Volkswagen-Konzern: Renschler und Drees werden abgelöst

Die Nutzfahrzeugsparte des VW-Konzern wechselt ihr Spitzenpersonal aus. Ganz überraschend kam die Entscheidung aber nicht.

 Der „Neue“ in der Traton-Gruppe: Auf dem Chefposten löst Matthias Gründler Andreas Renschler ab. (Foto: Traton SE)
Der „Neue“ in der Traton-Gruppe: Auf dem Chefposten löst Matthias Gründler Andreas Renschler ab. (Foto: Traton SE)
Christine Harttmann

Seit einigen Wochen schon machen Berichte über Reibereien im Aufsichtsrat der Traton Se die Runde. Auch das Manager-Magazin spekulierte darüber. Demnach soll es zuletzt vor allem um Renschler einsam geworden sein. Auf Kosten der einzelnen Marken strebte der Traton-Chef wohl eine zentralere Aufstellung der Entwicklung an. Misstöne soll es außerdem zwischen Management und Mitarbeitervertretung gegeben haben. Der Betriebsrat dementierte erst küzlich Aussagen Renschlers, denen zufolge eine fundamentale Neuausrichtung des Lkw-Bauers in der Diskussion gewesen sein soll.

Nun also verlässt bei der Traton SE der langjährige Chef und Antreiber der Abspaltung sowie des Börsengangs Andreas Renschler das Haus, in gegenseitigem Einvernehmen, wie es heißt. Ihn löst an der Spitze Matthias Gründler ab, der bis Mai 2018 als Finanzvorstand bei dem Nutzfahrzeughersteller mit den Marken MAN, Scania und Volkswagen Caminhões e Ônibus war und nun ins Unternehmen zurückkehrt.

Darüber hinaus folgt Andreas Tostmann, der derzeit als Markenvorstand bei Volkswagen Pkw für Produktion und Logistik tätig ist, auf Joachim Drees, der ebenfalls zum 15. Juli 2020 aus dem Traton-Vorstand "im besten gegenseitigen Einvernehmen" ausscheidet. Der im Konzernvorstand bisher von Renschler verantwortete Geschäftsbereich Truck & Bus werde künftig von Personalvorstand Gunnar Kilian verantwortet, analog zur Handhabung von Themen wie Produktion und Vertrieb oder Bereiche wie Volkswagen Financial Services und Volkswagen Pkw, wie der Konzern mitteilte.

Zum Abschied dankte Hans Dieter Pötsch, Aufsichtsratsvorsitzender von Traton, Renschler für seine seit 2015 geleistete Arbeit:

„Andreas Renschler hat maßgeblichen Anteil an dem erfolgreichen Kurs, den Traton eingeschlagen hat. Nach dem erfolgreichen Börsengang von Traton in Frankfurt und Stockholm hat er zusammen mit dem Vorstand die Basis gelegt für die zukunftsweisende Aufstellung des Unternehmens und dafür gesorgt, dass das Unternehmen mit einem starken Netzwerk von strategischen Partnern über Zugang zu allen relevanten Märkten verfügt.“

Vor allem aber fand Pötsch lobende Worte für Reschlers Nachfolger, Matthias Gründler:

„Mit Matthias Gründler als Nachfolger haben wir einen der erfahrensten Kenner der Branche gewinnen können. Er kennt das Unternehmen zudem aus jahrelanger Erfahrung und hat ebenfalls maßgeblich am Aufbau des Unternehmens mitgearbeitet. Diesen eingeschlagenen Weg wird er nun an vorderster Front mit dem gesamten Traton-Team fortsetzen.“

Interessant ist auch, wer bei der einstigen VW-Tochter bleibt: Christian Schulz fungiert weiterhin als Traton-Vorstand, verantwortlich für Finanzen und Unternehmensentwicklung. Und Scania-Chef Henrik Henriksson setzt seine Arbeit als Vorstandsmitglied von und Chief Executive Officer Scania fort, ebenso wie Traton Vorstand Christian Levin, der Chief Operating Officer und verantwortlich für Forschung und Entwicklung bleibt.

Intra löst Sedran bei VWN ab - nach nicht mal zwei Jahren

Der Traton-Personalvorstand Carsten Intra wiederum wechselt auf den Vorstandsvorsitz bei Volkswagen Nutzfahrzeuge und löst dort den erst seit zwei Jahren tätigen Thomas Sedran ab. Der soll die Leitung Beteiligungsmanagement Nutzfahrzeuge und Maschinenbau des Volkswagen Konzerns übernehmen und in dieser Funktion direkt an dem im Konzernvorstand zuständigen Gunnar Kilian berichten. Im Speziellen soll Sedran in dieser Funktion dem Vernehmen nach die strategische Ausrichtung der Beteiligungen des Volkswagen Konzerns im Auftrag des Konzernvorstands koordinieren.

Intra startete 2001 als Produktionsingenieur bei der damaligen MAN Nutzfahrzeuge AG, 2004 wurde ihm bereits die Leitung der zentralen Werksverbundplanung übertragen. Von 2006 an leitete Intra die Geschäftseinheit schwere Lkw. Nach weiteren Managementpositionen in der Türkei und in Brasilien übernahm Intra 2012 das Vorstandsressort Produktion & Logistik der MAN Truck & Bus AG. Seit November 2015 war er zusätzlich in Personalunion für das Ressort Forschung & Entwicklung zuständig.  Ihm folgt bei Traton Martin Rabe, bislang Leiter Organisation, HR Prozesse und IT bei MAN Truck & Bus, als Personalvorstand und Arbeitsdirektor.

Sedran leitete die Transformation ein

Sedran war 2015 von Volkswagen zum Leiter Konzern Strategie der AG berufen worden. Seit 1. September 2018 war er Vorsitzender des Markenvorstands Volkswagen Nutzfahrzeuge. Hier hat er gemeinsam mit dem Markenvorstand vor allem die Zukunftsstrategie GRIP 2025+ aufgesetzt, die die größte Transformation der Marke einleitete. Hierzu gehört die Entwicklung hin zur Elektromobilität mit dem vollelektrischen ID. BUZZ, der ab 2022 im Werk Hannover produziert wird. Die im Juni 2020 geschlossenen Kooperationsverträge mit Ford sichern darüber hinaus die Auslastungen an den VWN-Standorten. Gleichzeitig hat VWN unter Dr. Sedran im Konzern die Verantwortung für die Entwicklung des autonomen Fahrens übernommen.

„Die Weiterentwicklung des Nutzfahrzeuggeschäfts gemäß der Global-Champion-Strategie und die strategische Weiterentwicklung des Maschinenbaus sind wesentliche Zukunftsfelder des Volkswagen-Konzerns“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Herbert Diess.

(jr/ha)

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