Volkswagen: Betriebsratschef sieht E-Mobilität auch für Schwer-Lkw

Im Doppelinterview mit EU-Politiker Manfred Weber (CSU) bezeichnet VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh Synfuels und Wasserstoff als viel zu teuer. Und empfiehlt Batterielektrik auch für Schwerlaster.

Nicht nur für Pkw: VW-Betriebsratschef Osterloh (2.v.l.) hält den batterieelektrischen Antrieb nicht nur für Pkw für die beste Option, sondern auch im Schwer-Lkw - wenn genügend Schnellladestationen vorhanden sind. Im Bild: Eröffnung einer urbanen DC-Station in Wolfsburg im Juni 2019. | Foto: VW
Nicht nur für Pkw: VW-Betriebsratschef Osterloh (2.v.l.) hält den batterieelektrischen Antrieb nicht nur für Pkw für die beste Option, sondern auch im Schwer-Lkw - wenn genügend Schnellladestationen vorhanden sind. Im Bild: Eröffnung einer urbanen DC-Station in Wolfsburg im Juni 2019. | Foto: VW
Christine Harttmann
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh hat sich für batterieelektrische Mobilität auch im Schwer-Lkw-Bereich ausgesprochen und sich im Hinblick auf Wasserstoff und synthetische Kraftsstoffe skeptisch gezeigt. Wie der oberste Arbeitnehmervertreter in einem Doppel-Interview der Süddeutschen Zeitung mit EU-Politiker Manfred Weber (CSU) erklärte, würde die breite Bevölkerung die Preise pro Liter für synthetisch produzierten Sprit oder auch Wasserstoff nicht bezahlen können. "Ich kann Ihnen sagen, was der richtige Weg ist: Elektromobilität", äußerste Osterloh entschieden. Er sehe die batterieelektrische Mobilität dabei auch im Schwerlastverkehr und hier nicht nur im Nahbereich.

"Bei Speditionen entscheiden Kosten pro Kilometer. Deshalb ist die Wasserstoff-Brennstoffzelle immer zu teuer", glaubt Osterloh.

Ohne Antriebsstrang und mit Batterie erhöhe sich das Gewicht lediglich um zehn Prozent. Die Fahrer müssten ohnehin alle vier Stunden pausieren, das würde genügen für die Versorgung mit Energie an Schnellladesäulen, wenn an der Autobahn genügend vorhanden seien. Er forderte in dem Kontext auch die Politik und die Energiekonzerne auf, ihren Beitrag zu leisten. Man könne mit anspruchsvollen politischen Vorgaben leben. Bedingung sei aber, dass man überall E-Autos verkaufen können muss. "Wir erwarten von der EU, dass eine Lade-Infrastruktur eben auch in Süd- oder Mittelost-Europa aufgebaut wird. Wir haben noch nie Benzin verkauft, wir haben noch nie Strom hergestellt", erklärte Osterloh der SZ.

Corona-Hilfen für Aufbau von Lade- und Wasserstoff-Infrastruktur

Weber hingegen will, dass die Hilfsgelder aus dem 750-Milliarden-EU-Programm neben eine Elektro-Ladeinfrastruktur gezielt auch für den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur sowie zur Entwicklung synthetischer Krafststoffe genutzt werden. Man brauche hier Leuchttürme und müsse Vorgaben für die CO2-Bilanz machen. "Die Umsetzung ist dann Aufgabe der Konzerne", findet der Unions-Politiker. Dafür benötige man ein Emissions-Handelssystem, das diesen Namen auch verdiene. Dass die Energie dadurch teurer werde, müsse man auch ehrlich sagen.

"Wir werden da Schiffe, Gebäude und anderes reinnehmen, was davon bisher nicht betroffen war", versprch Weber.

Der Fraktionschef der Konservativen im EU-Parlament wies zudem darauf hin, dass man über die Emissionen im Fahrzeug hinaus auch die Emissionen bei der Produktion stärker berücksichtigen solle. Es reiche nicht, nur CO2-Vorgaben zu machen, man müsse Märkte gestalten.

"Deswegen müssen wir darüber nachdenken, dass wir den Flottenverbrauch der Autohersteller nicht nur danach bemessen, was hinten aus dem Auspuff kommt, sondern die ganze Produktbilanz betrachten, sodass sich der Einsatz von CO2-frei produziertem Stahl auch für den Autokonzern rechnet", skizzierte Weber.

Keine zu harten Vorgaben bei den Abgasnormen

Er sprach sich zugleich gegen zu harte Vorgaben für die Erfüllung der nächsten Abgasnormstufe Euro 7 aus. "Grenzwertverschärfung ja, aber keine Verbrenner-Verbotspolitik durch die Hintertür", forderte Weber. Nach seinem Dafürhalten verschmutze ein moderner Diesel die Stadtluft "nicht mehr gravierend". Aus dem Grund sollten auch Menschen, die sich kein neues E-Auto leisten könnten, ihren Verbrenner weiter fahren dürfen. "Individuelle Mobilität darf es nicht nur für Vermögende geben", proklamierte der Politiker. Und verwies in dem Zusammenhang auch auf die Wahlerfolge von Rechtsradikalen in vielen europäischen Ländern.

Er wolle den Blick neben den ökologischen auch auf die sozialen Implikationen der Mobilitätswende gerichtet sehen. Die deutsche Autoindustrie sei das Rückgrat der europäischen Industrie. Aus seiner Sicht hätten die letzten Jahre doch bereits deutliche Verbesserungen beim CO2-Ausstoß gebracht, Europa sei weltweit der Maßstab, so Weber.

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