Tesla: Weiter warten auf den Cybertruck

Elon Musk hat für den Cybertruck viele technische Neuerungen angekündigt – und ihn aus den Preislisten genommen. Heißt: Er kommt später, in vielen Details anders und wird wahrscheinlich teurer.

Das Topmodell soll vier statt drei Motoren und Allradlenkung bekommen. | Foto: Tesla
Das Topmodell soll vier statt drei Motoren und Allradlenkung bekommen. | Foto: Tesla
Nadine Bradl
(erschienen bei VISION mobility von Gregor Soller)

Eigentlich hätte der Cybertruck ja Ende 2022 in die Serienfertigung gehen sollen zu Preisen ab günstigen 39.900 Dollar (aktuell rund 36.050 Euro). Die zweimotorige Version sollte 49.900 Dollar (rund 45.090 Euro) kosten und die dreimotorige Topversion hätte 69.900 Dollar (rund 63.160 Euro) kosten sollen. Alle Preise wurden jetzt wieder entfernt, außerdem wurde eine viermotorige Version angekündigt. Plus diverse Änderungen an kleineren und größeren Details.

Damit bleibt Tesla seiner Ankündigungspolitik im negativen Sinn treu – diesmal aber schon lange vor der „Produktionshölle“. Die viermotorige Topversion eine extrem schnelle Drehmomentverteilung ermöglichen und sich sogar im „Krabbengang“, also mit vier parallel eingeschlagenen Rädern bewegen lassen. Hintergrund für den Kurswechsel könnte sein, dass Rivian den RT1-Pickup auch viermotorig bringt, weshalb Musk in seinem Tweet gleich noch nachlegt und ein Viermotorer als Startversion ankündigt. Die Allradlenkung bietet GM im GMC Hummer EV, der so wendiger wird oder eben parallel vor- und rückwärts kriechen kann.

Wem einfach „nur“ ein knapp 40.000 Dollar teurer wild gestalteter Hecktriebler genügt hätte, muss warten – und wahrscheinlich auch mehr bezahlen. Die per Twitter gestellte Frage, ob Tesla das bisherige einmotorige Cybertruck-Einstiegsmodell streicht, ließ Musk unbeantwortet. Auch die Frage, ob Bestseller der dreimotorigen Version auf das neue Topmodell ändern können, beantwortete Musk nicht. Aber auch weitere Details bedürfen noch der Klärung: So sollen die Türen ohne Griffe und mit extrem stabilen Scheiben kommen – doch wie soll man hier im Notfall Unfallopfer bergen können?

Das Fahrwerk würde beim Topmodell ziemlich komplex werden

Auch beim Fahrwerk will Musk nochmal massiv nachlegen: Neben der Allradlenkung soll es auch eine neu entwickelte Luftfederung geben, die für bis zu 41 Zentimeter Bodenfreiheit sorgen soll. Elektrische Einzelantriebe könnten beim Topmodell auch Achsen lässlich machen, die die Bodenfreiheit reduzieren – sofern die Motoren in oder an die Räder wandern. Gespannt sein darf man auch auf die Anhängelast: Bis zu 6,3 Tonnen stehen aktuell für die dreimotorige Version an, die binnen 2,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen soll.

Viele Fabelwerte - aber nicht alle in einem Modell

Alles Fabelwerte, ebenso wie die Reichweiten, die bisher mit umgerechnet 402, 483 Kilometer und gigantischen 805 Kilometern angegeben wurden. Dabei soll es auch eine Solardachversion geben, die für weitere 15 Meilen (rund 24 Kilometer) Reichweite sorgt. Ausfahrbare Zusatzpaneele sollen die sonnengenerierte Reichweite um 30 bis 40 Meilen (48 bis 64 Kilometer) erhöhen – wenn der Durchschnitts-US-Amerikaner am Tag 30 Meilen fährt, könnte er das in „Sunshine-States“ also nur mit Solarenergie tun…Und am DC-Lader sollen bis zu 250 kW Ladeleistung möglich sein. Und für die Ladefläche denkt Tesla auch über ein Cyberquad und Cyberbike nach, die dort natürlich auch geladen werden können.

Gebaut werden soll der Cybertruck „marktnah“ in der neuen Fabrik in Austin/Texas, deren Grundsteinlegung im Sommer 2020 erfolgte. Dort sollen auch Model 3 und Model Y montiert werden, die dann auch die neuen und für die Cybertruck-Batterie vorgesehenen 4680-Zellen bekommen. Gut möglich, dass der Cybertruck noch einige Jahre auf sich warten lässt: Im Kleingedruckten des Konfigurators steht aktuell, dass die Montage Ende 2022 anlaufen würde. Es gebe „noch“ Probleme mit der Herstellung der Edelstahl-Karosserie sowie mit der Massenfertigung der Batteriezellen.

Was bedeutet das?

Typisch amerikanisch, typisch Elon Musk: Der Cybertruck war bei seiner Präsentation ganz anders, ganz neu und trotzdem „fiel“ er in Details hinter GM und Rivian zurück. Geht gar nicht für Musk, der natürlich sofort gegenhält und dem Topmodell vier statt drei Motoren und Allradlenkung verordnet. Und das, obwohl Akkus und Edelstahlkarosserie tatsächlich noch große Probleme bereiten dürften. Für alle, die einfach nur einen optisch außergewöhnlichen heckgetriebenen Tesla-Pickup wollten, eher keine guten Nachrichten...

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