Verbände: Zu wenig Testmöglichkeiten, Fahrermangel und AdBlue-Knappheit

Transport- und Logistikunternehmen geraten aufgrund der 3G-Regelung für Fahrer zunehmend unter Druck – hinzu kommt ein Mangel an AdBlue.

Symbolbild: Pixabay
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Nadine Bradl

Die Transport- und Logistikunternehmen geraten auch in Süddeutschland angesichts der neuen und sehr kurzfristig umzusetzenden Corona-Regelungen zunehmend unter Druck. Der überwiegende Anteil der Fahrer ist zwar geimpft, angesichts des ohnehin bestehenden Fahrermangels fällt der Anteil nicht geimpfter Fahrer dennoch ins Gewicht, teilt der BGL-Süd, eine Kooperation der BGL-Landesverbände aus Baden, Württemberg und Bayern mit. Jeder Fahrer werde dringend gebraucht. 

Testmöglichkeiten fehlen

Es fehle an Möglichkeiten zur zertifizierten Testung für Fahrer, die Betriebsgelände von Kunden und Empfängern betreten müssen. Lkw starten angesichts der zu berücksichtigen Rampenzeiten von Kunden und Empfängern sowie der gesetzlichen Lenkzeitvorgaben auch zu Zeiten, zu denen Testmöglichkeiten kaum gegeben sind, so der Verband. Unterdessen organisieren die Transport- und Logistikunternehmen in kürzester Zeit eigene Testmöglichkeiten. 

Fragen bleiben offen

Erschwert werde den Unternehmen die Situation durch enge Vorgaben. So zählen zwar lt. Aussage des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales Arbeitsplätze in Fahrzeugen und in Verkehrsmitteln nicht zu den Arbeitsstätten im Sinne von § 28 IfSG und sind insoweit dem Homeoffice gleichgestellt. Dies allein löse das Problem aber nicht. Was ist, wenn der Lkw verlassen werden muss, etwa auf Betriebshöfen, an Rampen, bei Tankvorgängen oder Fahrzeugkontrollen, fragt der Verband.

AdBlue-Knappheit bereitet zusätzliche Probleme

Hinzu komme, dass die Transportunternehmen seit Wochen mit einer Verknappung von AdBlue zu kämpfen haben. Bei AdBlue handelt es sich um eine Harnstofflösung, die insbesondere bei Lkw zur Reduzierung der Stickoxidemissionen eingespritzt wird. In einem speziellen Katalysator reagiert die Flüssigkeit mit den Schadstoffen und wandelt sie fast vollständig in Wasserdampf und ungefährlichen Stickstoff um. AdBlue wird derzeit von der Chemischen Industrie nicht in ausreichender Menge produziert. Ebenso wie beim Kraftstoff kann ein Lkw ohne AdBlue aber nicht eingesetzt werden. Der Branchenverband BGL hat deshalb nach eigenen Angaben bereits ein wöchentliches Notkontingent für Mitglieder gesichert, denen AdBlue auszugehen droht und die daher ihre Fahrzeuge stehen lassen müssten.

Auch das Thüringer Verkehrsgewerbe läuft Sturm gegen die geplante 3G-Regelung, teilt der Landesverband Thüringen des Verkehrsgewerbes LTV e.V. mit.

„Es wird Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt, der deutlich nach hinten losgehen kann. Viele Fahrer und Fahrerinnen wollen sich einfach nicht impfen lassen und drohen mit Krankschreibungen ab Montag“, sagte Martin Kammer, Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Thüringen des Verkehrsgewerbes LTV.

Er fügte hinzu: „Man kann Menschen nicht zu einer Impfung zwingen. Es kann uns nun passieren, dass Patienten am Montag nicht wie geplant zur Dialyse gefahren werden oder Supermarktregale leer bleiben. Auch Zulieferungen für die Fertigung werden im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke bleiben, wenn die Fahrer fehlen.“

Der Fachkräftemangel habe ohnehin schon zu kritischen Engpässen geführt, es seien kaum noch freie Lkw und Taxen verfügbar. Die Kammer beklagte, dass nach Monaten der Untätigkeit nun mit der Brechstange versucht werde, Menschen zum Impfen zu bewegen.

„Jeder Einzelne mag unterschiedliche Motive haben, warum er sich diesen Piecks nicht abholt. Aber den Druck auf die Unternehmen zu verlagern, um durch die Hintertür eine Impfpflicht einzuführen – das wird uns sehr schnell auf die Füße fallen.“

Der LTV hat in dieser Woche nach eigenen Angaben die Gesundheitsministerin in Thüringen sowie die Verkehrsministerinnen in Sachsen-Anhalt und Thüringen auf die 3G-Problematik im Verkehrsgewerbe hingewiesen. Eine Antwort stehe noch aus.

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