Timocom Transportbarometer: Marktnormalisierung auf niedrigem Niveau
Nachdem das Transportbarometer in den Corona-Jahren sehr volatil war - mal außergewöhnlich niedrig, mal sehr hoch - pendelt es sich in diesem Jahr auf dem Niveau von 2019 ein. Trotz einer leichten Erholung gegenüber den Vorquartalen schwächelt der Transportmarkt jedoch weiterhin. Dies geht aus den aktuellen Zahlen von Timocom hervor.
Abstand zum Vorjahr verringert sich
Nachdem die europaweiten Frachtangebote in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres deutlich unter den Vorjahreswerten lagen – im ersten Quartal um 51 Prozent und im zweiten Quartal um 46,3 Prozent – verringerte sich der Abstand im dritten Quartal auf 21 Prozent unter Vorjahr. Der Monat mit den meisten Frachtangeboten war der September, der allerdings noch 13 Prozent niedriger lag als im Vorjahr. Deutschland fiel die Zahl der Frachtangebote im dritten Quartal sogar um 32 Prozent geringer aus als im Vorjahr.
Wie erwartet hat die Nachfrage nach Transportkapazitäten nach der Sommerpause wieder zugenommen. Im September wurde auf dem Timocom-Marktplatz deutlich mehr Transportbedarf registriert: Europaweit wurden 46 Prozent mehr Frachtangebote generiert als noch im August. In Deutschland zeigte sich sogar ein Anstieg um 57 Prozent. Das Verhältnis Fracht zu Laderaum lag in Europa im Juli bei 64 zu 36, im August bei 57 zu 43. Im September war es mit 69 zu 31 entsprechend weniger ausgeglichen.
Konjunkturelle Entwicklung drückt Nachfrage im Transportmarkt
Die Entwicklung zeigt deutlich, dass weiterhin trotz rückläufiger Inflation die schwächelnde Konjunktur auf die Transportbranche drückt. Als einen Grund dafür nennt Timocom die eklatante Schwäche im Bausektor, die sich negativ auf die Auftragslage der Transporteure auswirkt. Aber auch die Konsumzurückhaltung und ausbleibende Investitionen in vielen Bereichen seien plausible Gründe, warum die Vorjahreswerte nicht erreicht werden konnten. Dies bestätigt auch der ifo-Geschäftsklimaindex, der in den letzten drei Monaten von 87,4 auf 85,7 gesunken ist, auch wenn sich die Erwartungen der Befragten zuletzt im September etwas verbessert haben.
Auch der Einzelhandel leidet unter dieser Entwicklung. So sanken die Umsätze laut Statistischem Bundesamt im August 2023 real um 1,2 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es sogar 2,3 Prozent. Zugleich stiegen laut Verbraucherpreisindex die Preise für Nahrungsmittel überdurchschnittlich um 9,0 Prozent und hielten zusammen mit den Energiepreisen die Inflationsrate hoch.
„Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung zeigte sich eine insgesamt niedrige Nachfrage an Laderaum in Europa gegenüber 2022, auch wenn im vergangenen Monat eine leichte Steigerung der Frachtangebotszahlen erkennbar war“, kommentierter Gunnar Gburek, Head of Business Affairs von Timocom, die Statistik.
Der Transportmarkt in Deutschland agiere zurückhaltend und spiegele die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wider. Gründe führt Gburek vor allem die schwache Auslandsnachfrage und die binnenwirtschaftliche Konjunktur an.
„Es sei nicht davon auszugehen, dass es einen deutlichen Anstieg bei der Transportnachfrage in diesem Jahr geben wird“, ergänzt Gburek. „Wenn sich der Transportmarkt weiterhin auf dem Niveau von 2019 entwickelt, wird die Nachfrage nach Laderaum im vierten Quartal 2023 wieder zurückgehen. Dies scheint angesichts der konjunkturellen Lage in Europa und insbesondere auch in Deutschland realistisch.“
Durchschnittlicher Frachtpreis erreicht bisheriges Jahreshoch
Nach dem Zuwachs an Frachtangeboten ist im September der durchschnittliche Frachtpreis pro Kilometer um 6,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Insgesamt liegt dieser Wert sogar 21,3 Prozent über dem diesjährigen Tiefststand im Februar. Trotz dieser Steigerung im Jahresverlauf liegen aber alle Preise immer noch deutlich unter den Höchstwerten von 2022, als die Nachfrage wesentlich höher war.
Mehr Frachtangebote von und nach Schweden
Bemerkenswerte Veränderungen bei den Frachtangeboten zeigten unter anderem auf der Relation zwischen Deutschland und Schweden. Vor allem Angebote von Deutschland nach Schweden stiegen um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Von Schweden in die Bundesrepublik waren es immerhin noch 38 Prozent mehr Frachtangebote. Zu den Exportgütern Schwedens zählen neben Fahrzeugen auch Holzprodukte und pharmazeutische Erzeugnisse ebenso wie Eisen und Stahl.
Beim Warenimport ist Deutschland für Schweden Handelspartner Nummer 1. Beim Export steht Deutschland nach Norwegen auf Platz 2, wie die deutsch-schwedische Handelskammer berichtet. Sowohl Importe als auch Exporte hätten zudem die Handelszahlen des Vor-Corona-Niveaus überstiegen. Importiert werden aus Deutschland vor allem Maschinen und Pharmazeutika.
Geringere Nachfrage nach Transporten in die Schweiz
Auf zahlreichen Routen in Richtung Schweiz hat die Nachfrage nach Transportkapazitäten im 3. Quartal nachgelassen, trotz der Beeinträchtigung des Schienenverkehrs durch den Gotthardtunnel, der einen Zuwachs im Straßengüterverkehr erwarten ließ. So waren auf der Relation von Österreich in die Schweiz 55 Prozent weniger Frachtangebote zu verzeichnen, und auch von Frankreich in Richtung Helvetia waren es 51 Prozent weniger Frachten als im Vorquartal. Von Deutschland in die Schweiz gab es 42 Prozent weniger Angebote als im Vorjahr und von Italien aus 29 Prozent weniger Frachtofferten. Aufgrund der voraussichtlich noch für mehrere Monate gesperrten Schienenverbindung ist von einem Zuwachs im Straßengüterverkehr rund um die Schweiz im vierten Quartal auszugehen.
Ebenso rückläufig waren Frachtangebote aus Belgien und den Niederlanden nach Deutschland – nämlich um 52 Prozent beziehungsweise 25 Prozent. Ein Grund sind die rückläufigen Hafenhinterlandtransporte aus den Seehäfen. Die Container-Umschläge in den ZARA-Häfen gehen seit Jahresbeginn immer weiter zurück.
Über das Timocom Transportbarometer
Mit dem Transportbarometer analysiert das Freighttech-Unternehmen Timocom seit 2009 die Entwicklung von Transportangebot und -nachfrage der auf dem Marktplatz integrierten Frachtenbörse. Mehr als 154.000 Nutzer generieren dort täglich bis zu einer Million internationale Fracht- und Laderaumangebote.
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