Roland Berger-Analyse: Wasserstoff als Geschäftsmodell

Sauberen Wasserstoff transportieren – laut einer Analyse von Roland Berger könnte das auch für Transportunternehmen ein lukratives Geschäftsmodell werden. Wer sich da früh positioniert, könnte auf lange Sicht profitieren.

Wasserstoff als Energieträger der Zukunft: Über kurz oder lang wird es Importe geben müssen. Auf welchem Weg, mit dieser Frage hat scih Roland Berger befasst. (Foto: Pixabay)
Wasserstoff als Energieträger der Zukunft: Über kurz oder lang wird es Importe geben müssen. Auf welchem Weg, mit dieser Frage hat scih Roland Berger befasst. (Foto: Pixabay)
Christine Harttmann

Sauberer Wasserstoff gilt als der Energieträger der Zukunft und Schlüsselelement für die Energiewende. Bisher ist allerdings noch nicht geklärt, wie der Transport des sauberen Wasserstoffs von den teils entlegenen Produktionsstätten zu den Verbrauchsstellen in industriellen Ballungszentren gelingen soll. Nut hat sich Roland Berger in der Studie „Hydrogen transportation: The key to unlocking the clean hydrogen economy“ der Frage angenommen. Die Analyten untersuchen das Potenzial verschiedener Transportlösungen, die am Ende maßgeblich über den Erfolg des Energieträgers mit entscheiden werden.

Zwar würden die Investitionen in sauberen Wasserstoff zunehmen, sagt Uwe Weichenhain, Partner bei Roland Berger. Doch bisher konzentriere sich alles auf die Produktion und Endverbraucheranwendungen.

„Um sicherzustellen, dass sauberer Wasserstoff wirtschaftlich wettbewerbsfähig wird und breite Anwendung findet, braucht es jedoch dringend neue und effiziente Transportlösungen. Denn die Transportkosten machen bisher noch einen beträchtlichen Teil der Gesamtkosten aus.“

Wasserstoff kann als erneuerbarer Brennstoff oder Rohstoff in allen Sektoren mit hohem CO2-Ausstoß verwendet werden – auch in Industriezweigen, in denen eine direkte Elektrifizierung nicht möglich ist. Nach Einschätzung von Roland Berger wird sich daher die Gesamtnachfrage für Wasserstoff in Europa von aktuell knapp unter zehn Millionen Tonnen bis 2050 auf über 45 Millionen Tonnen mehr als vervierfachen. Demzufolge werden Wasserstoffimporte und der innereuropäische signifikant ansteigen.

Aktuell wird die Nachfrage in Europa noch nahezu komplett über die Wasserstoffproduktion vor Ort abgedeckt. 2050 hingegen stammen, so erwartet es Roland Berger, 40 Prozent des Volumens aus Importen stammen, 33 Prozent werden innerhalb des Kontinents transportiert und nur noch 27 Prozent direkt an der Verbrauchstelle produziert.

Die Studie betrachtet die drei Träger-Technologien: Ammoniak (NH3), verflüssigten Wasserstoff (LH2) und flüssige organische Wasserstoffträger (LOHC) sowie ihre praktischen Vor- und Nachteile. Für den Vergleich der Transportkosten der verschiedenen Trägerstoffe werden vier typische Transportszenarien für Wasserstoff skizziert, die von groß angelegten Hafen-zu-Hafen-Transporten vom Nahen und Mittleren Osten nach Europa bis hin zu kleinen Lkw-Transporten von bis zu 200 Kilometern reichen. Das Modell zeigt: Bis 2025 weist keiner der drei Wasserstoffträger klare Kostenvorteile über alle verschiedenen Transportszenarien hinweg auf. Es muss je nach Anwendungsfall entschieden werden. Bis 2035 werden, nach Einschätzung der Experten von Roland Berger, jedoch alle drei Technologien signifikante Kostenreduktionen erfahren. Die Transportkosten beispielsweise für LH2 bei einem Transport von Hafen zu Hafen, mit einer Strecke von 12.000 Kilometern und einem Volumen für einen Großabnehmer wie einem Stahlproduzenten werden von 2,8 Euro pro Kilogramm in 2025 auf 1,7 Euro pro Kilogramm in 2035 sinken.

Die Ergebnisse des Vergleichs würden damit darauf hinweisen, dass der Wasserstofftransport in Zukunft wirtschaftlich tragfähig sein werde, so Weichenhain.

„Nach der 2020 verkündeten Wasserstoffstrategie der Europäischen Union soll ab 2025 ein vollwertiges Wasserstoff-Ökosystem aufgebaut werden. Wenn dies so umgesetzt wird, werden die Mengen des transportieren sauberen Wasserstoffs weiter deutlich steigen. Wir rechnen mit Transportmengen über eine Million Tonnen ab Mitte des Jahrzehnts, zunächst aufgrund des innereuropäischen Transports und dann zunehmend aus Nicht-EU-Importen. Ab 2030 wird transportierter sauberer Wasserstoff ein Preisniveau erreichen, das wettbewerbsfähig genug ist, um industriellen Abnehmern die Dekarbonisierung in großem Maßstab zu ermöglichen – durch den Ersatz der Produktion vor Ort mit transportiertem sauberem Wasserstoff.“

Der Transport von sauberem Wasserstoff eröffne somit ein attraktives Geschäftsfeld für Energie-, Transport- und Handelsunternehmen. Unternehmen, die schnell handeln und frühzeitig Erfahrungen sammeln, können sich, so meint Roland Berger, einen Vorteil auf dem Markt verschaffen, indem sie Standards setzen und Kostensenkungen realisieren.

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