Transportroboter: Laura fährt mit dem Bus
Zwei Jahre lang zogen die beiden exotisch anmutenden „TaBuLaShuttle“ in Lauenburg an der Elbe die neugierigen Blicke der Lauenburgerinnen und Lauenburger sowie der touristischen Gäste und des Fachpublikums auf sich: Das gemeinsame Projekt des Kreises Herzogtum Lauenburg und der Technischen Universität Hamburg, zusammen mit weiteren Partnern, sollte im ersten Schritt die Einsatzmöglichkeiten eines automatisierten Öffentlichen Personennahverkehrs erforschen. In einer späteren Projektphase kam dann noch ein kombinierter Fahrgast- und Warentransport mittels Transportroboter „Laura“ hinzu, wie eine Pressemitteilung vom 5. Juli berichtet. Am 30. Juni präsentierten die Forscherinnen und Forscher der TUHH dem Fachpublikum nun ihre Ergebnisse und gaben einen Ausblick auf zukünftige Projekte.
Insgesamt waren der Forschungskooperation zufolge über die gesamte Projektlaufzeit 145 Personen in Planung, Genehmigung, Betrieb und Forschung an Shuttle und Transportrobotern involviert. Der aktive Fahrbetrieb, bei dem Fahrgäste kostenfrei durch Lauenburgs Altstadt und in die Oberstadt fahren konnten, dauerte demnach von Oktober 2019 bis November 2021. In dieser Zeit legten beide Shuttles fast 7.500 Kilometer Fahrtweg unfallfrei zurück. Mehr als 4.600 Fahrgäste haben laut den Projektpartnern das Shuttle genutzt, viele von ihnen haben auch an den Umfragen der Forscherinnen und Forscher der TUHH teilgenommen. Diese seien wichtiger Bestandteil der Feldforschung zur Akzeptanz automatisierter Transportsysteme, heißt es. 94 Prozent der Befragten hätten sich positiv über das Shuttle in Lauenburg an der Elbe geäußert.
Der selbst entwickelte Transportroboter Laura kam im vergangenen Projektjahr hinzu und transportierte der Mitteilung zufolge bis zum Projektende fast 3.400 Briefe und 50 Pakete zwischen den Dienststellen der Lauenburgischen Stadtverwaltung. 85 Prozent der Umfrageteilnehmenden schätzten Laura in der begleitenden Umfrage als vertrauenswürdig ein, ungefähr gleich viele Personen könnten sich künftig einen kombinierten Personen- und Warentransport vorstellen. Insgesamt war die Akzeptanz für die Idee eines automatisierten und kombinierten Verkehrs groß.
Derzeit seien die am Markt verfügbaren Systeme zwar in der Lage automatisierten Personen- und Gütertransport zu erproben, allerdings erforderten viele alltägliche Sondersituationen das Eingreifen einer Begleitperson, wie zum Beispiel ein heraneilender Rettungswagen, sind sich die Forscher der TUHH einig. Aufgrund der notwendigen Begleitperson, geringer Geschwindigkeiten und mangelnder Serienreife sei aktuell wirtschaftlich noch kein Regelbetrieb realisierbar.
Die Projektpartner zeigen sich trotz vieler verbleibender Herausforderungen zufrieden: Die gewonnenen Erkenntnisse, Weiterentwicklungen und Daten konnten ihrer Einschätzung nach bei der Entwicklung des ÖPNV der Zukunft wichtige Bausteine liefern und das Wissen zum Stand der Technik breit streuen. Andere Projekte können die Ergebnisse für ihre weitere Forschung nutzen und aus den Erfahrungen in Lauenburg an der Elbe lernen.
Prof. Dr. Carsten Gertz, Professor für Verkehrsplanung und Logistik an der TUHH, sagt:
„Im Rahmen des Projektes TaBuLa-LOG entstanden – neben den gesammelten Erfahrungen und Erkenntnissen – auch unzählige wissenschaftliche Arbeiten und vielen Studierenden wurde ein spannendes Schwerpunktthema für ihre Forschung oder ihre Abschlussarbeit ermöglicht.“
Und auch wenn die Shuttles nun erst mal wieder aus Lauenburg verschwunden sind, Transportroboter Laura wird sich hier im Rahmen des Folgeprojekts „TaBuLa-LOGplus“ gelegentlich noch einmal wieder sehen lassen. Die TUHH forscht nach Eigenangaben bis Juni 2024 an einer Technischen Leitstelle und der Weiterentwicklung der Automatisierung und Vernetzung von eigenentwickelten Transportrobotern.
Das „Testzentrum für automatisiert verkehrende Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg (TaBuLa)“ sowie das Nachfolgeprojekt „TaBuLa-LOG – Kombinierter Personen- und Warentransport in automatisierten Shuttles“ wurden durch die Projektpartner Technische Universität Hamburg und Kreis Herzogtum Lauenburg getragen und durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr im Rahmen der Förderrichtlinien „Automatisiertes und vernetztes Fahren“ und „Ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Mobilitätssystem durch automatisiertes Fahren und Vernetzung“ mit 3,7 Millionen Euro gefördert.
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