Es fällt der HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath heute sichtlich schwer Worte für das zu finden, was gerade in der Ukraine passiert. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz berichtet sie über die aktuellen Geschehnisse im Kriegsgebiet.
"Das ist ein bitterer Tag für alle friedlebenden Menschen weltweit - und für uns Europäer im Besonderen", sagt die Vorstandsvorsitzende. "Wir verurteilen auf das Schärfste den Einmarsch russischer Truppen in die unabhängige Ukraine."
Es sei ein "völkerrechtswidriger Akt", mit dem die in Europa bewährte Sicherheitsarchitektur zerstört wird. Das gerade von Russland "ein Krieg in Europa vom Zaun gebrochen wird" sei nicht nachvollziehbar.
"Unsere Sorge und unser Mitgefühl - von mir, meinen Vorstandskollegen und allen Mitarbeitern der HHLA AG - gilt den Menschen in der Ukraine, die nun Teil eines Kriegsgeschehens werden."
Besondere Besorgnis gelte natürlich den Mitarbeitern, die im Hafen von Odessa beschäftigt seien.
"Die letzten Mitarbeiter haben heute morgen den Hafen verlassen", verkündete Titzrath.
Ukrainer werden an die Waffen gerufen
Zuvor seien noch zwei Schiffe verlässlich abgefertigt worden, die inzwischen auch den Hafen verlassen konnten. Mit der Investition von rund 170 Millionen US-Dollar in den vergangenen 21 Jahren am Hafen Odessa, habe man eigentlich einen Beitrag zu "Frieden und Wohlstand" leisten wollen. Aktuell sei die Lage jedoch unübersichtlich, über mögliche Auswirkungen des Kriegszustands könne man folglich noch nichts sagen - es herrsche aber seit wenigen Stunden das Kriegsrecht. Somit könnten auch HHLA-Beschäftigte zum Kriegsdienst verpflichtet werden.
"Das macht uns betroffen", sagte die Vorstandsvorsitzende.
Man hoffe, dass anerkannt wird, wie wichtig der Hafen für die Infrastruktur und Versorgung der ukrainischen Bevölkerung ist.
"Ich schließe mich den zahlreichen Apellen an den russischen Präsidenten an, den Angriff auf die Ukraine sofort zu stoppen und die russischen Truppen zurückzuziehen. Krieg war noch nie ein Mittel zur Lösung von Konflikten und sollte eingedenk der schrecklichen Erfahrungen, die wir hier in Europa mit zwei Weltkriegen und Millionen von Toten gemacht haben, erst recht im 21. Jahrhundert, kein Mittel mehr sein", betonte Titzrath eindringlich.
Für die Bilanz des HHLA-Konzerns insgesamt sehen die Verantwortlichen keine Gefährdung durch die Schließung des Terminals. Bei einem Gesamt-Umschlag von rund 300.000 TEU falle der Umschlag in Odessa mit einer niedrigen einstelligen Zahl nicht groß ins Gewicht. Die Versorgung der ukrainischen Bevölkerung - sollte der Hafen längere Zeit blockiert werden - könnte allerdings ein Problem darstellen.
Nur das Sicherheitspersonal bleibt
HHLA habe, um ihre Mitarbeiter liquide zu halten, heute früh beschlossen, einen Monatslohn an die ukrainischen Beschäftigten auszuzahlen, so Titzrath. Aktuell befänden sich nur noch acht Mitarbeiter vor Ort, die für die Sicherheit des Terminals sorgen, so Philip Sweens, Geschäftsführer HHLA International. Hierbei handle es sich aber keineswegs um einen bewaffneten Schutz, sondern lediglich um ein Team, das beispielsweise bei einem Feuer oder ähnlichem eingreifen würde. Käme es zu einer militärischen Auseinandersetzung - für die es momentan am Hafen keinen Anhaltspunkt gibt - seien die Mitarbeiter angewiesen, das Terminal sofort zu räumen.
Kein Güterverkehr auf der Schiene
Aktuell fänden auch keine Transporte über die sogenannte Eiserne Seidenstraße - also per Schiene - statt. Welche Auswirkungen das haben wird, könne man derzeit noch nicht bewerten.
Auch zum weiteren Vorgehen am Terminal Odessa, konnte HHLA noch keine Auskunft geben. Man sei aufgrund des ausgerufenen Kriegsrechts an Weisung durch die ukrainische Regierung gebunden. Mit den Behörden sei man in regem Austausch, habe aber noch keine Auskunft erhalten können, wie lange die Schließung des Terminals andauern wird.
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