Volvo E-Truck: Krummen Kerzers knackt Rekord mit 3.000 Kilometer Strecke

Das Schweizer Logistikunternehmen hat einen elektrisch angetriebenen 40-Tonner 3.000 Kilometer durch Europa bewegt. Von Zürich bis nach Valencia und zurück führte die Rekord-Fahrt mit 20 Tonnen Bio-Orangen. Noch dauert die Fahrt deutlich länger, aber die Weichen sind gestellt, meint der Chef.

Emissionsfreie Fahrt für Bio-Orangen: Der Krummen Kerzers-Volvo-FH brauchte zwar länger als ein Diesel, dafür kam er abgasfrei nach Süden und wieder zurück. | Foto: Krummen Kerzers
Emissionsfreie Fahrt für Bio-Orangen: Der Krummen Kerzers-Volvo-FH brauchte zwar länger als ein Diesel, dafür kam er abgasfrei nach Süden und wieder zurück. | Foto: Krummen Kerzers
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

3000 Kilometer, 40 Tonnen, kein Liter Diesel - das Schweizer Logistikunternehmen Krummen Kerzers hat eine Rekordfahrt mit einem E-LKW realisiert. Fahrer Balint Schnell brachte dabei 20 Tonnen Orangen aus Valencia nach Zürich, die Rekordfahrt Schweiz-Valencia und zurück sei geglückt. In Zürich empfingen Boris Jost, Inhaber und Geschäftsführer von Casa del Mas, sowie Peter Krummen, Co-Geschäftsführer von Krummen Kerzers, erfreut den Volvo FH Electric.

"Die Fahrt nach Spanien setzt neue Maßstäbe. Wir sind zuversichtlich, dass E-Trucks auf Langstrecken in einigen Jahren zum Alltag gehören", ist sich Peter Krummen sicher.

Die Casa del Mas transportiert ihre Zitrusfrüchte aus nachhaltigem Anbau seit Jahren mit Krummen Kerzers.

"Nebst dem biologischen Anbau unserer Früchte ist uns der nachhaltige Transport in die Schweiz ein wichtiges Anliegen. Es freut uns deshalb besonders, dass der Test mit dem E-Truck geglückt ist", erklärte Boris Jost von Casa del Mas die Motivation.

Einen solcher Rekordversuch unter realen Bedingungen durchführen zu können, erforderte präzise Planung und enge Zusammenarbeit zwischen Kundin und Transportunternehmen. Die Idee enstand tatsächlich aus einem Scherz heraus, wurde dann aber schnell Ernst und weckte den Ehrgeiz bei Krummen Kerzers. Unzählige Recherchen auf Google Maps ergeben, dass eine Fahrt von Kerzers bis Barcelona grundsätzlich machbar ist, die letzten 450 Kilometer bis nach Canals allerdings schwierig werden, weil nur wenige Ladestationen zur Verfügungen stehen, die zudem mit dem LKW schwer anzufahren sind, skizziert man. Spanische Berufskollegen, die um Tipps gebeten werden, erteilen der Idee eine klare Absage, "imposible" sei das Vorhaben. Man würde schon mal Dieselzugmaschinen bereithalten, um den Kollegen aus der Schweiz dann auszuhelfen, wenn der E-Truck stehen bleibt, lauteten die Unkenrufe

Erfolgsfaktor Mensch: Vorausschauende Fahrweise

Ladegeschwindigkeit, Verfügbarkeit der Ladesäulen und Batteriekapazitäten beeinflussten die Rekordfahrt. Doch im Vorfeld stand erstmal die Suche nach dem geeigneten Fahrer oder der Fahrerin im Zentrum. Wer behält die Nerven, wenn die angefahrene Ladesäule nicht funktioniert? Verbrauch kontrollieren, Topografie, Gegenwind und Ruhezeiten beachten, sich bei Helpdesks von Ionity durchfragen und zum Schluss die Fahrt auch noch etwas genießen: Alle diese Anforderungen muss ein geeigneter Fahrer erfüllen, beschreibt der Transporteur die Herausforderung.

Detaillierte Routenplanung

Balint Schnell, seit fünf Jahren bei der Firma Krummen Kerzers, sei ein mutiger Typ: Zuvor ist er noch nie mit einem E-LKW gefahren und noch nie in Spanien gewesen. Dennoch eindeutig der Mann für die Mission, befand man. Schnell hatte sich in kürzester Zeit mit dem Fahrzeug vertraut gemacht, die Route detailliert studiert und während der Fahrt vorausschauend geplant. Wirklich nervös wird der Chauffeur auf der Fahrt nur einmal kurz vor dem Ziel, als er den letzten Ladepunkt nur noch mit wenigen Prozent Ladung erreicht und im Cockpit nichts mehr funktioniert. Sonst habe er vor allem positive und wertvolle Erfahrungen gesammelt.

"In Spanien haben die Autofahrer eine Hauptstrasse blockiert, weil sie ausgestiegen sind, um sich den E-LKW anzuschauen", erinnert sich Balint Schnell.

Lachend erzählt er, wie ein Italiener auf einer Raststäte Parfüme gegen Diesel tauschen wollte und er ihm erst das Ladekabel zeigen musste, bis dieser den Tauschversuch aufgab. Die Fahrt nach Spanien hat zwar einen Tag länger gedauert als mit einem Diesel-LKW, die Treibstoffkosten sind höher und die Disposition intensiver. Peter Krummen hat die Fahrt selbst disponiert und das Verhalten des Fahrzeuges im Hintergrund permanent überwacht. Dennoch seien die Weichen gestellt. Mit dem Ausbau der E-Ladestationen auf europäischen Autobahnen und den Fortschritten in der Batterietechnologie werden E-LKW auch im Fernverkehr eine wichtige Rolle spielen.

"Rekord hin oder her: Entscheidend für uns ist die Tatsache, dass mit dieser Fahrt wichtige Erkenntnisse zum Einsatz von E-LKW im Langstreckenverkehr gewonnen wurden und knapp 3 Tonnen CO2 eingespart wurden", meint Peter Krummen.

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