VDA: Weniger Fahrzeuge durch Halbleitermangel?

Laut VDA-Prognose wird sich die Halbleiternachfrage in der Automobilindustrie bis 2030 verdreifachen. Der EU Chips Act müsse daher automobilrelevante Chips fördern, so der Verband.

 

Mit zunehmender Digitalisierung und Elektrifzierung besteht ein erhöhter Bedarf an Halbleitern - Produktionsbild vom VW Crafter. (Foto: Volkswagen AG)
Mit zunehmender Digitalisierung und Elektrifzierung besteht ein erhöhter Bedarf an Halbleitern - Produktionsbild vom VW Crafter. (Foto: Volkswagen AG)
Anna Barbara Brüggmann
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat vor einem massiven Mangel an Halbleitern gewarnt. Sofern keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen würden, könnte es bis 2026 global zu einem Produktionsrückgang von 20 Prozent kommen, prognostiziert der Verband. Dies entspricht rund 18 Millionen Fahrzeugen. Das geht aus einer vom VDA beauftragten Studie hervor. Bereits 2021 führte der Mangel laut den Studienautorinnen und Studienautoren zu einem globalen Produktionsrückgang von 9 Prozent.

Die Halbleiternachfrage in der Automobilindustrie werde sich der Studie zufolge bis 2030 verdreifachen. Die Nachfrage insgesamt über alle Branchen hinweg steigt im selben Zeitraum jedoch nur um den Faktor 1,8. Das bedeutet: Das Wachstum der Chipnachfrage in der Automobilindustrie ist 1,7-mal höher als im Durchschnitt der anderen Branchen. Die Automobilindustrie ist im Branchenvergleich also am stärksten betroffen, warnt der Verband. Damit steige der notwendige Versorgungsanteil der Automobilindustrie an Chips bis 2030 auf 14 Prozent der globalen Halbleiterkapazitäten. Der heutige Marktanteil liegt bei acht Prozent. Die hohe Nachfrage geht insbesondere auf den Hochlauf der Elektromobilität zurück sowie einem zunehmenden Anteil von Fahrerassistenzsystemen und Funktionserweiterungen bis hin zum autonomen Fahren, führt der Verband zum Vergleich an.

Großer Bedarf an Chips über 90 Nanometer

Für die Automobilindustrie seien insbesondere Chips von größer 90 Nanometern von großer Bedeutung. Laut der Studie werden bis 2030 rund 60 Prozent des Chipbedarfs der Automobilindustrie auf diese Knotengröße entfallen. Aktuell werden jedoch weniger als 20 Prozent der angekündigten Investitionsausgaben in der globalen Chipindustrie bis 2025 in Knotengrößen von 65 Nanometern oder größer getätigt.

Zurzeit liegt ein Schwerpunkt von Förderung und Investitionen bei Bauteilen von sieben Nanometer oder kleiner, beispielsweise Mikroprozessoren mit höheren Rechenleistungen bei gleichzeitig verbesserter Energieeffizienz. Weiteres Studienergebnis: Die Autoindustrie wird bis 2030 zum drittwichtigsten Chip-Abnehmer nach der mobilen Kommunikation und der Datenspeicherung. China hat das bereits erkannt. Laut der Studie investieren insbesondere chinesische Halbleiterunternehmen in die Knotengröße von 90 Nanometern oder größer, um die inländischen Automobilunternehmen zu fördern.

Zusätzliche Produktionskapazitäten nötig

Um den drohenden nachhaltigen Produktionsrückgang in Europa entgegenzusteuern und die Lieferkette deutlich resilienter aufzustellen, sind insbesondere zusätzliche Produktionskapazitäten in den automobilrelevanten Knotengrößen in Europa voranzutreiben. Die Botschaft lautet „Ausbau, Ausbau, Ausbau“ entlang eines nachvollziehbaren Konzeptes unter Nutzung pragmatischer Genehmigungsverfahren.

„Dem EU Chips Act müssen nun dringend Taten folgen. Europa muss jetzt in die Produktion automobilrelevanter Chips investieren und die Produktion von großen Chips hochfahren. Nur so kann die Halbleiter-Abhängigkeit von Asien minimiert und die Resilienz der deutschen und europäischen Automobilindustrie gestärkt werden. Und nur dann kann die deutsche und europäische Automobilindustrie auch in Zukunft eine weltweite Führungsrolle einnehmen, Wohlstand sichern und die klimaneutrale Mobilität weiter vorantreiben", appelliert
VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

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