Seefracht: Chinesen geben Vollgas bei Containerabfertigung

In Rekordzeit wickelten die Chinesen im Jahr 2021 Container ab. Im Durchschnitt waren sie nur fünf Tage im Depot, so die Studie „C-Timing“. 2020 waren es noch 61 Tage gewesen.

Gestaute Containerschiffe bremsten weltweite Lieferketten auch 2021 aus. (Symbolbild: Kalyakan / AdobeStock)
Gestaute Containerschiffe bremsten weltweite Lieferketten auch 2021 aus. (Symbolbild: Kalyakan / AdobeStock)
Nadine Bradl
(erschienen bei LOGISTIK HEUTE von Therese Meitinger)

Angesichts der anhaltenden Containerknappheit im Asienhandlung hat sich die Abfertigungsgeschwindigkeit in chinesischen Häfen 2021 im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht. Zugleich bremsen verstopfte Häfen in Europa sowie den USA die Rückkehr der Container und damit Entspannung der weltweiten Seefracht-Lieferketten aus. Zu diesem Schluss kommt die im Januar veröffentlichte Studie „C-Timing“ der Seefracht-Plattform Container xChange sowie des Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML).

Demnach verbrachten Container im Jahr 2021 – bedingt durch den stark angewachsenen Export-Druck – durchschnittlich nur fünf Tage in den Depots chinesischer Häfen, 2020 waren es noch 61 Tage gewesen. Auch andere exportorientierte asiatische Länder wie Vietnam, Singapur, Thailand und Indonesien taten sich 2021 dem Report zufolge mit besonders niedrigen Dwell Times hervor – im Durchschnitte lagen diese bei jeweils neun, elf, 16 und 19 Tagen.

„Sobald die Container Asien erreichen, werden sie in Rekordzeit wieder in den Umlauf gebracht“, sagt Dr. Johannes Schlingmeier, Co-Gründer und CEO von Container xChange. „Das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, das in vielen, auch chinesischen Häfen herrscht, bedeutet jedoch, dass es für US-amerikanische und europäische Importeure schwer ist, sich stets Container zu sichern, wenn sie nicht lange voraus geplant haben oder eng mit ihren Container-Lieferanten, Spediteuren oder Containerreedereien zusammenarbeiten.“

USA und Großbritannien binden Container am längsten

Auf der anderen Seite ließen Schiff-Staus in vielen Zielhäfen die dortigen Container-Verweilzeiten 2021 deutlich in die Höhe schießen, so die Studie. Die Länder, die die schlechtesten Werte aufwiesen, waren demnach die USA und das Vereinigte Königreich, wo Container im Durchschnitt 50 und 51 Tage im Depot verbrachten. Auch Südafrika (47 Tage Dwell Time), die Vereinigten Arabischen Emirate (40 Tage), Pakistan (31 Tage) und Deutschland (25 Tage) weisen laut C-Timing eher schlechte Werte auf.

Die Frachtraten für Container seien nach einem kurzen Rückgang im vierten Quartal 2021 wieder nach oben geschnellt, berichtet Schlingmeier. Darauf zahlten vor allem Hafenstaus ein. Er zitiert Jefferies Equity Research, dem zufolge im November 2021 36,2 Prozent der Containerschiff-Kapazitäten in Häfen gebunden war.

„Solange diese Staus anhalten, werden wir weiter deutliche Ungleichgewichte in Angebot und Nachfrage sowohl bei den Schiffkapazitäten als auch den Containern beobachten“, so Schlingmeier. „Wir rechnen mit einem volatilen Jahresstart für die Seefracht, da die Omikron-Variante im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfests bereits für Disruption sorgt und sich erste Lockdowns für Häfen wie etwa Ningbo bereits abzeichnen.“

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