Sennder: Studie belegt 2022 Rekord-Transportkosten
Die Kosten für Transporte sind mit 13 Prozent im vergangenen Jahr in Europa stark angestiegen, bewegen sich seit Beginn des Jahres 2023 aber wieder auf Normalniveau. Das geht aus einem Marktreport der Digitalspedition Sennder hervor, der am 9. März erstmals veröffentlicht wurde und die Entwicklungen in der europäischen Transportlogistik beleuchtet. Der Report bietet nach Angaben von Sennder eine Analyse der sich verändernden Markttrends, und gibt Einblicke in den Preisanstieg in wichtigen europäischen Transportkorridoren, die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf den Logistikmarkt, die Treiber für steigende Kraftstoffpreise und die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlicher Logistik. Darüber hinaus würden Implikationen für den Markt analysiert und ein Ausblick in die Entwicklung des Straßengüterverkehrsmarkts in 2023 gegeben.
„In den vergangenen drei Jahren haben wir die größten makroökonomischen Schocks der vergangenen Jahrzehnte in der Logistik bewältigt – die Herausforderungen waren beispiellos: Fahrermangel, rekordhohe Treibstoffpreise, Einbrüche in den Lieferketten, Krieg und Inflation. All diese Faktoren haben die Marktvolatilität in den letzten Jahren enorm erhöht. Wir gehen davon aus, dass diese makroökonomischen Strukturprobleme 2023 anhalten, und haben in unserem Report die Treiber analysiert“, sagt Thomas Christenson, Chief Operating Officer bei Sennder.
Im Marktbericht kommt die Digitalspedition zu folgenden Ergebnissen:
1. Transportkosten in Europa bewegen sich mit einem Anstieg um bis zu 24 Prozent auf einigen Korridoren auf einem Rekordhoch
Die Kraftstoffpreise erreichten in 2022 ein Rekordhoch, gleichzeitig hat sich der Fahrermangel verstärkt. Sennders proprietäre Daten zeigen: In der Folge sind die Transportkosten im Straßengüterverkehr 2022 europaweit um 13 Prozent gestiegen. Die Entwicklungen in den einzelnen Länderkorridoren haben dabei zum Teil stark variiert:
- Die Kosten für Auslandsrouten aus Polen in Richtung Deutschland stiegen von Januar bis Dezember 2022 um 24 Prozent, trotz relativ schwacher Exporte während des gesamten Jahres.
- Inländische Korridore in Deutschland, die in der Regel zu den Linien mit den größten Kapazitätsengpässen gehören, verzeichneten im Jahr 2022 hingegen nur einen Kostenanstieg von 18 Prozent.
- Kosten auf der spanischen Outbound-Route in Richtung Niederlande stiegen, da Spaniens wichtige Agrarexporte unter den extremen Temperaturen und der Trockenheit im Sommer litten – der Anstieg liege mit neun Prozent jedoch weit unter dem Marktdurchschnitt.
- 2023 kehrt sich der allgemeine Kostentrend um. Ursache sei unter anderem eine Abschwächung der saisonalen Tiefstände der Wirtschaftstätigkeit: Europaweit sind die Transportkosten im Januar und Februar 2023 bereits um vier Prozent unter das Niveau von Januar 2022 gesunken.
2. Steigende Spotraten führen zu höheren Ablehnungsquoten von Transporten bei Verladern
Der Spot-Opportunitäten-Index von Sennder zeigt nach Eigenangaben: Im ersten Halbjahr 2022 hat der Spotmarkt eine besonders hohe Aktivität verzeichnet:
- Die angespannte Marktlage und der Anstieg der Spotraten führten bei vielen Transportunternehmen zu einer höheren Ablehnungsquote von vertraglich vereinbarten Ladungen zugunsten profitabler Spotladungen.
- Das Angebot auf dem Spotmarkt stieg im Mai 2022 im Vergleich zum Januar 2022 um sieben Prozent.
- Nach einer Entspannung des Marktes in der zweiten Jahreshälfte sind Angebote auf dem Spotmarkt um mehr als 50 Prozent zurückgegangen.
- Im November 2022 erreichten die Preise Parität mit den Vertragsraten. Dieser Trend setzt sich Anfang 2023 fort. Mit Blick auf das zweite Quartal 2023 können Spotraten nur begrenzt weiter absinken, da Transportunternehmen bereits mit einer geringen Gewinnspanne arbeiten.
- Erholt sich die Wirtschaft in Europa in der zweiten Jahreshälfte langsam, rechnet Sennder mit relativ starken Ratenerhöhungen - strukturelle Schwächen wie der Fahrermangel und eine mögliche Rückkehr der Ölpreise zu historischen Höchstwerten könnten diese Entwicklung antreiben.
3. Nachfrage nach alternativen Kraftstoffen und umweltfreundlichen Transporten steigt
Wie nachhaltig Transporte sind, gewinnt bei Verladern zunehmend an Bedeutung. Auch strengere politische Vorgaben erhöhen den Trend zur Einführung grüner Transportlösungen. Die Nachfrage nach grünen Transportlösungen wächst rasant: Im Jahr 2022 hat sich das Volumen grüner Ladungen (einschließlich erneuerbarem Diesel, elektrischen sowie multimodalen Transporten) laut Sennder etwa verfünffacht. Dieser Trend wird sich voraussichtlich in 2023 fortsetzen. Graham Major-Ex, Direktor Green Business & E-Mobility bei Sennder, sagt:
„Kurzfristig ist die Verwendung fortschrittlicher Kraftstoffe wie HVO eine exzellente Möglichkeit, Emissionen ohne hohe Investitionen in Fahrzeuge oder Infrastruktur zu reduzieren. Diese fortschrittlichen Kraftstoffe ermöglichen es Transportunternehmen, sich zu differenzieren und sich mehr Aufträge von Verladern zu sichern, die kohlenstoffarme Lösungen fordern. Wir glauben, dass das ein dauerhafter Trend ist. Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass die Einführung von Elektro-Lkw in großem Maßstab kurz bevorsteht und Elektro-Lkw die Zukunft der Straßenlogistik sind.“
4. Ausblick auf 2023
Eine Branchenkohortenanalyse von Sennder zeige:
- Verlader, die essenzielle Produkte wie Nahrungs- und Genussmittel herstellen, behaupten sich im derzeitigen volatilen Marktumfeld mit konstant hohem Transportvolumen.
- Langlebige Güter (vor allem kostspielige Güter wie Autos) verzeichnen in Rezessionen in der Regel den stärksten Rückgang, da Verbraucher Kaufentscheidungen länger abwägen. Gleichzeitig handelt es sich um eine Kategorie, die sich im Aufschwung in der Regel am schnellsten wieder erholt.
- Die Geschwindigkeit, mit der sich China von der Pandemie erholt, wird laut dem Marktreport ein entscheidender Faktor für die Erholung der Exporte und die Einbrüche in den Lieferketten sein.
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