Pilotprojekt: Ampel der Zukunft wird in Bayern erprobt

Im niederbayerischen Essenbach will man im Rahmen eines Pilotprojekts neue Ampeltechnologien testen -  unter anderem Blaulichtpriorisierung für Einsatzfahrzeuge, intelligente Abbiegeassistenten sowie eine automatische Grünphase durch Kameraerfassung.

Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter stellte am 08. April 2024 in Essenbach die sogenannte "Ampel der Zukunft" vor. (Quelle: StMB)
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter stellte am 08. April 2024 in Essenbach die sogenannte "Ampel der Zukunft" vor. (Quelle: StMB)
Anna Barbara Brüggmann

Ampeln können längst nicht mehr nur den Verkehr freigeben, viele moderne Ampelsysteme verfügen über Sensoren und Kameras, um den Verkehr zu überwachen und bei Bedarf die Signalphasen anzupassen. Der bayerische Freistaat erprobt nun die sogenannte „Ampel der Zukunft“.

Verkehrssicherheit soll erhöht werden

In Essenbach, Niederbayern, werden insgesamt sechs Ampeltechnologien getestet. Ziel sei es, Erkenntnisse für einen eventuellen späteren bayernweiten Einsatz der Technologie zu gewinnen – beispielsweise an Stellen mit häufigen Unfällen.

Es kämen dabei neue Technologien zum Einsatz, die sowohl Pkw und Lkw als auch dem Fuß- und Radverkehr dienen, zum Beispiel Blaulichtpriorisierung für Einsatzfahrzeuge, Grünzeitprognosen für den Radverkehr, intelligente Abbiegeassistenten oder eine automatische Grünphase durch Kameraerfassung.

Fahrt frei für Einsatzfahrzeuge

Mittels technischer Ausstattung können den Angaben zufolge Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Essenbach mit der Ampel kommunizieren und eine sofortige Grünphase anfordern. So werde nicht nur der Weg für die Feuerwehr freigemacht, die sogenannte Blaulichtpriorisierung soll auch ermöglichen, dass andere Fahrzeuge wegfahren können, die dem Einsatzfahrzeug sonst an der roten Ampel im Weg stehen würden.

Kollisionswarner mit KI

Zudem soll ein Kollisionswarner die Sicherheit an der Kreuzung für den Auto-, Lastwagen- und Radverkehr erhöhen. Gesteuert werde das System von einem Kameradetektor mit Künstlicher Intelligenz – nur bei der Gefahr eines Zusammenstoßes sei es aktiv.

Der jeweilige Fahrer soll durch ein oranges Blinklicht am Ampelmast vor drohender Gefahr gewarnt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Abbiegeassistenten, die in der Regel bei Grün dauerhaft blinken, soll hier kein Gewöhnungseffekt entstehen.

Radarsensor für Radler

Darüber hinaus ermittelt eine intelligente Säule an der St 2615 (ehemals B 15) 100 Meter vor der Kreuzung mittels Radarsensor die Geschwindigkeit der Radfahrer. Anhand der übertragenen Daten empfehle sie dem Radler, wie er seine Geschwindigkeit anpassen muss, um die Ampel (noch) bei Grün zu erreichen.

Zudem soll es möglich sein, die Grünphase für Radler, die sich der Ampel nähern, zu verlängern. Die Erkennung erfolgt dabei über einen Radardetektor, der die entsprechenden Befehle an die Ampel weitergibt.

Grünphasenanpassung für Fußgänger

Auch eine neu entwickelte Kameratechnik mit Künstlicher Intelligenz kommt zum Einsatz. Diese soll erkennen, ob Fußgänger die Straße überqueren möchten – und dann automatisch eine Grünphase anfordern. Die Grünphase werde für langsame Fußgänger, beispielsweise Menschen mit Mobilitätseinschränkung, verlängert.

Zudem sei es den Fußgängern möglich, über Radartaster kontaktlos Grün anzufordern. Das System erfasse Handbewegungen bereits in 10 bis 50 Zentimetern Abstand zum Taster.

Datenschutz

Doch bei allen Anwendungen gelten die Datenschutzrichtlinien. Es werden keine Personen identifiziert und keine Kennzeichen erfasst, heiß es von Seiten des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr.

Umgesetzt hat die Maßnahmen die Zentralstelle Verkehrsmanagement an der Landesbaudirektion Bayern in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Bauamt Landshut, so die Angaben. Insgesamt investiere der Freistaat rund 100.000 Euro in das Pilotprojekt.

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