Seit Anfang des Jahres produziert Tevva nach eigenen Angaben im Londoner Werk seinen batterieelektrischen 7,5 t-Lkw in Serie. Dessen elektronisches Bremssystem (EBS) stammt vom Friedrichshafener Zulieferer ZF. Die Tevva-Ingenieure haben die Komponente auf das regenerative Bremssystem des E-Lkw angepasst, das nun in dieser Kombination bis zu vier Mal mehr Energie rekuperieren soll als ein herkömmliches Druckluftbremselement, heißt es in einer Pressemitteilung. Neben mehr Reichweite für den Elektro-Lkw resultiert daraus auch ein ein geringerer Bremsenverschleiß, so ZF.
Durch die Systemkompetenz und das standardisierte elektronische Bremssystem von ZF könnten Marktteilnehmer wie Tevva ihre Produkte schneller auf den Markt bringen, meint Heiko Eggers, der als Leiter EMEA Application Engineering für Bremssteuerung und ADAS (Advanced Driver-Assistance-Systems) bei der Nutzfahrzeug-Sparte von ZF („Division Commercial Vehicle Solutions“) tätig ist.
„.Die Zusammenarbeit mit ZF ist ein entscheidender Schritt in der Dynamik, die wir als Lkw-Hersteller aufbauen“, so Uzair Jilani, Lead Engineer im Bereich Antriebs- und Bremssysteme bei Tevva.
Effizienterer Einsatz
Laut Jilani wurde das ZF-EBS so an den E-Lkw von Tevva angepasst, dass bei Betätigung des Bremspedals der größte Teil des Bremsvorgangs aus der Rekuperation heraus erfolgt, wodurch das Antriebssystem das Fahrzeug „verzögert“ und dadurch abbremst.
Es erfordere zwar immer noch das konventionelle Bremssystem, um das Fahrzeug zum Halten zu bringen, aber die „doppelte Sicherheitsebene“ trage erheblich zu einem „effizienteren“ Fahren bei und schone zudem die Komponenten. In den Worten von Jilani:
„Das bedeutet auch, dass die Hardware weniger beansprucht wird, um die Lebensdauer des Bremssystems langfristig zu verlängern“.
Bei der Anpassung der Bauteile habe man zur Implementierung der ZF-Komponente die Fahrzeugsteuereinheit (VCU; Vehicle Control Unit) des E-Lkw feiner abgestimmt sowie die Kompatibilität mit dem EBS optimiert. Dadurch rekuperiere das System bis zu viermal mehr Energie als eine konventionelle Druckluftbremsanlage und die Reichweite des Tevva-Lkw werde optimiert.
Die Erprobung des angepassten Systems, die auf der ZF-Teststrecke in Jeversen stattfand, umfasste verschiedene Bedingungen, Steigungen und Oberflächentypen. Nun sei eine sichere Anwendung von Rekuperationsbremsen bis 180 kW möglich, wohingegen das herkömmliche Druckluftbremssystem aus Sicherheitsgründen auf etwa 40 kW begrenzt war. Resultat der Entwicklung sei auch eine Schonung des Bremsmaterials.
„Technologische Fortschritte ermöglichen es einem modernen EBS-System, die Mischung von Reibungsbremsen mit dem E-Motor zu steuern und so den Bremsenverschleiß zu reduzieren. Das System überträgt die Verzögerungsanforderung des Fahrers elektronisch an alle Komponenten des Bremssystems, um die Reaktionszeit zu verkürzen, Bremskräfte auszugleichen und leichtes Bremsen und effizientes Bremsenmanagement zu ermöglichen“, äußert sich ZF äußert zum Ergebnis.
Nach der in diesem Jahr gestarteten Serienproduktion des 7,5t-Elektro-Lkw (BEV; Battery Electric Vehicle) will Tevva als nächstes einen 7,5t Wasserstoff-Elektro-Lkw auf die Straße bringen. Dieser soll mithilfe eines Wasserstoff-Range-Extenders eine Reichweite von 570 Kilometern erzielen. Der 7,5t-BEV von Tevva dient mit seiner 105-kWh-Batterie und einer Reichweite von bis zu 227 Kilometern für allem für die „letzte Meile“ und den innerstädtischen Lieferflottenverkehr.
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