Studie: 2030 sollen drei Viertel der schweren Nutzfahrzeuge emissionsfrei sein

Erstmalig geben Nutzfahrzeughersteller Auskunft über die geplanten Absatzzahlen von Lkw mit alternativen Antrieben. Der technologische Fokus liegt auf Batterie und Brennstoffzelle.

Wohin geht die klimafreundliche Reise im schweren Straßengüterverkehr? Ein erster Fortschrittsbericht sagt auf jeden Fall in Richtung Batterie und Brennstoffzelle. (Symbolbild: Iveco)
Wohin geht die klimafreundliche Reise im schweren Straßengüterverkehr? Ein erster Fortschrittsbericht sagt auf jeden Fall in Richtung Batterie und Brennstoffzelle. (Symbolbild: Iveco)
Nadine Bradl

Um die Klimaziele des Bundes zu erreichen, soll bis 2030 etwa ein Drittel der Fahrleistung im schweren Straßengüterverkehr elektrisch erbracht werden. Das „Gesamtkonzept klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ zeigt als zentraler Fahrplan des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) auf, wie dieses ambitionierte Ziel erreicht werden soll – der erste Fortschrittsbericht zum Gesamtkonzept wurde kürzlich vorgestellt.

Was sagen die Hersteller?

Eine der wichtigsten Aufgaben des BMDV ist die Steuerung eines bedarfsgerechten Infrastrukturaufbaus. Mit der Publikation „Marktentwicklung klimafreundlicher Technologien im schweren Straßengüterverkehr“ liegen nun erstmals Informationen zu den geplanten Absatzzahlen und den dahinterliegenden strategischen Ausrichtungen der wichtigsten Nutzfahrzeughersteller vor. Die Informationen wurden im Rahmen kartellrechtskonformer, vertraulicher Gespräche ermittelt und werden nun in aggregierter Form veröffentlicht. Die Transformation des Straßengüterverkehrs hin zu klimafreundlichen Antrieben könnte demnach deutlich dynamischer erfolgen als bislang angenommen.   

Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr: „Die Fahrzeughersteller erwarten einen dynamischen Markthochlauf bei den schweren Nutzfahrzeugen mit Batterie- und Brennstoffzelle. 2030 werden laut Prognose bereits rund drei Viertel der Neuzulassungen emissionsfrei sein. Dafür brauchen wir eine angemessene Tank- und Ladeinfrastruktur. Mein Ziel ist es, den Infrastrukturaufbau entscheidend voranzubringen. Die Planung und der Aufbau der Ladeinfrastruktur für batterieelektrische Nutzfahrzeuge ist ein Schwerpunkt im Masterplan Ladeinfrastruktur II."

Eine Kernmaßnahme ist laut Wissing die Ausschreibung eines Ladenetzes speziell für Lkw, die in diesem Jahr starten soll. Zudem unterstütze man den Aufbau eines Grundnetzes öffentlich zugänglicher Wasserstofftankstellen für Nutzfahrzeuge. Das sei eine grundlegende Voraussetzung für eine klimafreundliche Logistik und gebe der Branche Planungssicherheit.

Kurt-Christoph von Knobelsdorff, Geschäftsführer und Sprecher der Now GmbH: „Die Hersteller sind bereit für den Umstieg auf alternative Antriebe – jetzt braucht es die dazugehörige Tank- und Ladeinfrastruktur. Die Now GmbH begleitet den Aufbau eines Grundnetzes an öffentlich zugänglicher Wasserstofftankinfrastruktur derzeit schwerpunktmäßig im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie des BMDV. Und die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur unter dem Dach der Now GmbH arbeitet mit eigens entwickelten Planungstools an einem initialen Ladenetz für batterieelektrische LKW."

Hierfür müsse allerdings auch die Energiewirtschaft ihren Beitrag leisten und den Stromnetzausbau sowie die Wasserstoffverfügbarkeit entsprechend den benötigten Kapazitäten vorausschauend vorantreiben.

Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • Im Mittelpunkt der Antriebsstrategien der Nutzfahrzeughersteller stehen elektrische Antriebe mit Batterie und Brennstoffzelle
  • Mit Blick auf die EU-Flottenzielwerte für neue schwere Nutzfahrzeuge für das Jahr 2025 steht aufgrund der technologischen Verfügbarkeit zunächst der batterieelektrische Lkw im Fokus.
  • Die Technologie- und Serienreife für den Brennstoffzellen-Lkw wird von den meisten Herstellern, die diese Antriebstechnologie verfolgen, in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts gesehen.
  • Unabhängig von der gewählten Antriebsstrategie besteht Einigkeit bei den Nutzfahrzeugherstellern, dass der Infrastrukturaufbau der wichtigste Baustein für die Etablierung von klimafreundlichen Nutzfahrzeugen ist – ihr Aufbau müsse äußerst zeitnah erfolgen, um einen raschen Markthochlauf in sehr kurzer Zeit zu ermöglichen.
  • Als besonders wichtig für die beginnende Marktentwicklung werden von den Herstellern zudem verlässliche und langfristig transparente finanzielle Anreize für den Wechsel in Richtung klimafreundliche Nutzfahrzeuge gesehen, insbesondere im Rahmen der Lkw-Maut. 
  • Die europäischen CO2-Flottenzielwerte werden als entscheidender Treiber für das Engagement der Nutzfahrzeughersteller im Bereich klimafreundliche Nutzfahrzeuge angegeben.

Die Auswertungen liefern Erkenntnisse für die Planung des Aufbaus von Tank- und Ladeinfrastruktur für emissionsfreie schwere Nutzfahrzeuge. Daneben stellen sie auch Informationen bereit, die als Grundlage für die Entscheidungen anderer für den Markthochlauf zentraler Akteure und Stakeholder dienen können. Dies sind neben Infrastrukturbereitstellenden und Energiewirtschaft insbesondere auch Anwender wie Transport-, Speditions- und Logistikunternehmen.

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