In einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Klimaschutz und Energie am 25. September 2024 wurde der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Beschleunigung des Wasserstoffausbaus intensiv diskutiert. Der Entwurf zielt darauf ab, die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Hochlauf von Wasserstoff als Energieträger zu optimieren, um die Verfügbarkeit und den Einsatz in der Industrie voranzutreiben.
Gerade die Logistikbranche erwartet sich Chancen vom Ausbau von Wasserstofftechnologien. Doch die Anhörung zeigt: Es gibt es noch zahlreiche offene Baustellen.
Kritik an Beschränkungen und fehlendem Fokus auf Transport
Die Experten begrüßten die grundsätzliche Zielrichtung des Entwurfs, kritisierten jedoch die mangelnde Berücksichtigung wichtiger Aspekte. Werner Diwald, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Wasserstoff-Verbands, wies auf die Bedeutung des Transports von Wasserstoff hin:
„Der nationale und transnationale Transport via Pipeline stellt die kostengünstigste Form dar“, erklärte er und forderte, auch die für die Einspeisung in Pipelines notwendigen Anlagen als von „überragendem öffentlichen Interesse“ einzustufen.
Nur so ließe sich der Transport von Wasserstoff effizient und wirtschaftlich gestalten.
Auch Fabian Faller von GP Joule betonte, dass die gesamte Wertschöpfungskette berücksichtigt werden müsse. Er plädierte dafür, neben dem Wasserstofftransport auch Batteriespeicheranlagen und Stromleitungen in den Gesetzentwurf zu integrieren.
Potenzial für die Klimaziele, aber Limitierungen bei der Umsetzung
Barbara Fischer von der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas kritisierte, dass die Beschleunigungsmaßnahmen des Gesetzes nicht weit genug gingen, um die nötige Infrastruktur zügig aufzubauen. Dies sei ein Problem, das den Fortschritt insgesamt hemme und damit auch die Erreichung der Klimaziele gefährde.
Timm Kehler vom Verband Zukunft Gas forderte ebenfalls ein ambitionierteres Vorgehen und verwies auf die Limitierungen des Entwurfs. Insbesondere die Frage, welche Maßnahmen als von „überragendem öffentlichen Interesse“ eingestuft werden, sei ein Knackpunkt. Für die Logistikbranche könnte dies in der Praxis bedeuten, dass Projekte verzögert werden oder gar nicht erst umgesetzt werden, wenn der rechtliche Rahmen zu restriktiv bleibt.
Infrastruktur- und Personalprobleme als Bremse
Ein weiteres zentrales Thema der Anhörung war die praktische Umsetzbarkeit der geplanten Maßnahmen. Kirsten Westphal vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft wies darauf hin, dass ein schnellerer Ausbau nur dann realistisch sei, wenn die Behörden vor Ort technisch und personell gut ausgestattet seien. Ein Mangel an qualifiziertem Personal könne den gesamten Prozess erheblich verzögern.
Für die Logistikbranche, die stark von gut funktionierenden Infrastrukturen abhängig ist, ist dies ein entscheidender Punkt. Soll Wasserstoff als Energieträger in der Logistik zum Einsatz kommen, braucht es nicht nur gesetzliche Klarheit, sondern auch die Kapazitäten, um die nötigen Infrastrukturen schnell und effizient aufzubauen.
Kritik von Umweltverbänden und Ressourcenknappheit
Die Anhörung zeigte auch, dass nicht alle Experten den Ausbau von Wasserstoff als Königsweg sehen. Alexander Kräß vom Deutschen Naturschutzring und Nadine Schartz von der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände wiesen auf Nutzungskonkurrenzen hin. Der steigende Bedarf an Wasserstoff könnte zu regionalen Engpässen bei der Ressource Wasser führen, was vor allem in wasserarmen Regionen zu Konflikten führen könnte.
Für Karsten Specht vom Verband kommunaler Unternehmen ist dies ein realistisches Szenario:
„Die Produktion von Wasserstoff könnte regional die Konkurrenz um die knappe Ressource Wasser verstärken“, erklärte er.
Dies könnte insbesondere für Logistikunternehmen, die stark von regionalen Produktionsstandorten abhängig sind, zu einem Problem werden, wenn Wasserstoff zur Schlüsseltechnologie avanciert.
Kontroverse Einschätzung zur Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
Ein weiterer Diskussionspunkt betraf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Kontext. Detlev Wösten von P2X-Europe betonte, dass Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit nur dann sichern könne, wenn der Wasserstoffhochlauf beschleunigt werde. Hohe Energiekosten stellten vor allem für energieintensive Branchen wie die Chemie eine erhebliche Herausforderung dar. Für die Logistikbranche bedeutet dies, dass die Nutzung von Wasserstoff als Energiequelle nur dann attraktiv ist, wenn die Kosten gegenüber konventionellen Energieträgern wettbewerbsfähig bleiben.
Nicht alle Experten teilen jedoch den Optimismus. Helmut Waniczek, Ingenieur und Einzelsachverständiger, zweifelte an der Sinnhaftigkeit des Wasserstoffeinsatzes.
„Wasserstoff ist teuer, gefährlich und schwer zu handhaben“, erklärte er.
Für die Logistikbranche, die auf Effizienz und Sicherheit angewiesen ist, könnte dies eine ernsthafte Hürde darstellen.
Fazit: Große Chancen, aber auch viele offene Fragen
Die Anhörung verdeutlicht, dass der Wasserstoffhochlauf durchaus eine Chance birgt für die Logistikbranche, insbesondere im Bereich des Transports und der Energieversorgung. Zugleich bleiben viele Fragen offen. Ungeklärte rechtliche Rahmenbedingungen, fehlende Infrastrukturen und Personalengpässe sind zentrale Herausforderungen, die angegangen werden müssen, um das Potenzial von Wasserstoff als Energieträger und Transportgut voll auszuschöpfen.
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