Schiffsgüterverkehr: Eine Branche in der Krise

Mit einer schweren Krise hat derzeit der Schiffsgüterverkehr auf den Weltmeeren zu kämpfen.
Hausgemacht: Der Wettlauf der Reedereien um die größten Schiffe ist mitverantwortlich für die Überkapazitäten. (Foto: Petra Dirscherl/pixelio.de)
Hausgemacht: Der Wettlauf der Reedereien um die größten Schiffe ist mitverantwortlich für die Überkapazitäten. (Foto: Petra Dirscherl/pixelio.de)
Christine Harttmann

Das zeigt sich nicht nur an der Pleite der koreanischen Reederei Hanjin, die derzeit in der Branche für große Unruhe sorgt. Die Aktuellen Zahlen, die Kreditversicherer Euler Hermes vorgelegt hat, die zeigen ebenfalls, dass den Redereien weltweit ein rauer Wind entgegen schlägt.

Die Insolvenzen in der Branche sich zwischen Januar und Mai gegenüber dem Vorjahr um mehr als zehn Prozent gestiegen. Und noch immer leidet die Branche an Überkapazitäten. Hinzu kommt, dass der Welthandel schwächelt und die Fracht- und Charterraten ein Rekordtief erreicht haben. Vor allem die Container-Reeder setzen in dieser Situation auf Fusionen und Allianzen. Ein Ende dieser Konsolidierungen lässt sich derzeit nicht absehen. So lautet die Kurzform die Branchenanalyse, die der Kreditversicherer gerade vorgelegt hat.

Der schwächelnden Weltwirtschaft schreibt Euler Hermes diese Situation zu einem Teil zu. Im laufenden Jahr 2016 wachse die Wirtschaft weltweit um lediglich 2,4 Prozent – so langsam wie seit der Weltwirtschaftskrise nicht mehr. Mit einem erwarteten Zuwachs von 2,7 Prozent seien die Aussichten auch für 2017 verhalten. Zum sechsten Mal in Folge bleibe damit das Wachstum unter der 3-Prozent-Marke, also deutlich unter den durchschnittlich 4 Prozent zwischen den Jahren 2004 bis 2007. Der Wert des Welthandels in US-Dollar schrumpft 2016 sogar erneut um voraussichtlich zwei Prozent, nachdem er 2015 bereits um 10 Prozent eingebrochen war.

„Die Seeschifffahrt ist das Rückgrat des Welthandels“, erläuterte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe, die derzeitige Sitaution. „80 Prozent des weltweiten Handelsvolumens werden per Schiff transportiert, beim Wert der gehandelten Güter sind es 70 Prozent.“ In der Folge halte der Welthandel nicht mehr Schritt mit den Kapazitäten, so Subran. „Angebot und Nachfrage klaffen zunehmend weiter auseinander. Ein Container auf der Asienroute kostet etwa halb so viel als noch vor vier Jahren.“ Nun sehe sich die Containerschifffahrt mit ihrer größten Krise konfrontiert. Das gehe bei einigen an die Substanz.

Der schwächelnde Welthandel alleine sei es jedoch nicht, der die Branche in die Krise führe, so Subran weiter: „Einige der Probleme der Branche sind auch hausgemacht. Es gab einige Jahre lang einen regelrechten Wettlauf der Reeder um die größten Schiffe. Dieser Neubau-Boom holt sie jetzt wieder ein, die ganzen Megacontainerschiffe sind in den letzten Jahren sukzessive vom Stapel gelaufen, weitere werden in diesem Jahr noch abgeliefert. Durch die Überkapazitäten, die so über die Jahre aufgebaut wurden, befinden sich die Frachtraten im Sinkflug – und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, in dem der Wert des Welthandels schrumpft und der für die Schifffahrt enorm wichtigen chinesischen Wirtschaft zumindest vorübergehend etwas die Puste ausgeht.“

Davon, dass die weltweite Konsolidierungs- und Fusionswelle ist noch nicht zu Ende ist, ist Van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz, überzeugt: „Mit der Bildung von Allianzen und durch Fusionen gehen viele gecharterte Schiffe auch an die Eigner zurück. Das löst eine regelrechte Kettenreaktion aus und trifft vor allem die kleineren Reeder hart. Insbesondere Charterreedereien mit nur wenigen Schiffen und ohne eigene Dienste oder Zugang zu Fracht leiden darunter. Sie können bei den aktuellen Charterraten auf Rekordtief kaum kostendeckend arbeiten und die finanzielle Decke ist in vielen Fällen durch die andauernde Schifffahrtskrise dünn.“

Diese schwierige Entwicklung treffe natürlich auch die deutschen Reeder und den Standort Hamburg, ergänzte Van het Hof. Dass inzwischen kaum neue Schiffe bestellt werden, lasse jedoch hoffen, dass Kapazitäten und Welthandel in den kommenden Jahren zumindest wieder in den Gleichschritt kommen. „Bis dahin wird der eine oder andere Schiffbruch erleiden. Die Finanzstärke und das damit verbundene Durchhaltevermögen sind dabei entscheidend“, zeigt sich der CEO überzeugt.

Quellenhinweis Bilder (tlw.): Pixelio
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