NOX NachtExpress: Fünf neue Scania LNG-Lkw

Der Transportunternehmer Marco Herr will die LNG-Technologie als alternativen Antrieb unterstützen. Seine Linienverkehre für NOX NachtExpress bestreitet HerrCargo daher nun auch mit fünf neuen Scania R 410 Lkw, die mit dem verflüssigten Erdgas betrieben werden.

Marco Herr (links), geschäftsführender Gesellschafter der HerrCargo GmbH und Alexander Kluxen, Director Operations Germany, NOX NachtExpress, können den Neuzugang im Fuhrpark in Empfang nehmen. | Bild: Scania.
Marco Herr (links), geschäftsführender Gesellschafter der HerrCargo GmbH und Alexander Kluxen, Director Operations Germany, NOX NachtExpress, können den Neuzugang im Fuhrpark in Empfang nehmen. | Bild: Scania.
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei PROFI-Werkstatt von Claudia Leistritz)

Die Entscheidung für den alternativen Antrieb per LNG (Liquefied Natural Gas; verflüssigtes Erdgas) für seine Fahrzeuge resultierte aus der engen Zusammenarbeit mit der NOX NachtExpress Logistik, für die Marco Herr als geschäftsführender Gesellschafter des Transportunternehmens HerrCargo seit Jahren hauptsächlich im Linienverkehr, aber für NOX-Kunden auch im Abholbereich des Inboundgschäfts tätig ist. Er hat sich nun aus Überzeugung fünf Scania R 410 LNG-Zugmaschinen mit 410 PS und 6-Zylinder-Reihengasmotor angeschafft: „Wenn man solche Technologien nicht fördert, passiert nichts von alleine“, sagt Herr.

Auch Ersatzteillieferungen

Seit der Gründung von HerrCargo in den 1990er Jahren arbeitet das Unternehmen mit NOX zusammen. Als ehemaliger Fahrer von Nachttouren und tätig im Produktbereich Nachtexpress kennt sich Marco Herr selbst gut aus auf dem Gebiet. Sein Unternehmen hat seinen Sitz bei Karlsruhe und transportierte als Hub- und Plattformbetreiber der CAT Automobillogistik im Linienverkehr auch Ersatzteile für Automobilhersteller „auf nahezu jeder Linie in Richtung Süddeutschland“.

Später übernahm der NOX NachtExpress die CAT Automobillogistik und die HerrCargo stellte sich auf andere Bedingungen ein. Das Unternehmen wird von insgesamt vier Personen am Laufen gehalten. Alle sind zuständig für Buchhaltung, Dispo, Abrechnung und Werkstatt, aber auch für innovative Projekte wie beispielsweise jetzt die Einführung von alternativen Antrieben in den bestehenden Fuhrpark.

Im Dienst für Zulieferer

Das Transportunternehmen hat insgesamt 27 Zugmaschinen und rund 60 Trailer im Fuhrpark, gesteuert von 50 Fahrerinnen und Fahrern. Schwerpunktmäßig werden damit die Linienverkehre für Zulieferer und Hersteller der Fahrzeugindustrie übernommen. Auch der Aftersales-Bereich von Scania fährt seine Ersatzteillogistik über die NOX NachtExpress und somit HerrCargo, dessen Fuhrpark zum überwiegenden Teil aus Fahrzeugen des schwedischen Nfz-Herstellers, einem Unternehmen der Traton-Gruppe, besteht.

Nachhaltige Antriebstechnik

Das Projekt LNG geht dem Bericht zufolge auf die gemeinsame Initiative von Alexander Kluxen, Director Operations Germany bei NOX NachtExpress und Marco Herr zurück. Auf dem Weg abseits von den klassischen Verbrennungsmotoren und hin zur Nachhaltigkeit betrachte Herr den Antrieb per Flüssigerdgas als „Chance für die Zukunft“. Ein verstärktes Interesse für alternative Antriebe habe er bereits seit etwa 20 Jahren: Seitdem beteilige er sich mit seinem Unternehmen an zukunftsweisenden Projekten wie beispielsweise das Fahren mit Pflanzenöl und tierischen Fetten um die Jahrtausendwende in Baden Württemberg. Und er war auch unter den ersten, die bei einem weiteren Scania-Projekt einen mit Gas-Diesel-Gemisch betriebenen und bis heute im Einsatz befindlichen Scania LPG in den Fuhrpark übernahmen. LNG hält er aus mehreren Gründen für eine gute Alternative:

„Mit diesen Gewichten, die wir auf den Linien transportieren, kann das ein Vorteil beim Verbrauch sein. Jeder denkt auch an wahnsinnige Kostenersparnis durch besipielsweise Mautbefreiung, aber wenn man bedenkt, dass diese Technologien und vor allem die Infrastruktur dafür noch in den Kinderschuhen steckt, dann relativiert sich das Ganze.“

Infrastruktur ausschlaggebend

Für die alternativen Antriebe sei allerdings eine zuverlässige Infrastruktur wesentlich, zum Beispiel auch ein gutes Werkstattnetz. Daher baue er, als langjähriger Kunde des Scania Partners Martin Knirsch Kraftfahrzeuge in Karlsruhe, bei seinen LNG-Fahrzeugen ebenfalls auf Scania. Mit deren Service habe er noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Und auch nun bei der Umstellung der Fahrer auf die Praxis mit LNG-Antrieb in den nächsten Monaten könne er sich auf den Knirsch-Service verlassen.

Einarbeitung ins System

Zur Umstellung auf den LNG-Betrieb gehört beispielsweise auch im Interesse der Tankstellenbetreiber die Einarbeitung in die „sensiblen Abläufe“ beim Tankvorgang, für die der Lkw-Hersteller Schulungen anbietet, da ansonsten schnell Beschädigungen an Tankstutzen oder Tank drohten. Nicht selten müssten die Fahrer von den Kursen erst überzeugt werden, heißt es. Das gelinge umso leichter, je begehrter das Fahrzeug sei.

„Scania hat für den Fahrer einen gewissen Stellenwert, und gute Fahrer versucht man mit allen Mitteln zu halten und das geht nicht nur über Geld“,

sagt Herr. Biete man einen vernünftigen Arbeitsplatz, bedeute das schließlich auch eine Wertschätzung für den Fahrer. „Das steigert die Motivation“. Daher sind die Fahrerkabinen auch mit einer integrierten Klimaanlage, dem großen Multimedia-Paket und Ledersitzen recht komfortabel ausgestattet.

Reichweite bis 1.100 Kilometer

Die fünf neuen Scania-LNG-Lkw sind im Liniensystem bei NOX Nachtexpress für feste Touren mit Stammmanschaft eingeteilt. Sie fahren dann vom NOX Zentrallager am Kölner Eifeltor in den Süden und Südwesten: nach Stuttgart, Ulm, München, Bühl und Groß-Gerau. Die LNG-Zugmaschinen verfügen über ein maximales Drehmoment von 2.000 Nm und kommen den Angaben zufolge auf ebener Fahrbahn auf eine Reichweite von bis zu 1.100 Kilometern.

Entscheidend sei aber auch hier eine passende Infrastruktur mit verfügbarem Tankstellennetz. Die konkrete Planung, heißt es, sei für Herr und den NOX NachtExpress erst möglich gewesen, nachdem sichergestellt war dass an entscheidenden Knotenpunkten, beispielsweise Mannheim oder Karlsruhe, LNG-Tankstellen entstehen sollen.

Staat muss unterstützen

Ein wichtiger Faktor für den Unternehmer war auch die staatliche Förderung für alternative Antriebe, die die Übernahme von LNG-Lkw in seine Flotte erst ermöglicht habe, so Herr. Eine Maßnahme, die er nur befürworten kann: „Die Förderung sollte daher weiter beibehalten werden, für Unternehmen, die diese Technologien bei sich einsetzen und die Etablierung mitgestalten wollen“.

Als Besonderheit verfügt die HerrCargo über eine Mega Zugmaschine, die zum Ziehen von Megatrailern wie aber auch normalen Standard-Trailern mit einer höhenverstellbaren Stattelplatte versehen wurde und damit flexibel eingesetzt werden kann. Die Reichweite geht hier, wegen der durch die geringere Höhe kleiner ausfallenden Tanks, bis zu 600 Kilometer.

Erster von 400

Der NOX NachtExpress beauftragt über 100 Spediteure im Linienverkehrsbereich. Der gesamte Fuhrpark mit Abhol-, Linien- und Zustellverkehren besteht aus 400 Spediteuren. Im Lkw-Bereich für den Linienverkehr gehört Marco Herr mit seiner Fahrzeugflotte zu den Top 5 und ist nun der erste, der auf alternative Antriebe setzt.

Mit Schmitz Cargobull und Bosch zu neuem Managementsystem

Für die Nutzung der Fahrzeuge sind auch innovative Technologien weiterer Unternehmen von Bedeutung: So verfügen die mit den Scania ausgelieferten Trailer von Schmitz Cargobull die Transpondertechnik von Bosch, eine Art von „aktivem Ladungsträgertracking“, wie es Schmitz Cargobull nennt. Daraus soll zukünftig ein Managementsystem zur vollständigen Abbildung der Zustellprozesse von den Zielankünften bis zum Live-Tracking entstehen. Henry Kussatz, Manager Customer Implementation & Solution Development bei NOX Nachtexpress:

„Man profitiert da auch als Unternehmen, wenn man immer dabei ist, neue Ideen, neue Technologien zu begleiten. Und dafür brauchen wir eben Partner, die bei Innovationen einfach mitziehen und auch für sich einen längerfristigen Vorteil sehen. So entsteht für alle eine Win-Win-Situation.“

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