Vergleich Fiat Doblo: Stromer schlägt Diesel - in der Stadt

Einen Vorteil hat der Wechsel auf die EMP-2-Plattform von Stellantis für den Doblo schon mal: Ab sofort gibt's ihn als Elektro. Beim Cargo kommen noch Diesel und ein Benziner. Beim Kombi ist "E" der einzige Antrieb. Und der passt auch meist. Ein direkter Vergleich.

Direkte Gegenüberstellung in der Klassikstadt: Zwar gehört der Selbstzünder im Doblo längst nicht zu den Oldies, aber gegen den Stromer wirkt er tatsächlich wie ein Auslaufmodell, zumindest innerstädtisch und im Umlandbetrieb. | Foto: J. Reichel
Direkte Gegenüberstellung in der Klassikstadt: Zwar gehört der Selbstzünder im Doblo längst nicht zu den Oldies, aber gegen den Stromer wirkt er tatsächlich wie ein Auslaufmodell, zumindest innerstädtisch und im Umlandbetrieb. | Foto: J. Reichel
Christine Harttmann
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

Fiat gibt unter dem Stellantis-Dach verstärkt Strom: Jetzt rollt der Doblo in fünfter Auflage an den Start - und von Anfang an als Elektrovariante. Beim Kombi sogar der ausschließliche Antrieb, steht der BEV auch bei der Kastenversion des City-Vans im Mittelpunkt. Schließlich liegen bei den Hauptzielgruppen Handwerk, Gewerbe, Lieferdienste häufig taggleiche Touren mit gut abschätzbaren und eher urbanen Distanzen auf dem Programm. Das Emissionssparpotenzial ist dadurch deutlich größer als im Privatbereich. Allenfalls Pkw-Shuttledienste kommen hier noch auf ihre Kosten - und genug Meilen. So oder so könnte sich der E-Antrieb nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Betriebskasse lohnen: Auf 4.500 Euro ist die Preisdistanz vom E-Doblo mit 31.550 Euro Netto (Multicab 33.550 Euro) zum Top-Diesel mit 130 PS und Achtgang-Automatik geschrumpft. Den Rest erledigt die Umweltprämie, sodass man von Preisparität sprechen kann. Wer nicht ständig mit Anhänger fährt oder eilige Fernaufträge zu erledigen hat, für die sich insbesondere die Maxiversion eignet, der wird keinen Diesel mehr brauchen. Und den ab 22.100 Euro preiswerten Benziner werden aufgrund des höheren Verbrauchs von etwa 1,5 l/100 km zum Diesel allenfalls Wenigfahrer unter den Profis zu schätzen wissen, mehr Stehzeug als Fahrzeug. Der Pkw E-Doblo kommt ab 41.490 Euro Brutto.

Gegen den Stromer hat selbst ein kultivierter Diesel keine Chance

Wer viel urban unterwegs ist, erhält mit dem Stromer einen komfortablen, leisen und zumindest in Stadt und Umland einigermaßen reichweitenfesten Kleintransporter respektive Mehrzweckkombi. Bei einem direkten Vergleich von Stromer gegen Diesel kamen wir mit 19 kWh/100 km respektive 7 l/100 km über die gemischten Runden, wobei ein 15-Kilometer-Autobahn-Abschnitt sowie ein paar Schnellstraßensequenzen sowie viel City-Gezuckel dabei waren. Gefahren im Eco-Modus liegt immer noch genügend Spurtkraft an, um flott aus den Blöcken zu kommen.

Der Antrieb ist zudem vorbildlich leise, der B-Modus sorgt für noch immer moderate, aber spürbare Rekuperation, während der Normalmodus brav "segeln" lässt. Der neue und deutlich effizientere Vitesco-Antrieb mit bis zu 400 Kilometer Reichweite bei gleicher Akku-Größe und 12,7 kWh/100 km Verbrauch, den Stellantis bereits für einige Peugeot-Pkw-Modelle angekündigt hat, dürfte das Quintett aus Fiat Doblo, Citroen Berlingo, Peugeot Partner, Opel Combo und Toyota Proace City erst in ein paar Jahren bekommen.

Elektrische Hausmannskost

Einstweilen tut es die Kombination aus 100-kW-Syncrhonmotor, Frontantrieb und 50-kWh-Akku (46 kWh nutzbar) sowie einem 11-kW-AC und einem flotten 100-kW-DC-Lader auch. Mittlerweile nicht mehr "Elektro-Avantgarde", aber noch immer solide Hausmannskost, die für Gewerbezwecke völlig ausreicht. Dazu eine bequeme elektrische Parkbremse, die automatisch löst und einrastet und eine Eingang-Automatik, die jedes Gerühre am Schaltknauf in die Historie verweist. Wahlweise gibt es ein sinnvolles und nicht überkandideltes Paket aus Fahrerassistenz für faire 500 Euro, zusätzlich einen digitalem Rückspiegel (Magic Mirror), der etwas matschig auflöst, klobig im Raum steht und mit 1.000 Euro ganz schön teuer ist. Ein guter alter Analog-Spiegel tut's auch. Dennoch: So muss ein Liefervan der für die "Plug&Play"-Generation sein. Ein Drittel der gewerblichen Kundschaft will man für den Stromer erwärmen. Das sollte in Anbetracht der Nutzerprofile hinhauen, wenn der Strompreis jetzt nicht völlig "explodiert".

Im direkten Vergleich wirkt der Diesel, obgleich ein kultivierter Vertreter seiner Art, wie aus der Zeit gefallen: Erst etwas müder Antritt, dann umso strammere Beschleunigung, untermalt von einer Klangkulisse aus tausenden kleinen Explosionen in den Brennkammern, die man schon fast vergessen hat. Der 1,5-Liter-Selbstzünder aus den PSA-Regalen wird zwar nie wirklich laut und röhrig, aber zu einem lautlosen Stromer ist eben alles relativ. Immerhin sortiert die Achtgang-Automatik sehr flott hoch und ökonomisch, nutzt das satte Drehmoment des Aggregats von 300 Nm, sodass die Klangkulisse normalerweise im Rahmen bleibt.

Der Diesel reicht wirklich weit

Beeindruckend ist allerdings die Reichweitenanzeige: Wer es drauf anlegt, bewältigt dann mit 50-Liter-Tank halt 700 oder 800 Kilometer am Stück. Davon ist der Stromer im wahrsten Sinne des Wortes weit entfernt: Im Autobahnbetrieb steigt der Energiekonsum aufgrund der hohen Stirnfläche rapide an und 200 Kilometer Radius sind bei 120 km/h das höchste der Gefühle. Wer hier 300 Kilometer schaffen will, ist im gehobenen Lkw-Tempo unterwegs. Und sollte auch schauen, dass man es mit Klima und Lüftung nicht übertreibt, die im Eco-Modus ohnehin energiesparend gedrosselt sind. Außerdem kann der Diesel, dessen 100-PS-Version im Zweifel genügt, locker Anhänger bis 1.500 Kilo statt nur 750 Kilo ziehen und bietet mit bis zu einer Tonne Nutzlast hier auch 200 Kilogramm mehr als der Stromer. Der Laderaum fasst in beiden Fällen bis zu 4,4 Kubikmeter bei umgelegtem Beifahrersitz und in der Langversion.

Beiden Modellen gemein ist ein leiser Abroll- und guter Federungskomfort, wobei der Stromer noch etwas besser auf der Straße liegt, dank tiefem Schwerpunkt durch den Akku. Das Handling ist ausreichend präzise, gutmütig und klassengemäß, ohne größere sportive Ambitionen, die Nutzer dieser Gattung aber auch nicht erwarten. Der Wendekreis bleibt kompakt, auch bei der Langversion, die Übersicht ist in Ordnung, das Interieur praktisch und der Laderaum wie gehabt gut zugänglich, sauber verarbeitet und dank der bei Fiat sogenannten Magic-Cargo-Option mit Doppel-Klapp-Beifahrersitz und Durchlade flexibel erweiterbar, für 450 Euro ein fairer Deal. Was der Stromer dem Verbrenner voraus hat: Die Magic-Plug-Option erlaubt die Nutzung der Betriebsbatterie für externe Stromverbraucher, wie das etwa auch Ford beim E-Transit anbietet. Und ansonsten haben die Fiat-Designer dem Doblo das interessanteste und modernste Gesicht im Reigen der fünf "Zwillinge" verpasst. Das kann sich doch sehen lassen.

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