Erst Anfang Juli präsentierte Renault Trucks in Lyon der internationalen Presse den Prototypen des Oxygen mit seinem aerodynamisch geformten Auflieger und einem 6x4 Fahrgestell mit einem Radstand von 4,6 Metern. Nach erfolgreicher Erprobung in Lyon und Paris soll der Elektro-Lieferwagen in einer zweiten Testrunde sein Können der Stadtlogistik zeigen – diesmal mit Kühlkoffer. Für diese zweite Testrunde des Pilotprojekts ging Renault Trucks eine Partnerschaft mit dem Einzelhändler Jumbo und dessen Spediteur SVZ ein.
Mit Geodis 2022 gestartet
Die Geschichte des Konzept-Lkw geht zurück ins Jahr 2022. Damals beschlossen der französische Nutzfahrzeughersteller und der Logistikdienstleister Geodis gemeinsam, einen für die Stadtlogistik spezialisierten E-Lkw zu entwickeln. Projektname: Oxygen. Mit dem jetzt auf Test-Tour geschickten Prototypen des Elektro-Stadtfahrzeugs setzt der Hersteller seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit daran fort.
Entstanden ist der Oxygen im Renault Trucks-Werk in Blainville-sur-Orne, Seit das seit 2020 serienmäßig Elektro-Lkw herstellt. Das Lieferfahrzeug, das jetzt im Praxistest fährt, ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Renault Trucks und 17 Partnern. Er basiert auf dem E-Tech T. Mit seinen drei 94 kWh-Batterien - insgesamt sind das 282 kWh – kommt er auf eine Reichweite von rund 150 Kilometer. Für die meisten Lieferrunden in der Stadt dürfte das ausreichen.
Für urbane Räume kreiert
Um das Fahrzeug nahtlos in das Stadtbild zu integrieren und den Fahrkomfort sowie die Arbeitsbedingungen zu verbessern, seien die Außenlinien des Lkws sowie das Interieur der Kabine vollständig überarbeitet, heißt es bei der Präsentation in Lyon. Alle Applikationen seien für die Zustellung im urbanen Bereich optimiert. Auf Sicherheit, Komfort und Modernität habe man bei der Entwicklung großen Wert gelegt.
Das Interieur: Auf Sicherheit und Komfort getrimmt
Und tatsächlich fällt am Oxygen schon auf dem ersten Blick die etwas ungewöhnliche Form auf, die ein wenig die Anmutung eines Tropfens hat. Fahrerkabine und Aufbau fallen nach vorne hin weich ab, was der Aerodynamik dienlich sein dürfte. Im inneren ähnelt das Kabinendesign dem eines modernen Abfallsammelfahrzeugs. Der Boden ist tiefergelegt, was einerseits den Einstieg erleichtert, und andererseits mehr Stehhöhe ermöglicht. Die große Windschutzscheibe verbessert die Sicht – ein Aspekt, der mehr Sicherheit bringen dürfte. Gleiches gilt für die Kameras, die die Rückspiegel ersetzen. Dadurch ist eine bessere Rundumsicht an den Seiten möglich, die den Blick auf Fußgänger erleichtert. Auch dürften Verkehrsteilnehmern im toten Winkel deutlich leichter zu sehen sein. Einen noch besseren Überblick gibt das 360°-Kamerasystem. In den sogenannten Birdview kann der Fahre mit einem einfachen Knopfdruck an seinem Display wechseln.
Ein weiteres Sicherheitsfeature ist die Schiebetüre, die sogenannte Rapid-Sliding-Door, auf der Beifahrerseite. Ähnlich, wie eine Bustüre, öffnet sie sich automatisch. Allerdings wird sie, bei einem Lkw wäre es anderes nicht zu realisieren, nach vorne außen gezogen. Der Fahrer kann so leicht auf der dem Verkehr abgewandten Seite Aussteigen und damit die Gefahren des fließenden Verkehrs meiden. Zugleich sind Fahrradfahrenden vor Dooring-Unfällen geschützt.
Temperaturgeführt beliefern
Der von Jumbo und SVZ eingesetzte Oxygen ist mit einem temperaturgeführten Isolier-Aufbau ausgestattet, dieser soll die die Frische der transportierten Lebensmittel gewährleisten. Mit der in das Chassis integrierten Kühleinheit eignet sich der Aufbau für den Transport von bis zu 25 Einkaufwagen.
Der Lkw ist 10 Meter lang, ist 2,6 Meter breit und 3,8 Meter hoch. Das zulässige Gesamtgewicht gibt Renault Trucks mit 26 Tonnen an. Wie die Franzosen weiter mittteilen, entspricht er mit seinen 150 Kilometern Reichweite den täglichen Zustellungen eines Spediteurs in Amsterdam.
Überhaupt sind die Niederlande ein gern genommener Bezugspunkt in Sachen nachhaltige Mobilität: Ab dem 1. Januar 2025 können dort sogenannte Null-Emissions-Zonen eingerichtet werden, die ausschließlich emissionsfreien Fahrzeugen vorbehalten sind. Die Region sei daher ein idealer Erprobungsort für den Labor-Lkw. Entsprechend wurden die beiden Erprobungspartner für den Oxygen gewählt. Der niederländische Einzelhändler Jumbo unterhält 700 Filialen in den Niederlanden und Belgien. Die Spedition SVZ beliefert die Verkaufsstandorte in den Niederlanden mit Lebensmitteln.
Die Niederlande als natürliches Habitat
Den neuen, experimenteller 26-Tonnen-Elektroschwerlastwagen für den Stadtverkehr wollen die Unternehmen perspektivisch in den niederländischen Null-Emissions-Umweltzonen einsetzen. Beim ersten Testversuch mit Geodis war das Fahrzeug noch im Trockenversand unterwegs. Im kommenden sechsmonatigen Versuchszeitraum wird der Labor-Truck Kühllieferungen vom Lager zum Jumbo-Supermarkt im Herzen Amsterdams bringen.
„Die erfolgreiche Partnerschaft mit Jumbo und SVZ bei diesem innovativen Projekt zeigt eindrucksvoll, wie effektiv Zusammenarbeit zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beiträgt“, so Jérôme Berthelet, Geschäftsführer von Renault Trucks in den Niederlanden.
Gemeinsam seien die Unternehmen bestrebt, eine urbane Lösung mit geringem CO2-Ausstoß zu schaffen. Die Durchführung des Pilotprojekts in Amsterdam – einer Stadt, die eine Vorreiterrolle im Bereich des Umweltmanagements einnimmt – unterstreiche den großen Mehrwert des Ansatzes.
„Wir bei Jumbo haben uns verpflichtet, die Natur zu erhalten und unsere Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern. Unser Ziel ist es, bis 2030 CO2-neutral zu sein“, sagt Wilko Maas, verantwortlich für die Lkw-Flotte der Supermarktkette Jumbo.
Die Belieferung von Geschäften und die Auslieferung von Lebensmitteln sei Alltag in der Spedition. Den Energieverbrauch minimieren und den ökologischen Fußabdruck verkleinern, sei ein stetiges Ziel. Maas erwartet, dass bis 2025 weitere Städte wie Amsterdam Null-Emissions-Zonen einrichten. Daher ist er überzeugt:
„Die Zustellung auf der letzten Meile wird von entscheidender Bedeutung sein, um unsere Geschäfte weiterhin so sauber und sicher wie möglich zu beliefern. Das Oxygen-Pilotprojekt wird uns die nötige Erfahrung verschaffen, um für die Zukunft gerüstet zu sein.“
Auch Erwin Keizer, Finanzdirektor von SVZ, sieht die Entwicklung positiv:
„Wir bei SVZ sind bestrebt, unsere Kunden in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Mit dem Oxygen-Lkw machen wir einen Schritt in Richtung der Zukunft des emissionsfreien Transports, indem wir eine sichere Art der Warenauslieferung schaffen.“
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