Russland-Ukraine-Konflikt eskaliert: Transportrouten kommen zum Erliegen

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verschlechtert sich die Lage weiter. In der Folge sind die Auswirkungen auf die Lieferketten immer deutlicher zu spüren.

Wie viele andere hat sich auch die Reederei Maersk aus der Ukraine zurückgezogen. (Foto: Pixabay)
Wie viele andere hat sich auch die Reederei Maersk aus der Ukraine zurückgezogen. (Foto: Pixabay)
Christine Harttmann

„Es gibt es schwerwiegende Störungen bei allen Verkehrsträgern. Umwege, die Unternehmen daher in Kauf nehmen, führen zu erheblichen Verzögerungen und erhöhen die Kosten deutlich.“

So Jochum Reuter, Vice President of EMEA Operations bei der Plattform FourKites, die aktuelle Lage in der Ukraine und den angrenzenden Regionen zusammen. Die global agierende Supply-Chain-Visibility-Plattform soll die Transparenz über den Transport hinaus bis in Betriebshöfe, Lagerhäuser und Geschäfte erweitern. Mit der Software werden laut Anbieter täglich mehr als 2,5 Millionen Paket- und Kuriersendungen verfolgt – auf der Straße, auf der Schiene, zu Wasser und in der Luft in 176 Ländern.

“Die Sanktionen beginnen bereits zu greifen und verursachen erhebliche Probleme, wenn Schiffe inspiziert oder beschlagnahmt werden”, ist Reuter überzeugt.

Es gebe „wilde Schwankungen” der Preise für Rohstoffe, darunter Treibstoff und Lebensmittel. Reuter prognostiziert erhebliche Preissteigerungen, wenn der Konflikt weitergeht. Es werde zu einem Welleneffekt kommen, durch den die Verzögerungen in Osteuropa zunächst in chinesischen und US-amerikanischen Häfen Probleme bereiten würden. Diese stünden jedoch aufgrund der Corona-Pandemie, Wetterereignissen und anderen Faktoren bereits jetzt stark unter Druck.

Wie Reuter berichtet, wurden die Seerouten von und nach Odessa und in andere Häfen am Schwarzen Meer weitgehend eingestellt. Mindestens zwei Handelsschiffe seien von Militäraktionen betroffen. Die meisten internationalen Fluggesellschaften haben die Region ebenfalls evakuiert. Die Reederei Maersk teilte bereits kurz nach Kriegsbeginn mit, dass sie alle Hafenanläufe in der Ukraine eingestellt und ihr Hauptbüro in Odessa an der Schwarzmeerküste als Reaktion auf den Konflikt mit Russland geschlossen habe.

Die Schwarzmeerschifffahrt scheine zum Erliegen gekommen zu sein, folgert Reuter. Als zusätzlichen Beleg führt er eine große Zahl Twitter-Botschaften an, aus denen hervorgehe, dass sich in der Ukraine nichts mehr bewegt. Auch hätten Versicherungen die Preise für Policen bei Handelsschiffen im Schwarzen Meer erhöht – das führe zu steigenden Transportkosten in der Region.

Auch der Generalsekretär der International Maritime Organization (IMO), Kitack Lim, ist besorgt über die Auswirkungen auf die Schifffahrt. Gegenüber der englischsprachigen Internetplattform MarineLink äußerte er:

„Ich bin zutiefst besorgt bezüglich der Auswirkungen, die die Militäraktion in der Ukraine auf globale Schifffahrt, Logistik und Lieferketten hat. Besonders schwer wiegen die Auswirkungen auf die Lieferung von Waren und Lebensmitteln an Entwicklungsländer sowie auf die Energieversorgung.”

Auf der Schiene gibt es noch einige Bewegungen, aber die Flüchtlingszahlen setzten die Strecken durch Weißrussland und Polen unter Druck. Machen Bahnunternehmen bleiben dennoch optimistisch. Klar ist jedoch, dass auch dieser Verkehrsträger stark betroffen ist. Der Schienengüterverkehr zwischen der Slowakei und der Ukraine wurde ausgesetzt. Allerdings erklärte die Rail Cargo Group (RCG) am vergangenen Donnerstag gegenüber dem International Rail Journal, dass der Krieg bisher keine Auswirkungen auf ihre Verkehre habe. Die Deutsche Bahn (DB) teilte mit, dass der Logistikbetrieb in der Ukraine unterbrochen und die Mitarbeiter aufgefordert wurden, zu Hause zu bleiben. Derzeit werden die Züge aus der Ukraine weg umgeleitet. Laut der Nachrichten-Plattform The Conversation sind Schienengüterverkehrsexperten dennoch zuversichtlich, dass die Störungen auf ein Minimum reduziert werden können. Länder wie Litauen erwarten dennoch, dass ihr Schienenverkehr durch die Sanktionen gegen Russland stark beeinträchtigt wird.

Betroffen ist außerdem der Luftverkehr. Die Ukraine hat ihren Luftraum geschlossen, nachdem russische Truppen die Flughäfen angegriffen hatten, und Flüge aus Moskau und anderswo wurden in der Region umgeleitet. Gegenseitige Sanktionen haben dazu geführt, dass viele westliche Fluggesellschaften aus Russland verbannt wurden, während russische Flugzeuge aus dem westeuropäischen Luftraum ausgeschlossen wurden.

Die Auswirkungen auf die Industrieproduktion zeigen sich bereits jetzt. So stammen die Kabelbäume für Volkswagen-Fahrzeuge aus einem ukrainischen Zuliefererwerk. Wie VW gegenüber der Financial Times bestätigt hat, wird daher das das Werk Zwickau in dieser Woche für vier Tage stillstehen. Das nahe gelegene Werk Dresden werde für drei Tage geschlossen. Wie lange die Abschaltungen dauern würden, könne nicht gesagt werden, so ein Sprecher von VW.

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