Oliver Wyman-Analyse „Letzte Meile 2028”

Paketdienste werden in den kommenden Jahren aufgrund des Kostendrucks die kostenlose Haustür-Zustellung einstellen müssen. Paketstationen und Shops werden sie als kostengünstige Alternative ersetzen.

Die kostenlose Zustellung an der Haustüre könnte schon in zwei Jahren der Vergangenheit angehören. (Foto: GLS)
Die kostenlose Zustellung an der Haustüre könnte schon in zwei Jahren der Vergangenheit angehören. (Foto: GLS)
Christine Harttmann

2018 wurden in Deutschland 3,5 Milliarden Pakete ausgeliefert. In zehn Jahren werden es bereits neun Milliarden sein. Zu stemmen ist diese Paketflut nur mit zusätzlichen Lieferfahrern. Da jedoch schon heute ein akuter Fahrermangel herrscht, wird das die Löhne in die Höhe treiben. Schon deshalb werden sich die Zustellkosten pro Paket bis 2028 fast verdoppeln. Zu diesem Schluss kommt die Analyse „Letzte Meile 2028“ des Beratungsunternehmens Oliver Wyman. Die Haustürzustellung werde schon bald zum Luxusgut, sind die Analysten überzeugt. Die erwarten, dass sich über kurz oder lang die sogenannt Multi-Drop-Zustellung durchsetzt. Die meisten Pakete werden dann gesammelt an Paketautomaten oder -shops ausgeliefert und vom Besteller selbst abgeholt. Die Paketdienstleister müssen dafür ihr Netz an Paketstationen weiter ausbauen und wesentlich verdichten.

Am Wochenende online bestellt, Montag nach Hause geliefert. Dieser heute selbstverständliche, kostenlose Service wird also bald der Vergangenheit angehören. Behält die aktuelle Analyse „Letzte Meile 2028“ Recht, dann wird die die klassische Haustürzustellung bereits in zwei Jahren ein Luxusgut sein. Als Gründe führen die Analysten die rasant steigenden Personalkosten sowie den gleichzeitigen wettbewerbsbedingten Druck auf die Preise an. Die stark schwankenden Paketmengen, die täglich ausgeliefert werden, werden diesen Kostendruck noch verschärfen: Montags und dienstags ist die Paketflut besonders groß, an anderen Wochentagen werden deutlich weniger Lieferfahrzeuge gebraucht. Noch spüren Verbraucher nichts, weil sich Preissteigerungen im Markt bislang nicht durchsetzen konnten, weiß Michael Lierow, Supply Chain-Experte und Partner bei Oliver Wyman:

„Der Wettbewerbsdruck im Bereich der letzten Meile ist enorm. Noch sind die Preise für die Auslieferung von Paketen zur Haustür daher sehr niedrig. Doch das wird und muss sich sehr bald ändern. Besonders auf der letzten Meile müssen Besteller mit Zusatzkosten rechnen.“

Bis 2028 wird sich die Anzahl der auszuliefernden Pakete in Deutschland verdreifachen, von 3,5 Milliarden Paketen in 2018 auf bis zu neun Milliarden Pakete. Damit steigt auch der Bedarf an Lieferfahrern auf bis zu 200.000. Im Jahr 2018 waren es noch 90.000 Fahrer. Um dem sich verschärfenden Fahrermangel zu begegnen und den Beruf attraktiver zu machen, ist laut Oliver Wyman-Analyse eine Anhebung der Stundenlöhne von aktuell rund 15 Euro auf bis zu 30 Euro erforderlich. Die steigenden Personalkosten werden die direkten Kosten pro Paket von 2,50 Euro auf 4,50 Euro klettern lassen.

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