Seefracht: Wie der Lockdown in Shanghai Lieferketten langfristig stört
Der weiterhin bestehende Lockdown in Shanghai könnte sich in den weltweiten Lieferketten noch über Monate hinweg bemerkbar machen. Zu diesem Ergebnis kommt Chris Rogers, Wirtschaftsökonom der digitalen Spedition Flexport, in seiner Analyse der über die Plattform erfassten Verkehrsdaten. Durch die sich weiter verschärfenden Verzögerungen rechne man für die nahe Zukunft mit einem Rückgang der Export- und Importnachfrage aus China, mit Hafenausfällen und mehr Leerfahrten, heißt es in einer Pressemitteilung vom 26. April. Aktuell seien von den jüngsten Covid-19-bedingten Sperrungen fast ein Drittel der chinesischen Bevölkerung – insgesamt mehr als 370 Millionen Menschen – in irgendeiner Form betroffen.
Abhängig davon, welche Städte noch wie lange gesperrt werden, könnten sich Rogers zufolge Auswirkungen auf Branchen wie die Autoindustrie und die Unterhaltungsindustrie noch bis weit in den Sommer 2022 ziehen. Auch wenn die chinesische Zentralregierung versuche, bei neuen Beschränkungen in weiteren Städten durch einen neuen, flexibleren Ansatz sicherzustellen, dass kritische Industrien weiterarbeiten könnten, werde sich die Situation voraussichtlich nicht schnell wieder normalisieren, heißt es vonseiten Flexport. Einige Experten erwarten durch die weitere Verschärfung der weltweiten Inflation und das kontinuierliche Anschwellen der Lagerbestände, dass sich Lieferkettenverzögerungen sogar noch bis ins Weihnachtsgeschäft 2022 auswirken könnten.
Gestörter Umschlag in Shanghai, Ausweicheffekte an anderen Häfen
Mit der aktuellen Entwicklung der Seefrachtzahlen vor Ort in Shanghai hat sich die US-Plattform FourKites beschäftigt. Auch hier ist keine Entwarnung in Sicht: Der durchschnittliche Containerumschlag aus einem 14-Tage-Mittel sank laut FourKites‘ Daten zum 26. April im Vergleich zum 12. März um 24 Prozent. Der 12. März ist der Tag vor dem Inkrafttreten des Lockdowns in Shenzen sowie des ersten partiellen Lockdowns in Shanghai. Der Plattform zufolge lassen sich jedoch Ausweich-Effekte in anderen chinesischen Häfen beobachten: So stieg im Hafen von Shenzen der Containerumschlag im 14-Tage-Mittel vom 26. April im Vergleich zum 12. März um 23 Prozent an. Im Hafen von Ningbo-Zhoushan nahm der Containerumschlag im selben Zeitraum um 14 Prozent zu. FourKites führt das darauf zurück, dass Reedereien Waren zu Häfen nahe Shanghai umleiteten, um Verzögerungen aus dem Lockdown zu vermeiden.
In Shanghai zeigt sich nach den Daten der US-Plattform währenddessen eine deutliche Zunahme der durchschnittlichen Verweildauer von Containern im Hafen: Im Import lag am 26. April der Wert bei 8,9 Tagen – und damit um 162 Prozent höher als am 12. März. Exportseitig liegt der Wert bei 7,3 Tagen und damit um 49 Prozent über dem Referenzwert vom 12. März.
FourKites verweist auch auf einen bisher weniger beleuchteten Störfaktor: Demnach bremst in Shanghai auch der stark behinderte Lkw-Verkehr die Lieferketten aus. Das gemittelte Volumen für Ladungen, die die Stadt im Straßengüter- oder intermodalen Verkehr verlassen, lag am 26. April um 57 Prozent unter dem vom 12. März. Das Ladungsvolumen der nach Shanghai zugestellten Güter sank in demselben Zeitraum gar um 78 Prozent, so das US-Unternehmen.
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