Seefracht: Branche will Klimaneutralität bis 2050

Mehr als 150 Unternehmen fordern daher in der gemeinsamen Erklärung „Call to Action for Shipping Decarbonization“ die Regierungen weltweit dazu auf, dass sie die dafür notwendigen politischen Maßnahmen entschlossen umsetzen.

Für rund drei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes ist die maritime Schifffahrt verantwortlich. (Foto: Hafen Hamburg/Michael Lindner)
Für rund drei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes ist die maritime Schifffahrt verantwortlich. (Foto: Hafen Hamburg/Michael Lindner)
Christine Harttmann

Die Erklärung unterzeichnet haben Vertretern der Branche sowie Organisationen aus Schifffahrt, Fracht, Energie, Finanzen, Häfen und Infrastruktur – darunter Firmen wie A.P. Moller - Maersk, Hapag-Lloyd, Lloyd's Register, MSC Mediterranean Shipping Company, Olympic Shipping and Management, Panama Canal Authority, Port of Rotterdam sowie Volvo. Sie alle fordern die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, die Schifffahrt an das Temperaturziel der Pariser Vereinbarung anzupassen. Der Privatsektor unternehme bereits wichtige Schritte zur Dekarbonisierung der globalen Lieferketten, heißt es in einer Presseerklärung vom heutigen 23. September 2021. Jetzt müssten die Regierungen die politischen Maßnahmen ergreifen, die den Übergang beschleunigen und die emissionsfreie Schifffahrt bis 2030 zur Standardlösung machen. Die Unterzeichner verweisen darauf, dass die vollständige Dekarbonisierung des internationalen Seeverkehrs dringend notwendig und auch machbar ist.

Der Apell steht in Verbindung zu der UN-Generalversammlung und den Klimaverhandlungen auf der COP26 in Glasgow im November dieses Jahres. Die Regierungen seien aufgefordert, so heißt es, mit der Industrie zusammenzuarbeiten, um die politischen Maßnahmen und Investitionen zu verwirklichen, die erforderlich sind, um die kritischen Wendepunkte bei der Dekarbonisierung der globalen Lieferketten und der Weltwirtschaft zu erreichen.

Schiffe transportieren rund 80 Prozent des weltweiten Handels und sind für etwa drei Porzent der weltweiten Treibhausgasemissionen (THG) verantwortlich. 2018 hat die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) der Vereinten Nationen eine erste Treibhausgasstrategie verabschiedet. Sie zielt darauf ab, die gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen der internationalen Schifffahrt bis 2050 um mindestens 50 Prozent gegenüber 2008 zu senken. Eine Überarbeitung der Strategie soll eigentlich im Jahr 2023 erfolgen. Mit ihrer Erklärung wollen die Unternehmen aber bereits jetzt Druck machen.

Jetzt sei es an der Zeit, die Ambitionen zu erhöhen und die Schifffahrt weltweit mit den Zielen der Pariser Vereinbarung in Einklang zu bringen, sagte Jane Fraser, CEO des Bankhauses Citi, das die Erklärung ebenfalls unterschrieben hat.

Der Privatsektor ergreife, so steht in der Presserklärung, bereits konkrete Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Schifffahrt. Dazu gehören Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Pilotprojekte, die Bestellung und der Bau von kohlenstoffneutral betriebenen Schiffen, der Kauf von emissionsfreien Schifffahrtsdiensten, Investitionen in die Herstellung von emissionsfreien Kraftstoffen, Investitionen in Hafen- und Bunkerinfrastrukturen sowie die Bewertung und Offenlegung der Klimaausrichtung von schifffahrtsbezogenen Aktivitäten.

Wenn die Welt dekarbonisiert werden solle, müsse auch die Schifffahrt dekarbonisiert werden, betont Henriette Hallberg Thygesen, CEO, Fleet & Strategic Brands, A.P. Moller - Maersk.

„Unsere Kunden erwarten von uns, dass wir die Emissionen ihrer Lieferkette dekarbonisieren. Wir investieren in erheblichem Umfang in kohlenstoffneutrale Emissions-Technologien, die bereits verfügbar sind. Damit solche Investitionen in unserer Branche zum Standard werden, brauchen wir eine marktbasierte Maßnahme, um die Wettbewerbslücke zwischen fossilen und emissionsfreien Kraftstoffen von heute und den kohlenstoffneutralen Kraftstoffen von morgen zu schließen.“

Johannah Christensen, CEO des Global Maritime Forum, erklärt, dass Dekarbonisierung der Schifffahrt kein Land zurücklassen sollte.

„Um den Übergang zur emissionsfreien Schifffahrt und zu emissionsfreien Kraftstoffen gerecht und inklusiv zu gestalten, müssen politische Maßnahmen sicherstellen, dass die Dekarbonisierung der Schifffahrt auch Arbeitsplätze und Chancen für Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern mit sich bringt.“

Die führenden Politiker der Welt werden daher aufgerufen, dass sie sich bei der Verabschiedung der IMO-THG-Strategie im Jahr 2023 zur Dekarbonisierung der Schifffahrt bis 2050 verpflichten und einen klaren und gerechten Plan zur Umsetzung dieses Ziels vorlegen. Dazu gehört nach Ansicht der Unterzeichner des Aufrufs, dass emissionsfreien Schifffahrtsprojekten im industriellen Maßstab durch nationale Maßnahmen unterstützt werden. Ausdrücklich sollen außerdem klarer Dekarbonisierungsziele für die inländische Schifffahrt festgelegt werden sowie Anreize geschaffen und Erstanbieter unterstützt werden. Die breitere Einführung emissionsfreier Kraftstoffe und Schiffe sollen ebenfalls Förderung erfahren.

Zudem sind politischen Maßnahmen zu ergreifen, die den emissionsfreien Schiffsverkehr bis 2030 zum Standard machen. Begrüßt würden in dem Zusammenhang sinnvolle marktbasierte Maßnahmen, die bis 2025 wirksam werden und den kommerziellen Einsatz von emissionsfreien Schiffen und Kraftstoffen im internationalen Schiffsverkehr unterstützen können.

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