Neuer Actros L: die logische Weiterentwicklung

Er kommt als neuer Actros L mit der futuristisch anmutenden „Pro Cabin“, die bisher nur den Prototypen des eActros 600 vorbehalten war. Ohne Ecken und Kanten und mit 80 mm verlängerter Front dürfte der neue Actros im Aero-Gewand Maßstäbe in Sachen Luftwiderstand setzen. Ab sofort ist er bestellbar, ab Dezember 2024 geht er in Produktion.

Ohne Ecken, Kanten und Spalte: Den Actros L ziert ab sofort die neue "Pro Cabin" wie sie bereits die eActrosen tragen. Foto: MB Trucks
Ohne Ecken, Kanten und Spalte: Den Actros L ziert ab sofort die neue "Pro Cabin" wie sie bereits die eActrosen tragen. Foto: MB Trucks
Robert Domina

Rainer Müller-Finkeldei, Leiter Entwicklung Mercedes-Benz Lkw:

„Für alle Antriebstechnologien wollen wir unseren Kunden stets die besten Fahrzeuglösungen bieten. Dabei wird in den unterschiedlichen Weltregionen auch der klassische Diesel-Lkw noch einige Zeit unverzichtbar bleiben. Mit dem neuen Actros L haben wir unser bewährtes Flaggschiff in vielen Aspekten weiter verbessert. Das spiegelt sich schon rein äußerlich im revolutionären Fahrerhausdesign wider.“

Neue Aerodynamik sorgt für Kraftstoffeinsparung von bis zu drei Prozent

In der Tat: Die komplett neue Außenoptik des Actros L fällt ins Auge. Die gesamte Formgebung der bei der Weltpremiere des batterieelektrischen eActros 600 im Oktober 2023 erstmals gezeigten Pro Cabin, ist komplett auf effiziente Aerodynamik ausgelegt: Vom Vor-Spoiler auf dem Dach vor dem eigentlichen Dachspoiler, über die A-Säulen-Umlenkbleche im seitlichen Scheibenbereich sowie der großen flachen Vorbauklappe der Kabine bis hin zum optimierten Stoßfänger mit minimalen Luft-Einlauföffnungen für die Kühlung sowie der neuartigen Unterbodenverkleidung. Die Verlängerung der Frontpartie um 80 mm ermöglicht jetzt größere Eckradien – unter Experten das Mittel der Wahl, um eine besonders widerstandsarme Umströmung zu gewährleisten.

Fugen und Spalten gibt es zugunsten eines optimierten Luftstroms so gut wie keine mehr am neuen Actros L. Verlängerte und konkave (nach innen gewölbte) Endkantenklappen sorgen für einen verbesserten Übergang zwischen Sattelzugmaschine und Auflieger. Zudem wurden alle Karosseriespalte mit Dichtungen aufwändig verschlossen. Unterm Strich, so die Entwickler, ermögliche der neue Actros L Kraftstoffeinsparungen von bis zu drei Prozent im Vergleich zum Vorgänger mit der klassischen Kabine.

Mehr Komfort

Dass beim Fahrzeugkauf neben der Effizienz und Wirtschaftlichkeit Aspekte wie ein attraktives Exterieur und Komfort in der Fahrerkabine ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, wurde in Zeiten von Fahrermangel immer wichtiger. Auffallend sind in dieser Hinsicht rein äußerlich zum Beispiel Details wie die Komplettlackierung der Kabine mitsamt Mercedes-Benz Stern und Schriftzügen in Dark Chrome oder die Aluminium-Trittplatten in den Einstiegsstufen. Darüber hinaus sind alle Leuchten am Fahrzeug in LED-Technik ausgeführt. Das gilt für die Hauptscheinwerfer und Blinker wie auch für die Seiten- und Rückleuchten. Matrix-LED-Scheinwerfer mit sequentieller Abblendfunktion sind optional erhältlich.

Die Pro Cabin wird es in den Varianten Stream, Big oder Giga Space geben – mit zahlreichen Komfort-Featuren: Eine optimierte Sitzheizung, neue Premium-Flachgewebe-Sitzbezüge oder Betten mit vollwertigem Lattenrost und neuer, dicker Premium-Matratze gehören dazu. Neu sind ebenfalls der erweiterte Funktionsumfang der Bedienfelder an den Betten sowie die Ambiente-Beleuchtung und die zusätzlichen Schwanenhals-LED-Leselampen. Dazu kommen weitere Ausstattungsmerkmale wie zusätzliche USB-C-Steckdosen in den Seitenwänden, ein hochwertiger Vorhang im Zweifarben-Design, ein zweiter Kühlschrank, ein 230-Volt-Konverter mit Steckdose oder das SoloStar-Concept, das nun in zwei neuen Sitzbezugsvarianten erhältlich ist. Ab April 2025 soll darüber hinaus das Multimedia Cockpit Interactive 2 mit neu konzipiertem Menü-Design, Sprachsteuerung, nochmals verbesserter Konnektivität sowie neuen Applikationen wie Connected Traffic Warnings erhältlich sein.

Dritte Generation des OM 471 sorgt für nochmal weniger Verbrauch

Der neben den bewährten Dieselmotoren OM 470 und OM 473 verfügbare OM 471 wurde im Hinblick auf Total Cost of Ownership (TCO) nochmals optimiert. Mit dieser dritten Generation des OM 471 hat Mercedes-Benz Trucks zwei neue, auf den Einsatzzweck abgestimmte Turbolader eingeführt. Bei der Variante für den Fernverkehr liegt der Fokus auf einem möglichst niedrigen Kraftstoffverbrauch, bei der zweiten Variante wurde mehr Wert auf Leistungsentfaltung, etwa für den Bausektor geachtet. In Kombination mit dem überarbeiteten Abgasnachbehandlungssystem ermöglicht insbesondere der Fernverkehrs-Turbolader eine maximale Kraftstoffersparnis von bis zu vier Prozent gegenüber der Vorgängergeneration.

Weiter entwickelte Sicherheitssysteme

Auch das ist guter Brauch bei Mercedes-Trucks: Immer einen Schritt weiter zu sein als die gesetzlichen Vorgaben. So übertreffen die Sicherheitsfeatures des Actros L in ihrem Umfang eilweise deutlich die ab Juli 2024 geltenden, strengen Standards der General Safety Regulation (GSR). Das Regelwerk schreibt eine ganze Reihe von Fahrerassistenzsystemen zwingend vor, von zentraler Bedeutung für die Wirksamkeit solcher Systeme sei die Ausstattung der Fahrzeuge mit Kameras und Sensoren. Um diese Datenflut zu kanalisieren, haben die Entwickler eine neue Elektronikplattform geschaffen, die durch die so genannte Sensorfusion zur Verschmelzung von Radar- und Kameradaten einen noch weiteren Blick nach vorne und zur Seite ermöglicht. Die neue Elektronikplattform biete eine 20-fach höhere Datenverarbeitung. Die insgesamt sechs verbauten Sensoren – vier seitliche Short Range Radare beidseitig vorne und hinten, ein Long Range Radar vorne sowie die Multifunktionskamera in der Windschutzscheibe können nun einen Winkel von 270 Grad um das Fahrzeug herum abdecken.

Active Brake Assist 6 mit Mehrspurüberwachung

Ein Beispiel für die Effizienz der 270-Grad-Fusionstechnologie wie auch die Übererfüllung der GSR, ist laut Mercedes-Benz Trucks der Active Brake Assist (ABA) der mittlerweile sechsten Generation. Dieser neueste Notbremsassistent kann nun auch vor kreuzenden, entgegenkommenden oder in der Spur fahrenden Verkehrsteilnehmern bis zu 60 km/h eine automatisierte Vollbremsung bis zum Stillstand durchführen. Die GSR fordert die erweiterte Reaktion auf Fußgänger und Radfahrer für neue Lkw und Busse erst ab 1. Juli 2026. Vor stehenden Fahrzeugen kann das System wie bisher bei Geschwindigkeiten bis über 80 km/h mit einer Vollbremsung bis zum Stillstand reagieren.

Active Sideguard Assist 2 jetzt auch auf der Fahrerseite

Der ASGA 2 überwacht nun den Verkehr auf der Fahrer- wie auch auf der Beifahrerseite und könne mit seinem zweistufigen Warnsystem die Fahrerinnen und Fahrer auf potenzielle Gefahren hinweisen. Die bis zu einer Geschwindigkeit von maximal 30 km/h aktive Warnzone liegt bei 30 Metern hinter und sieben Metern vor dem Fahrzeug. Das System kann außerdem bis zu einer eigenen Abbiegegeschwindigkeit von 20 km/h im Bereich der Rot-Warnung eine automatisierte Bremsung bis zum Stillstand des Fahrzeugs einleiten, sollte der Fahrer zuvor nicht entsprechend auf eine akustische und optische Warnung reagiert haben. Auch mit dieser Funktion geht das System über die Anforderungen der GSR hinaus, die nur vorschreibt, dass der Abbiegeassistent im Bedarfsfall eine Warnung abgeben muss. Außerdem verfügt der ASGA 2 über ein intelligentes Spurwechselwarnkonzept in Abhängigkeit von der eigenen Position in der Fahrspur.

Front Guard Assist überwacht Verkehrsraum vor dem Fahrzeug

Um beim Anfahren Unfälle mit sich möglicherweise direkt vor dem Lkw befindlichen Fußgängern oder Radfahrern zu vermeiden, kann der neue Front Guard Assist ein hilfreiches Feature sein. Das Assistenzsystem überwacht den Verkehrsraum vor dem Fahrzeug und unterstützt die Fahrer bei Fahrzeugstillstand, in Anfahrsituationen und an Kreuzungen. Registriert das System stehende oder sich bewegende Objekte vor dem Fahrzeug, alarmiert es bis zu einer Geschwindigkeit von 15 km/h über ein zweistufiges, optisch/akustisches Warnsystem. Die 270-Grad-Fusionstechnologie deckt dabei den toten Winkel vor dem Fahrzeug von 0,8 Metern bis zu circa vier Metern auf voller Fahrzeugbreite ab.

Stimmiges Gesamtpaket

Neben den auf die Verkehrssicherheit zugeschnittenen Assistenzsystemen sei beim neuen Actros L auch das gut aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von Features wie dem Active Drive Assist 3 (ADA) sowie der intelligenten Getriebe- und Tempomatsteuerung Predictive Powertrain Control (PPC) hervorzuheben. Der ADA erlaubt bereits seit 2018 erstmals in einem Serien-Lkw teilautomatisiertes Fahren auf SAE Level 2 und kommt nun in der dritten Generation auf den Markt. Wurde die ab Juni 2021 verbaute zweite Generation des ADA um die Nothalt-Funktion erweitert, unterstützt der ADA 3 die Fahrerinnen und Fahrer jetzt zusätzlich noch besser bei der Längs- und Querführung des Lkw. Das vorausschauende PPC trägt seinerseits insofern zu entspanntem Fahren bei, als es automatisch Topografie, Straßenverlauf und Verkehrszeichen für eine möglichst effiziente Fahrweise berücksichtigt. Dabei werden ab April 2025 auch die Routeninformationen des Navigationssystems mit einbezogen, um eine noch frühere Erkennung vorausliegender Streckenereignisse zu ermöglichen.

Intelligente digitale Lösungen für mehr Uptime

Einen kostenlosen Einstieg in die digitalen Servicelösungen von Mercedes-Benz Trucks bietet das TruckLive-Paket. Dahinter verbergen sich verschiedene Konnektivitätsdienste, die über bestehende Plattformen wie MyTruckPoint nutzbar sind. So sorgt zum Beispiel das Maintenance Management für eine verbesserte Fahrzeugverfügbarkeit, während Live Traffic über die Navigation mit Echtzeitverkehrsdaten bei der Routenplanung unterstützt. Bereits dieses Jahr können die neuen Connected Services wie Over-the-Air-Update oder Service24h Connected genutzt werden. Weitere Komponenten seien in Planung.

Mit hohem Mehrwert für ein profitables Flottenmanagement sind laut Mercedes-Benz Trucks auch die Premium-Telematikdienste von Fleetboard verbunden. Dazu zählt beispielsweise die Fleetboard Einsatzanalyse, die technische Daten aus dem Actros L erfasst und aufbereitet. Auf Basis dieser Daten könne das Fahrverhalten bewertet und optimiert werden. Dies trägt zur Verbrauchsoptimierung und Verschleißreduzierung ebenso bei, wie zu einer höheren Fahrzeugauslastung und einem besseren CO2-Fußabdruck bei.

Mit intelligenter Vernetzung erhöhe außerdem Mercedes-Benz Trucks Uptime die Verfügbarkeit des neuen Actros L. Das System diagnostiziert fortlaufend den Status des Fahrzeugs und gibt konkrete Handlungsempfehlungen. Auf diese Weise könne ein Wartungsbedarf möglichst frühzeitig erkannt und die Kunden bei der kurzfristigen Organisation der notwendigen Arbeiten unterstützt werden – und zwar stets unter Berücksichtigung der jeweiligen Einsatzplanung. Zudem biete Mercedes-Benz Trucks seinen Kunden verschiedene Serviceverträge zu monatlich planbaren Kosten an. Als Premium-Paket präsentiert sich dabei Mercedes-Benz Trucks Complete: Das umfangreiche Leistungspaket decke alle Werkstattarbeiten inklusive der Verschleißteile ab.

 

Kommentar

Was heißt das?

Offenbar hat Mercedes-Trucks noch lange nicht vor, den Diesel zu begraben. Den Diesel-Actros mit der neuen Pro Cab schon jetzt zu aufzuwerten, adelt den Verbrenner in gewisser Weise. Und gibt einen Vorgeschmack auf die kommende IAA im Herbst: Dort werden zwar die eActrosen im neuen, faltenfreien Gewand im Vordergrund stehen, die Message ans Publikum ist aber: Wir vergessen den Diesel nicht! Weil wir ihn weiterhin brauchen.

Robert Domina

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