Sprit aus Hühnerkot: Envitec eröffnet Produktionsanlage für Bio-LNG

Envitec Bioenergie Güstrow will sich als unabhängiger Anbieter von CO2-neutralem Kraftstoff für den Nutz- und Schwerlastverkehr am Markt etablieren.

v.l.n.r.: Jörg Fischer (CFO), Olaf von Lehmden (CEO), Hartmut Höppner (Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr) und Jürgen Tenbrink (CFO). (Foto: EnviTec Biogas AG)
v.l.n.r.: Jörg Fischer (CFO), Olaf von Lehmden (CEO), Hartmut Höppner (Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr) und Jürgen Tenbrink (CFO). (Foto: EnviTec Biogas AG)
Christine Harttmann

Die Envitec Biogas AG hat einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Herstellung moderner Treibstoffe getan. Nach zweijähriger Bauzeit, drei umfangreichen Genehmigungsverfahren und Investitionen von über 50 Millionen Euro hat der Bioenergiepark Güstrow den Testbetrieb aufgenommen. Die offizielle Einweihung fand am 31. September 2023 statt. Nach Angaben des Betreibers Envitec ist damit Deutschlands größte integrierte Bio-LNG-Anlage mit CO2-Verflüssigung in Betrieb gegangen.

Unabhängiger Anbieter von CO2-neutralem Kraftstoff

„Wir sind mehr als stolz darauf, mit unserem innovativen Anlagenkonzept als Pionier in der Biogasbranche voran zu gehen und Maßstäbe für einen grüneren Transportsektor zu setzen“, so Vorstandsvorsitzender Olaf von Lehmden in seiner Rede.

Der Hersteller und Betreiber von Biogas- und Gasaufbereitungsanlagen tritt mit dieser Anlage auch als unabhängiger Anbieter von CO2-neutralem Kraftstoff für den Nutz- und Schwerlastverkehr am Markt auf.

„Natürlich stünden wir nicht da, wo wir heute sind, wenn nicht unser gesamtes Team Envitec mitziehen würde. Daher gilt mein Dank an dieser Stelle sowohl allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die diesen Erfolg tagtäglich mit Ihrer Arbeit ermöglichen als auch allen beteiligten Gewerken, Unternehmen, Partnern und Behörden, die den Umbau tatkräftig und reibungslos unterstützt haben“, so von Lehmden.

Schwerlastverkehrs in Deutschland

Liqvis-Geschäftsführer Silvano Calcagno betonte in seinem Grußwort:

„Mit der Realisierung dieses für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs in Deutschland wegweisenden Projektes beweist Envitec nicht nur großen Unternehmergeist, sondern stellt gleichzeitig eindrucksvoll unter Beweis, dass die nachhaltige Herstellung eines CO2 neutralen Bio-Kraftstoffs für schwere Lkw in Deutschland bereits heute möglich ist. Als einer der Hauptabnehmer für das in Güstrow produzierte Bio-LNG, freuen wir uns sehr, Teil dieses zukunftsweisenden Projektes sein zu dürfen.“

Vor dem Kauf und der Übernahme durch Envtec Biogas speiste die 500 GW Biogasaufbereitung in das 25 bar Erdgasnetz ein. Dafür wurden rund 400.000 Tonnen Substrat eingesetzt, das überwiegend aus Mais, aber auch aus Ganzpflanzen- und Grassilage sowie Getreide bestand.

Das neue Betriebskonzept der Anlage sieht eine Reduzierung und Umstellung der Einsatzstoffe vor. So werden nun 100.000 Tonnen Hühnertrockenkot aus Geflügelanlagen und nur noch 40.000 Tonnen nachwachsende Rohstoffe eingesetzt. Mit der anschließenden Aufbereitung und Verflüssigung von Biomethan zu Bio-LNG sowie der Verflüssigung von CO2 deckt die Anlage die gesamte Wertschöpfungskette an einem Standort ab. Allein durch diesen Prozess können dem Betreiber zufolge 100.000 Tonnen CO2 eingespart werden.

Rund 9.600 Tonnen Bio-LNG für den Schwerlastverkehr

Mit Hilfe des Envithan-Biogasaufbereitungsverfahrens, das mit Hohlfasermembranen von Evonik ausgestattet ist, wird das im Bioenergie Park Güstrow erzeugte Rohbiogas auf Erdgasqualität aufbereitet. Das mit Kohlendioxid (CO2) angereicherte Permeat aus der Gasaufbereitung enthält einen sehr geringen Anteil an Methan und wird zur Nachbehandlung in die CO2-Verflüssigungsanlage (LCO2-Anlage) geleitet – diese dient der Herstellung von flüssigem Kohlendioxid.

„Das gewonnene Bio-LCO2 kann beispielsweise in der Lebensmittelherstellung wie der Getränkeindustrie, aber auch in Gewächshäusern eingesetzt werden“, erklärt Frank Hinken, Geschäftsführer der Envitec Bioenergie Güstrow.

Das bei der Verflüssigung des CO2 anfallende Off-Gas, das neben geringen Mengen an Methan auch noch andere nicht kondensierbare Gase wie Stickstoff, Sauerstoff und Wasserstoff enthält, wird den Blockheizkraftwerken am Standort zugeführt und zur Eigenenergieerzeugung genutzt. Die Anlage wird künftig jährlich rund 9.600 Tonnen Bio-LNG für den Schwerlastverkehr produzieren. Das entspricht einer Menge von grünem Lkw-Treibstoff für über 50.000.000 Lkw km/Jahr.

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