Die Dieselpreise, der Fahrermangel und die Trockenheit in Europa haben dazu beigetragen, dass die durchschnittlichen europäischen Straßenfrachtraten im dritten Quartal trotz geringerer Verbraucherausgaben erneut gestiegen sind. Die Daten vom Ende des Quartals zeigen jedoch, dass die Preise gegen Ende des Quartals nachgegeben haben. Das geht aus dem vierteljährlich erscheinenden European Road Freight Rates Benchmark Report hervor, der von Transport Intelligence (TI), Upply und IRU erstellt wird.
Allzeithoch und Marktanpassung
So erreichten die Frachtraten für den Straßengüterverkehr zwar ein Allzeithoch (129,7 Indexpunkte) – ein Plus von 5,4 Punkten gegenüber dem Vorquartal und von 19,6 Punkten gegenüber dem Vorjahr. Auf dem Spotmarkt kletterten die Raten auf 142,6 Punkte, ein Anstieg um 6,0 Punkte im Quartals- und um 26,4 Punkte im Jahresvergleich. Aber nach dem Höchststand im dritten Quartal beginnen die Raten auf vielen europäischen Verkehrswegen zu sinken. Hintergrund: Die geringeren Ratenerhöhungen in diesem Quartal sowohl im Kassa- als auch im Kontraktgeschäft deuten darauf hin, dass sich der Markt an die höheren Kosten angepasst hat, während die höheren Produktionskosten und die geringere Kaufkraft der Verbraucher den nachfrageseitigen Aufwärtsdruck auf die Raten zu mindern beginnen.
Der internationale europäische Straßengüterverkehr hat im dritten Quartal einen neuen Höchststand erreicht. Aber mit Blick auf den schwierigen Winter in ganz Europa sehen wir, dass die Frachtraten im September und Oktober aufgrund des sich reduzierenden Volumens zu sinken beginnen. Wir gehen davon aus, dass sich dieser Preisrückgang in den nächsten Quartalen fortsetzen wird. (Michael Clover, Head of Commercial Development bei TI)
Faktoren für hohe Frachtraten
Dennoch gibt es weiterhin zentrale Faktoren, die für hohe Frachtraten sorgen. So liegen die Spotraten in Europa aktuell 12,9 Punkte über dem Kontrakt. Im vorangegangenen Quartal lag der Abstand bei 12 Punkten und im 3. Quartal 2021 bei 6,1 Punkten. Die Dieselausgaben machen normalerweise ein Drittel der gesamten betrieblichen Transportkosten aus, doch angesichts des Preisanstiegs für den Treibstoff könnten sie nun 50 % der Kosten betragen. Zudem wird erwartet, dass der Fahrermangel bis Ende 2022 weiter zunehmen wird – mit einem geschätzten Anstieg der unbesetzten Lkw-Fahrerstellen um 40 %.
Vor dem Hintergrund der weltweiten Inflation ist das Klima in Europa durch eine Abschwächung von Nachfrage und Konsum gekennzeichnet. Dies verlangsamt den Anstieg der Straßenfrachtraten, kehrt den Trend aber nicht um. In der Tat sehen sich die Spediteure mit einem Arbeitskräftemangel konfrontiert, der sich auf die verfügbare Kapazität auswirkt und zu einem Anstieg der Gesamtkosten führt. Die Upply-Daten zeigen eine wachsende Kluft zwischen Spot- und Vertragspreisen. Die Verlader haben mehr denn je ein Interesse daran, langfristige Verträge abzuschließen, um ihre Kapazitäten zu sichern und wettbewerbsfähige Preise von den Spediteuren zu erhalten. (Thomas Larrieu, Chief Executive Officer bei Upply)
Weitere aktuelle Entwicklungen
- Fertigungsaufträge in Deutschland: Steigende Energiekosten und Unsicherheiten bei der Energieversorgung machen der deutschen Industrie zu schaffen. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland ist im dritten Quartal auf einen Durchschnittswert von 48,7 gefallen, was einem Rückgang von 5,1 Punkten gegenüber dem Vorquartal entspricht. Damit befindet sich das verarbeitende Gewerbe in Deutschland fest im Bereich der Schrumpfung. Dies ist ein erstes deutliches Anzeichen dafür, dass die deutsche Industrie weniger Straßengüterverkehr nachfragen wird, da die Fabriken ihre Leistungsumfänge reduzieren und die Herstellung von Zwischen- und Endprodukte zurückfahren.
- Unterbrechung der Produktion in Großbritannien: Die Strompreise für Terminlieferungen im Vereinigten Königreich sind im Jahresvergleich um mehr als 500 % gestiegen, wobei die Preise alleine im August um 64,2 % zulegten. Das Land weist sch zu Beginn des Winters die unsicherste Energieversorgungsituation in Europa auf. Auch wenn die Auswirkungen ungewiss sind, ist es möglich, dass es im Winter zu Produktionsunterbrechungen im Vereinigten Königreich kommen kann, die das Straßengüterverkehrsaufkommen verringern.
- Nachfrage nach Fahrern: In den wichtigsten europäischen Ländern (Frankreich, Spanien, Deutschland, Rumänien, Polen und Dänemark) steigt die Nachfrage nach Fahrern zwischen Januar und September 2022 kontinuierlich an (+44 %). Für das Jahr 2026 wird ein weitaus größerer Mangel prognostiziert, mit einem Multiplikatoreffekt von bis zu sieben im Fall von Frankreich.
- Frühe Ernten in Spanien: Einige Gebiete Spaniens haben den trockensten Sommer seit mehr als 1.200 Jahren erlebt. Während die Trauben normalerweise Mitte September geerntet werden, waren viele Erzeuger gezwungen, bereits im August damit zu beginnen. Dadurch steigt die Nachfrage nach spanischem Straßengüterverkehr im dritten Quartal mehr als üblich, wird allerdings im vierten Quartal auch stärker sinken.
- Flussfrachtkapazität reduziert: Die Trockenheit in Europa führte dazu, dass die Flussfrachtkapazitäten auf dem gesamten Kontinent reduziert wurden, was die Nachfrage auf die Straße verlagerte und die Raten auf einigen Strecken weiter in die Höhe trieb. Die hohen Sommertemperaturen haben sich auch auf die landwirtschaftliche Produktion des Kontinents ausgewirkt, so dass viele Sektoren mit extrem niedrigen Erntemengen rechnen.
- Strecke Paris–Madrid: Alle Preise auf der 1.270 km langen Strecke zwischen Paris und Madrid haben im dritten Quartal 2022 ein neues Allzeithoch erreicht. Auf der Hauptroute liegen die Kontraktraten jetzt bei durchschnittlich 1.570 Euro pro Fahrt (1,24 Euro/km), das sind 2,7 % mehr als im Vorquartal und 21,8 % mehr als im Vorjahr.
- Österreichische Strecken: Treibstoffzuschläge führten dazu, dass die Vertragsraten auf den österreichischen Strecken am stärksten anstiegen, während der Spotmarkt die erhöhten Treibstoffkosten schnell einpreiste. Der durchschnittliche Q-o-Q-Anstieg auf den österreichischen Importrouten war mehr als doppelt so hoch wie der europäische Durchschnitt, sowohl auf dem Spot- als auch auf dem Kontraktmarkt.
- Deutschland–Polen: Die Spotraten sind jetzt 23,2 % höher als die Kontraktraten von Duisburg nach Warschau – einer der größten Differenzen in Europa.
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