Neues Forschungsprojekt: Schwarmintelligenz soll Transporte vernetzen

Kleine, elektrisch angetriebene Binnenschiffe sollen den Warentransport im Ruhrgebiet revolutionieren.

Vereinfachte exemplarische Darstellung eines kleinen standardisierten Containerschiffes in der Fahrt auf einem Kanal. (Foto: DST)
Vereinfachte exemplarische Darstellung eines kleinen standardisierten Containerschiffes in der Fahrt auf einem Kanal. (Foto: DST)
Christine Harttmann

Einen Plan, wie das genau gehen kann, wollen jetzt die beiden Johannes Rau-Forschungsinstitute RIF (Institut für Forschung und Transfer) und DST zusammen entwickeln. Im Rahmen des Forschungsprojekts DeConTrans erarbeiten sie ein neues Transportkonzept auf Basis von kleinen, elektrisch angetriebenen Schiffen, die in „Schwärmen“ neue dezentrale Märkte bedienen. Die dafür notwendigen Gelder hat die EU gerade erst bewilligt.

„Freie Fahrt auf den Autobahnen des Ruhrgebiets: Statt Lkw-Kolonnen auf rechten Spuren sind jetzt Schwärme kleiner Schiffe auf den Kanälen der Region unterwegs. Emissionsfrei und leise bringen sie Container mit Waren aller Art zu kleinen automatisierten Umschlagplätzen und Stadthäfen der Metropole Ruhr“, beschreibt das RIF die des Projekts in einer Pressemitteilung. Was wie eine ferne Utopie klinge, stehe zumindest virtuell kurz vor der Realisierung.

Die beiden involvierten Forschungsinstitute entwickeln und entwerfen ein alternatives Güterverkehrssystem. Es basiert auf den realen Daten der Güterströme im Ruhrgebiet sowie bereits existenten technischen Innovationen in Schifffahrt, Logistik, Fahrzeugindustrie und Automatisierungstechnik. Bis 2021 soll dann sogenanntes virtuelles Testbed entstehen, in dem die Forscher die Innovationen gemeinsam testen können.

Die Forscher rechnen damit, dass eine moderne Schwarm-Binnenschifffahrt kostengünstiger, umweltfreundlicher und effizienter als der Lkw-Verkehr auf der Straße sein kann. Das Ruhrgebiet liegt für beide Forschungspartner vor der Haustür. Als Anwendungsfall für eine innovative, dezentrale Binnenschifffahrt bietet es sich mit seinen vielen Wasserstraßen und kleinen Häfen, die noch aus der Montanära stammen, an. Zudem erhöhen aktuelle Verkehrsprobleme – Staus, Emissionen, gesperrte Rheinbrücken und schleppender Schienenausbau – den Problemdruck. Daher sehen DST und RIF hier gute Realisierungschancen für eine grundlegende Systeminnovation, die „Made in NRW“ gute Chancen für weitere Entwicklungen bietet.

„Binnenschiffe benötigen 60 Prozent weniger Energie beim Warentransport als der Lkw und derzeit sind kleine Häfen und Kanäle im Ruhrgebiet kaum ausgelastet. Während bisher zumeist auf die Entwicklung großer Schiffe fokussiert wurde, könnten neue Technologien für eine Sprunginnovation sorgen“, beschreibt DST-Vorstand Rupert Henn. „Saubere Antriebe für kleine standardisierte Schiffe auf Basis elektrischer Energie und eine Automatisierung vieler Prozesse im Betrieb, von Festmachsystemen, über Krananlagen bis zum autonomen Fahren in intelligent integrierten Transportsystemen sind in der Entwicklung. Die beteiligten Komponenten sind gut bekannt, aber ihr Zusammenspiel ist äußerst komplex.“ Henn erwartet von der Zusammenarbeit mit RIF einen entscheidenden Schub für die Weiterentwicklung des Gesamtsystems.

Bis Ende 2021 arbeiten acht Mitarbeiter in den beiden Johannes- Rau Instituten nun daran, die komplette Logistikkette von der Umladung im Hafen auf die kleinen Schiffe bis zur Verladung für die letzte Meile an regionalen Umschlagstellen realistisch in einer virtuellen Plattform abzubilden, so dass unterschiedliche Logistikketten, variable Schiffstypen und verschieden konzipierte Umschlagplätze miteinander verglichen werden können. Schon während der Projektlaufzeit werden Reedereien, Spediteure, Verlader, Gewerbeverbände, Hafenbetreiber, Politik und Verwaltung auf allen Ebenen mit einbezogen. „Das Projekt kann nicht nur zu einer nachhaltigen, umweltverträglichen und gesellschaftlich akzeptierten Mobilität beitragen. Es nutzt auch vorbildlich die Kompetenz am Forschungsstandort NRW. Für den Wirtschaftsstandort NRW hat das Vorhaben als technologische Innovationsplattform zudem eine Schlüsselrolle“, sagt Michael Saal, Geschäftsführer des RIF.

 

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