TÜV Rheinland: Lang-Lkw soll KV-tauglich werden

Das Pilotprojekt Ecoduo in Deutschland hat zum Ziel, den Lang-Lkw KV-tauglich zu machen und damit mehr Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Beteiligt sind neben dem TÜV Rheinland der Verband der Automobilindustrie (VDA) und Schmitz Cargobull. 

Deutlich länger als ein Standard-Lkw und dennoch mit der Bahn gut kombinierbar: der Ecoduo. (Foto: TÜV Rheinland)
Deutlich länger als ein Standard-Lkw und dennoch mit der Bahn gut kombinierbar: der Ecoduo. (Foto: TÜV Rheinland)
Christine Harttmann

Mehr Güter auf den kombinierten Verkehr Schiene-Straße locken – dieses Ziel verfolgt ein Deutsch-spanisches Pilotprojekt, das in eine einjährige Testphase gestartet ist. Dabei kommt eine neuartige Fahrzeugkombination zum Einsatz. Diese bestehe, so beschreibt es der TÜV Rheinland, aus einer Zugmaschine und zwei Standard-Sattelaufliegern, die über ein sogenanntes Dolly – das ist eine Kupplung, die den hinteren Sattelanhänger aufnimmt – verbunden sind. Mit einer Gesamtlänge von 31,70 Metern ersetzt dieser sogenannte Ecoduo also zwei konventionelle Lkw.

„Unser Gutachten zum sicheren Betrieb des EcoDuo war Voraussetzung dafür, dass die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr dem Lang-Lkw eine Ausnahmegenehmigung erteilt hat“, sagt Thomas Quernheim, Global Field Manager Engineering & Homologation bei TÜV Rheinland.

Der Prüfverband ist maßgeblich an dem Projekt beteiligt und begleitet es von straßenverkehrsrechtlicher und wissenschaftlicher Seite aus.

„Unsere Expertinnen und Experten werden das Fahrzeugkonzept während der Pilotphase bei Testfahrten begleiten, Messtechnik einbauen, Verbrauchs- und Belastungsdaten erheben und auswerten“, beschreibt Quernheim die Aufgaben. „Unser Abschlussbericht wird die Ergebnisse zusammenfassen und die Alltagstauglichkeit des EcoDuo bewerten.“

Von der Straße auf die Schiene

Das deutsch-spanische Pilotprojekt unter Federführung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) möchte den Nachweis erbringen, dass mit dem Ecoduo der sichere Betrieb und Gütertransport mit geringerem CO2-Ausstoß möglich ist als mit Standard-Lkw. Nach guten Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten in Skandinavien und Spanien werde das Fahrzeug auch nun in Deutschland getestet. So der TÜV Rheinland. Zwar sei in Deutschland bereits seit 2017 ein Lang-Lkw-Konzept zugelassen.

Doch die bei diesem Konzept vorgesehenen Anhängertypen lassen sich nur eingeschränkt auf die Bahn verladen. Denn der Kombinierte Verkehr benötigt Standard-Sattelanhänger, die mit gängigen, sogenannten „Taschenwaggons“ der Bahn kompatibel sind. Der Ecoduo von Fahrzeugbauer Schmitz Cargobull bietet genau dafür eine Lösung. Auf spanischen Straßen fährt er bereits. Nun erhielt er auch für das Pilotprojekt in Deutschland eine Ausnahmegenehmigung.

Die Expertise von TÜV Rheinland gab dem gesamten Projekt immer wieder Schubkraft. „Wir beschäftigen uns schon seit vielen Jahren mit der Frage, wie Lang-Lkw sicher eingesetzt werden können“, erklärt Quernheim. „Gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen, der Bundesanstalt für Straßenwesen, Fahrzeugherstellern und Spediteuren haben wir zum Beispiel ein entsprechendes Konzept entwickelt. Der Ecoduo und das gesamte Pilotprojekt werden von den gewonnenen Erkenntnissen und Erfahrungen profitieren.“

EcoDuo pendelt zwischen VW in Wolfsburg und dem Bahnterminal in Lehrte

Während der einjährigen Testphase wird der neuartige Lanfg-Lkw zwischen dem VW-Werk in Wolfsburg und dem 70 Kilometer entfernten Bahnterminal in Lehrte unterwegs sein. Dort werden die Standard-Sattelauflieger auf Waggons mit Ziel Barcelona verladen, wo sie fünf Tage später nach 1.700 Kilometern auf Schienen wieder an eine Zugmaschine angehängt und zum EcoDuo werden.

Der einjährigen Pilotversuch soll auf Grundlage des Realbetriebs die Chancen und Risiken der EcoDuo-Fahrzeugkombination bewerten sowie die Einsparpotenziale auf der Straße und im Terminalbetrieb feststellen und bestimmen. Die Ergebnisse dieses Pilotprojekts werden in einem Abschlussbericht zusammengefasst.

„Unsere Projektstudie wird auch die Alltagstauglichkeit des EcoDuo bewerten. Wir wollen zeigen, dass die Anforderungen an den Regelbetrieb ökologisch und ökonomisch vertretbar sind und die Verkehrssicherheit trotzdem gewährleistet ist.“, so der TÜV Rheinland-Experte Quernheim.

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