Umfrage: Österreich sagt "Nein" zum Gigaliner

Die EU will derzeit eine neue Richtlinie auf den Weg bringen und damit größere wie längere Lkw auf allen europäischen Straßen zulassen. So sollen mehr Güter transportiert werden können und die Mega-Lkw für weniger Verkehr sorgen. Mitte Juni soll darüber entschieden werden.

Die Österreicher:innen befürchten negative Auswirkungen beim Einsatz größerer Lkw. Auch eine knappe Mehrheit der EU-Bürger:innen wehrt sich gegen die Mega-Lkw und die europäischen Güterbahnen warnen vor einer Rückverlagerung von der nachhaltigen Schiene auf die Straße. Foto: ÖBB
Die Österreicher:innen befürchten negative Auswirkungen beim Einsatz größerer Lkw. Auch eine knappe Mehrheit der EU-Bürger:innen wehrt sich gegen die Mega-Lkw und die europäischen Güterbahnen warnen vor einer Rückverlagerung von der nachhaltigen Schiene auf die Straße. Foto: ÖBB
Daniela Sawary-Kohnen

Die Mehrheit der EU-Bürger:innen will laut einer aktuellen Umfrage keine so genannten Gigaliner, also Lkw mit 44 Tonnen oder mehr und 30 Metern Länge. Das gilt auch für Österreich, wie die repräsentative Umfrage des französischen Marktforschungsunternehmens Harris Interactive unter 980 Menschen in Österreich ergeben hat. So lehnen 65 Prozent der Österreicher:innen den Einsatz größerer Lkw und Gigaliner auf den heimischen Straßen ab.

EU-weit wurden über 8.000 Menschen in den neun Ländern Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, Italien, Polen, Ungarn, Spanien und Rumänien befragt, insgesamt sagten 51 Prozent „Nein“ zu größer dimensionierten Lkw auf der Straße.

Sorgen der Bevölkerung
Mehr als 80 Prozent der befragten Österreicher:innen sorgen sich, dass schwerere Lkw enorme Auswirkungen auf den Zustand der Infrastruktur haben und hohe Investitionen erfordern werden, während sie auch einen gefährlicheren Verkehr mit höheren Risiken für andere Verkehrsteilnehmer:innen befürchten. 57 Prozent rechnen zudem mit mehr Verkehr, da der Lkw-Transport billiger wird. Und rund 70 Prozent sind überzeugt, dass sich die Einführung von Gigalinern durch mehr CO2-Emissionen negativ auf das Klima auswirken wird, und sie befürchten, dass schwerere Lkw und Gigaliner auch zu mehr Belästigung von Anrainer:innen durch Lärm und Staubildung führen werden. 

Im März hatte der europäische Schienengüterverkehrssektor gewarnt, dass die EU zwar beabsichtige, den Verkehr umweltfreundlicher zu gestalten, indem sie mehr Gewicht und Platz für Batterien zulasse, der aktuelle Vorschlag jedoch die Ziele des „EU Green Deals“ gefährdeten, da er nur den Straßenverkehr optimiere und die enormen Auswirkungen auf den gesamten Verkehrssektor außer Acht lasse.

Rückverlagerung von nachhaltiger Schiene auf Straße
Derzeit erwägt die Europäische Union (EU) mit einer Novelle der Richtlinie zu „Höchstzulässigen Maßen und Gewichten“ (Weights and Dimensions Directive, Anm.) größere und längere Lkw auf allen europäischen Straßen zuzulassen. Größere Lastwagen und Gigaliner sollen mehr Güter pro Fahrzeug transportieren und damit für weniger Verkehr auf den Straßen sorgen, so das Argument.

Untersuchungen belegen allerdings laut der ÖBB, dass das Gegenteil der Fall wäre. Denn durch die größeren Ladekapazitäten würden die Preise für Transporte auf der Straße sinken und dass zu einer Rückverlagerung von der nachhaltigen Schiene auf die Straße führen und dadurch am Ende noch mehr Verkehr bringen. Zusätzlich hätten größere Lkw negative Auswirkungen auf Sicherheit, Straßeninfrastruktur und Faktoren wie Lärm und Schadstoffemissionen. Clemens Först, Vorstandssprecher der ÖBB Rail Cargo Group:

„Die Schiene ist unsere einzige Chance auf einen nachhaltigen Landverkehr und essenziell, um die Ziele des europäischen Green Deals zu erreichen. Sollte die EU-Richtlinie für höchstzulässige Gewichte und Abmessungen der Straßenfahrzeuge in ihrer aktuellen Form beschlossen werden, wird der Schienengüterverkehr gegenüber der Straße weiter an Attraktivität verlieren. Was wir mehr denn je brauchen, ist ein fairer Wettbewerb, der die externen Kosten für CO2-Emissionen, Verkehrssicherheit und den enormen Umbaubedarf der Straßeninfrastruktur berücksichtigt. Wir unterstützen explizit höhere Gewichte für E-Lkw, dies darf aber nicht als Feigenblatt für eine gleichzeitige Gewichtserhöhung für klassische Verbrenner dienen.”

Die Befragten seine sich zum Zeitpunkt der Befragung nicht bewusst gewesen, dass die Mega-Lastwagen eine Vielzahl von Sicherheitsbedenken mit sich bringen und ein erhebliches Risiko für die bestehende Infrastruktur darstellen würden, so der Bahnlogistiker weiter. Nach Bereitstellung von Informationen über die Eigenschaften dieser Fahrzeuge hätte eine Mehrheit den Einsatz von Gigalinern als negativ betrachtet und Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Straßeninfrastruktur, die Überlastung, die Verkehrssicherheit und den Lärm geäußert.

Die große Mehrheit bevorzuge die Förderung des kombinierten Verkehrs von Straße und Schiene, um die Straßenüberlastung zu verringern und höhere Sicherheitsstandards zu gewährleisten.

Mitte Juni will der EU-Verkehrsminister:innenrat final über eine neue Richtlinie für neue Maximal-Längen und -Gewichte von Lastwagen im europäischen Straßenverkehr entscheiden.

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