Umweltbundesamt: Emissionen insgesamt sinken, steigen aber im Verkehr

Die UBA-Bilanz 2022 stellt dem Verkehrssektor eine schlechte Note aus: Der Bereich verfehlt als einziger gleichzeitig seine Klimaziele und verzeichnet weitere Steigerung. Nur in der Gesamtbilanz kann Deutschland die gesetzlichen Vorgaben knapp einhalten. Hohe Spritpreise ohne dämpfende Wirkung auf die Nachfrage, weil Tankrabatt konterkariert.

Doppelfehler: Der Verkehr legt weiter zu und verfehlt zudem seine Klimaziele. | Foto: Audi
Doppelfehler: Der Verkehr legt weiter zu und verfehlt zudem seine Klimaziele. | Foto: Audi
Nadine Bradl
(erschienen bei VISION mobility von Johannes Reichel)

Im Jahr 2022 sind die Treibhausgasemissionen Deutschlands leicht um 1,9 Prozent gesunken, hat das das Umweltbundesamt jetzt anhand eigener Berechnungen bilanziert. Die Sektoren Verkehr und Gebäude liegen dagegen wieder über den im Bundes-Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmengen. Gesamt wurden rund 746 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt – das sind gut 15 Millionen Tonnen weniger als 2021. Insgesamt sind die Emissionen seit 1990 in Deutschland damit um 40,4 Prozent gesunken.

Insgesamt sind die Zielwerte des Bundesklimaschutzgesetzes (KSG) damit zwar in Summe eingehalten, allerdings gibt es einen bedeutenden Anstieg beim Energiesektor: Dieser weise 10,7 Millionen Tonnen mehr auf als 2021 und liegt bei rund 256 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Grund ist, dass trotz den Einsparungen beim Erdgas ein vermehrter Einsatz vor allem von Stein- und Braunkohle zur Stromerzeugung die Emissionen steigen lässt. Als gute Nachricht sieht man, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien das zwar dämpfen konnte, sie stieg um neun Prozent gegenüber 2021. Der Energiesektor könne seine Jahresemissionsmengen für 2022 von 257 Millionen Tonnen daher knapp einhalten.

Chronisch säumig: Verkehrssektor legt abermals zu

Im Verkehr wurden im Jahr 2022 rund 148 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente ausgestoßen. Damit liegen die Treibhausgasemissionen dieses Sektors rund 1,1 Millionen Tonnen (0,7 Prozent) über dem Wert von 2021 und rund neun Millionen. Tonnen über der im Bundesklimaschutzgesetz für 2022 zulässigen Jahresemissionsmenge von 138,8 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente.

"Der Verkehr ist der einzige Sektor, der gleichzeitig sein Ziel verfehlt und einen Emissionsanstieg gegenüber dem Vorjahr verzeichnet", so die ernüchternde Bilanz des UBA.

Trotz der besonders hohen Kraftstoffpreise im Jahr 2022 und der befristeten Einführung des 9-Euro-Tickets im ÖPNV sind die Emissionen des Straßenverkehrs wieder gestiegen. Nachdem die Corona-Einschränkungen weitgehend aufgehoben wurden, hat der Pkw-Verkehr wieder leicht zugenommen. Außerdem wurden die hohen Kraftstoffpreise durch den „Tankrabatt“ gemindert. Obwohl 2022 bei den Neuzulassungen von Elektroautos ein Rekordjahr war, reicht der Zuwachs nicht aus, um die Zunahme der Emissionen auszugleichen, bilanziert das UBA.

Industrie schafft deutliche Senkung: Hohe Preise zwingen zu Effizienz

Nachdem 2021 im Sektor Industrie die nach dem Bundesklimaschutzgesetz festgelegte Höchstmenge noch knapp überschritten wurde, sanken die Emissionen 2022 deutlich um 19 Millionen Tonnen CO-Äquivalente bzw. 10,4 Prozent auf 164 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Hier wirken sich die durch den Krieg in der Ukraine stark gesunkenen Energieeinsätze, insbesondere in der metallverarbeitenden und chemischen Industrie aus. In Folge dessen sind allerdings auch die Produktionszahlen teilweise rückläufig, insbesondere bei den energieintensiven Industrien.

Bei den Gebäuden kam es 2022 zu einer Emissionsminderung von knapp sechs Millionen Tonnen CO-Äquivalenten (minus 5,3 Prozent) auf rund 112 Millionen Tonnen CO-Äquivalenten. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor, wie bereits im Vorjahr, die erlaubte Jahresemissionsmenge gemäß Bundes-Klimaschutzgesetz, die bei 107,4 Millionen Tonnen CO-Äquivalenten liegt. Die Emissionsreduzierung liegt wie im Energie- auch im Gebäudesektor wesentlich in den gestiegenen Energiepreisen begründet, so das Amt.

Prüfung und Nachbesserung

Die Emissionsdaten des Jahres 2022 werden nun, wie im Gesetz vorgesehen, vom Expertenrat für Klimafragen geprüft. Der Expertenrat legt innerhalb eines Monats eine Bewertung der Daten vor. Danach haben die jeweils zuständigen Ministerien laut Gesetz drei Monate Zeit, ein Sofortprogramm vorzulegen, das Vorschläge für Maßnahmen enthält, die den Gebäudesektor und Verkehrssektor in den kommenden Jahren auf den vorgesehenen Zielpfad bringen. Die Bundesregierung arbeitet allerdings bereits an einem ⁠Klimaschutz-Sofortprogramm, das diese Anforderungen so weit wie möglich erfüllen soll.

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