Straßengüterverkehr: Wie neue Regularien und Technologien den Speditionsalltag verändern

Neue Regeln, smarte Technologien und mehr Nachhaltigkeit: Der Güterverkehr steht vor einem Umbruch. Wie Unternehmen Kosten senken, Emissionen reduzieren und ihre Flotten zukunftssicher machen können – ein Überblick.

Insbesondere die VECTO-Vorschriften könnten sich negativ auf die Bahnverladbarkeit der Trailer auswirken. (Foto: C. Harttmann)
Insbesondere die VECTO-Vorschriften könnten sich negativ auf die Bahnverladbarkeit der Trailer auswirken. (Foto: C. Harttmann)
Christine Harttmann

Die Transportbranche steht EU-weit vor einer Vielzahl regulatorischer Neuerungen, die auf mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit abzielen. In einem Blogbeitrag gibt Rogier Laan, Vice President Sales und Marketing der TIP Group, Einblicke in aktuelle Entwicklungen und die damit verbundenen Herausforderungen für Unternehmen.

Reifendrucküberwachung: Sicherheit und Wirtschaftlichkeit im Fokus

Seit dem 6. Juli 2024 gilt die Pflicht, alle neu zugelassenen Auflieger mit Reifendrucküberwachungssystemen (TPMS) auszustatten. Die Technologie, die Fahrer warnt, wenn der Reifendruck zu niedrig ist, sollen nicht nur die Verkehrssicherheit erhöhen, sondern auch Kraftstoffverbrauch und Emissionen senken.

Laan weist jedoch darauf hin, dass unklar bleibt, wer die Systeme nach deren Zulassung und langfristig während der gesamten Laufzeit des Fahrzeugs auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft. Dies könnte Teil der Hauptuntersuchung werden, konkrete Vorgaben dazu fehlen jedoch bislang. Dass die praktischen Details noch unklar sind, mache es für die Flottenbetreiber allerdings schwierig, sich auf darauf vorzubereiten.

VECTO-Vorschriften für Auflieger: Klimaschutz mit Nebenwirkungen

Ein Thema, das derzeit vor allem die Hersteller umtreibt, sind die VECTO-Vorschriften, die den Verbrauch der Fahrzeuge messen. Für Lkw werden sie bereits angewendet. Die Auflieger werden ab 2029 einbezogen. Bis dahin müssen die Hersteller deren CO2-Ausstoß um zehn Prozent im Vergleich zu 2020 reduzieren.

Wie viele andere in der Branche auch kritisiert Laan, dass damit ein Fahrzeuge CO2 sparen sollen, obwohl sie selbst – Kühlauflieger ausgenommen – keine direkten Emissionen verursachen. Die neuen Vorgaben würden somit vor allem Gewicht und Aerodynamik der Auflieger, was dann wiederum neue Probleme nach sich zieht.

So könnten leichtere Auflieger schneller verschleißen oder eine verbesserte Aerodynamik dazu führen, dass die Auflieger nicht oder nur mit Schwierigkeiten auf die Bahn verladen werden können. Eine stärkere Förderung von elektrischen Antrieben für Lkw und Kühlauflieger wäre daher nach Laans Ansicht zielführender.

Grenzüberschreitende Prüfungen: Effizienzpotenziale durch Kooperation

Kritisch sieht Laan außerdem die Pflicht, Auflieger im Zulassungsland prüfen zu lassen. Gerade für international tätige Unternehmen sei das ineffizient „und darüber hinaus nicht umweltfreundlich, da unnötige Emissionen durch zusätzliche Fahrten entstehen“.

Erste Schritte zu einer grenzüberschreitenden Anerkennung von Prüfnormen, etwa zwischen Belgien und den Niederlanden, jedoch zeigen Laan zufolge Potenzial. Eine Ausweitung dieser Praxis könnte Emissionen senken und die Effizienz steigern.

Technologien für Vorschriften und Effizienz

Mit den gesetzlichen Regularien Schritt zu halten, dabei können auch neue Technologien helfen. Noch erfordert die PTI, dass das Fahrzeug physisch zur Inspektion gebracht wird. Die Digitalisierung eröffnet allerdings neue Möglichkeiten, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen.

Telematiklösungen wie die Überwachung von Reifendruck oder Bremsleistung könnten physische Prüfungen reduzieren. Laan hebt Beispiele wie das britische System zur elektronischen Überwachung der Bremsleistung (EBPMS) hervor, das Sicherheit und Effizienz gleichermaßen unterstützt.

Elektrifizierung: Herausforderungen der Infrastruktur

Die Umstellung auf Elektrofahrzeuge wird durch hohe Kosten und eine unzureichende Ladeinfrastruktur erschwert. Laut Laan sind gezielte Investitionen in Infrastruktur und Anreize notwendig, um die Elektrifizierung der Branche voranzutreiben.

Effizienz durch Zusammenarbeit

Laan plädiert für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Flottenbetreibern, um Leerfahrten zu reduzieren. Auch die Einführung von Super-Eco-Kombinationen, bei denen ein Lkw zwei Auflieger zieht, könnte Effizienz und Nachhaltigkeit steigern.

Fazit

Die Vielzahl neuer Vorschriften verlangt von Unternehmen eine vorausschauende Planung und Investitionen in Technologie sowie Infrastruktur. Gleichzeitig betont Laan, dass praktische Lösungen und Kooperationen entscheidend für die Zukunft der Transportbranche sind.

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