Prototypfahrzeuge vorgestellt, die auf diesem 7,8-Liter Wasserstoffmotor basieren – einen 18-Tonnen-Lkw und einen 12-Meter-Bus. Für den Lkw bildet ein Chassis des Daimler Actros die Basis. Mit den Integrationsarbeiten habe man im Januar 2022 begonnen, so die Mitteilung. Sie seien von Paul Nutzfahrzeuge in Vilshofen durchgeführt worden.
Nach der Hochzeit
Nach der „Hochzeit“ – also der Integration des Motors in das Fahrzeug – stehen nun erste Testfahrten in der Nähe von München an. Die Einzelzulassung für das Demonstrationsfahrzeug soll bereits im Sommer abgeschlossen sein, teilt Keyou mit. Dann dürfe der 18-Tonnen-Lkw für Demonstrationszwecke auch auf öffentlichen Straßen fahren. Finanzielle Unterstützung erfährt das Projekt seitens der European Innovation Council (EIC).
Mit dem 12-Meter-Stadtbus, der auf dem Chassis eines Dieselbusses basiert, stellt das Münchner Start-up ein weiteres Nullemissionsfahrzeug mit Wasserstoffmotor vor. Dessen Entwicklung und Aufbau werden vom Bayerischen Wirtschaftsministerium unterstützt. Die Integrationsarbeiten übernimmt auch hier Paul Nutzfahrzeuge.
Beide Prototypfahrzeuge werden erstmals live auf der IAA Transportation 2022 in Hannover zu sehen sein. Keyou-CEO und Mitbegründer Thomas Korn erklärt dazu:
„Mit unseren Prototypfahrzeugen zeigen wir, dass die Technologie des Wasserstoffmotors auch praktisch funktioniert und eine kosteneffiziente und robuste Alternative zu Batterieelektrischen- oder Brennstoffzellenfahrzeugen darstellt.“
Seinen Motor preist der Hersteller als nah am Diesel, jedoch CO2-frei und ohne teure Abgasnachbehandlung. Das Gros der Fahrzeuge von Flottenbetreibern bestehe noch immer aus klassischen Diesel-Lkw und -Bussen. Um mit diesen auf Augenhöhe zu sein, müssten Fahrzeuge mit Wasserstoffmotoren zahlreiche Parameter erfüllen.
Mit seinen Wasserstoffmotoren will Keyou die Lücke zwischen Null Emissionen und Wirtschaftlichkeit schließen. Das Unternehmen verspricht Reichweitenpotenziale von über 500 Kilometern. Der Motor liefert eine Leistung von Leistung von 210 kW. In den WHTC-Referenzzyklen bleibt er unter den Grenzwerten. Auch die von der EU definierten Zero Emission CO2-Grenzen werden den Angaben zufolge übererfüllt, die Euro-6-Abgasnorm auch ohne Abgasnachbehandlung eingehalten.
Korn ist überzeugt:
„Hier sehen wir den größten Hebel für den Wasserstoffmotor beziehungsweise Fahrzeuge mit Wasserstoffmotor.“
Denn die Technologie sei nicht nur langlebig, robust und unabhängig von seltenen Erde, sondern biete – insbesondere bei der Gesamtkostenbetrachtung – eine dieseläquivalente Kostenstruktur für den Endkunden. Die Anpassungen an dem zugrundeliegenden Basismotor seien gering, beschreibt Korn:
„Man kann also sagen: Kunden bekommen ein Nullemissionsfahrzeug zu dieseläquivalenten Betriebskosten, ohne dabei Abstriche machen zu müssen.“
Korn ist Überzeugt, dass die Weiterentwicklung und Umrüstung von Neu- und Bestandsfahrzeugen in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird.
„In den nächsten zehn bis 15 Jahren werden weltweit noch millionenfach Dieselfahrzeuge produziert, insbesondere für den Nutzfahrzeugbereich. Wir stehen hier also vor einem riesigen Markt, den wir mit unserer ‚zero-emission‘ Technologie bedienen wollen.“
Nach dem Abschluss der Fahrzeugtests in diesem Jahr will der Hersteller Ende 2023 gemeinsam mit Pionierkunden eine intensive Feldtestphase durchführen. Technik und Fahrzeug sollen dann unter realen Bedingungen ihr Können zeigen. 2024 kommen zwei weitere Motorplattformen hinzu, mit denen dann verstärkt der Bestandsmarkt angegangen wird.
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