Varta: Aktionäre sollen leer ausgehen
Radikale Schritte geht laut Dpa der Batteriehersteller Varta - und wählt ein Verfahren, das verhindern soll, dass das Unternehmen in die Pleite rutscht. Varta kündigte am 21. Juli 2024 in Ellwangen an, kurzfristig beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -Restrukturierungsgesetz (StaRUG) anzuzeigen.
Damit solle eine mögliche Insolvenz von Varta nachhaltig abgewendet werden. Während die Mitteilung die Sicherung von Arbeitsplätzen und den Schutz von Gläubigerinteressen hervor gehoben habe, habe sie für die bisherigen Aktionäre eine bittere Nachricht enthalten:
Beide der Gesellschaft vorliegenden Restrukturierungsvorschläge würden eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf null Euro vorsehen - verbunden mit einer anschließenden Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss und unter Ausgabe neuer Aktien.
Da die bestehenden Anteilseigner dem entschädigungslosen Verlust ihres gesamten Aktienpakets und dem vollständigen Herausdrängen aus dem Unternehmen nach Einschätzung von Varta kaum mit der erforderlichen Mehrheit von 75 Prozent des anwesenden Grundkapitals zustimmen dürften, solle das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) zum Tragen kommen.
Dieses sehe vor, dass einzelne Aktionäre oder Gläubiger keine Rechte mehr haben, um ein operativ lebensfähiges Unternehmen nicht im Bestand zu gefährden. Dabei solle auch ein Schuldenschnitt vorgenommen werden, dem die Gläubiger laut Mitteilung aber nur zustimmen würden, wenn das Eigenkapital auf null herabgesetzt wird.
Aktuelle Verhandlungen
Varta habe einen finanziellen Bedarf im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Zur Deckung sei auch die Beteiligung von Finanzgläubigern und Investoren vorgesehen. Hierzu liefen aktuell Verhandlungen unter anderem mit dem bisherigen Mehrheitseigentümer Michael Tojner, der auch Aufsichtratschef ist, und dem Sportwagenbauer Porsche AG, der zum Volkswagen-Konzern gehört.
Dieser hatte erst Anfang Juli 2024 mitgeteilt, Varta das Geschäft für Elektroautobatterien abkaufen zu wollen. Große Gläubiger würden den heute skizzierten Plan nach Informationen aus Finanzkreisen skeptisch sehen, da sie von der geplanten Kapitalerhöhung ausgeschlossen würden.
Die Möglichkeit, nach dem Kapitalschnitt frisches Geld zu geben und damit weiter am Unternehmen beteiligt zu sein, bliebe dem bisherigen Mehrheitsaktionär und Porsche vorbehalten. Dies widerspreche einer fairen Gleichbehandlung.
Das sei nach Einschätzung großer Gläubiger allerdings eine Voraussetzung, damit das StaRUG-Verfahren überhaupt Chancen auf Erfolg habe. Den Kreise-Informationen zufolge seien die von den großen Gläubigern gemachten Vorschläge, die bereits seit einiger Zeit vorliegen, bisher nicht ausreichend gewürdigt worden.
Und dies, obwohl Varta-Chef Michael Ostermann in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag beteuert habe, beide Vorschläge zum Wohle von Varta prüfen zu wollen. Bei den Verbindlichkeiten, die Varta großen institutionellen Kreditgebern wie Banken und Hedge-Fonds schuldet, gehe es dem Vernehmen nach um einen Konsortialkredit und Schuldscheine in der Summe von knapp einer halben Milliarde Euro.
Gläubigervertreter würden daher darauf setzen, enger in die geplanten Rettungsschritte eingebunden zu werden. Varta wurde den Angaben zufolge 2017 für 17,50 Euro an die Börse gebracht. Lange Zeit sei das Papier an der Börse gefragt gewesen, Anfang 2021 sei der Kurs bis auf 181,30 Euro gestiegen, bevor es wieder rapide bergab gegangen sei.
Am Freitag habe die Aktie zum Xetra-Handelsschluss 10,32 Euro gekostet. Der Börsenwert des Unternehmens habe damit bei knapp 440 Millionen Euro gelegen. Etwas mehr als die Hälfte der Aktien sind im Eigentum von Montana Tech Components, so heißt es, die wiederum dem Aufsichtsratschef Michael Tojner gehöre.
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