München packt Mobilitätswende an: Erster Radlogistik-Hub in der Innenstadt eröffnet

Münchens Mobilitätsreferat hat den ersten Radlogistik-Hub offiziell eingeweiht. Per E-Lastenrad liefern fünf Logistikunternehmen Waren und Pakete an Kunden aus. Sie entlasten damit das Stadtzentrum und schonen die Umwelt.

Dem Regen zum Trotz - Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden eröffnete den ersten Radlogistik-Hub in der Münchner Innenstadt. (Foto: C. Harttmann)
Dem Regen zum Trotz - Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden eröffnete den ersten Radlogistik-Hub in der Münchner Innenstadt. (Foto: C. Harttmann)
Christine Harttmann

Bei strömendem Regen, aber mit guter Laune eröffnete die Stadt München heute ihren ersten Radlogistik-Hub in der Innenstadt. Von dort aus sollen Pakete für Privatkunden, aber auch Waren und Paletten für Gewerbetreibende auf der so genannten letzten Meile zugestellt werden. An dem Projekt sind fünf Logistikunternehmen beteiligt. Täglich sollen zwischen 12 und 18 E-Lastenräder zum Einsatz kommen.

Per E-Lastenrad: Letzte Meile mit grünem Fußabdruck

Ziel des Projekts, das vom Mobilitätsreferat der Stadt federführend umgesetzt wird, ist es, Wohngebiete vom Autoverkehr zu entlasten, die Straßen sicherer zu machen und die Umwelt zu schonen. Wichtig ist der Stadt dabei, dass die Ver- und Entsorgung auch in den hoch verdichteten Innenstadtbereichen und trotz steigender Sendungszahlen gewährleistet bleibt. Denn, so Katrin Habenschaden, die zweite Bürgermeisterin Münchens:

„Ein funktionierender und flüssiger Wirtschaftsverkehr ist unverzichtbar, damit auch die Unternehmen und das Handwerk ihre Waren pünktlich und zuverlässig erhalten, damit sie reibungslos weiterarbeiten können. Das ist wichtig für den erfolgreichen Wirtschaftsstandort München. Und deshalb ist dieser Rad-Logistik-Hub eben auch eine Maßnahme für einen besseren Wirtschaftsverkehr.“

Vielfältige Geschäftsmodelle: Paketlogistik, Baustellenbelieferung und Palettenzustellung

Mit dem Radlogistik-Hub will die Stadt Logistikunternehmen eine attraktive Plattform für den Einstieg oder Ausbau der Lastenradlogistik bieten. Deshalb habe man sich bewusst dafür entschieden, unterschiedliche Geschäftsmodelle der Lastenradlogistik zu fördern, betont Mobilitätsreferent Georg Dunkel. Neben dem Geschäft der klassischen Paketzusteller gehören daher auch Baustellen- und Betriebsbelieferung sowie, ganz neu, die Palettenzustellung mit dem Lastenrad zum Angebot.

Gerade für eine Stadt wie München sei ein solches Lastenrad-Drehkreuz von großer Bedeutung, macht Habeschaden deutlich. Die bayerische Landeshauptstadt sei die Stadt „mit der höchsten Dichte an sogenannten KEP-Sendungen in Deutschland“, berichtet die Zweite Bürgermeisterin. In dem Gebiet, das künftig vom Viehhof aus beliefert werden soll, würden derzeit knapp 40.000 Sendungen zugestellt - pro Tag.

„Einfach gesagt: Die Münchnerinnen und Münchner bestellen gerne und häufig online. Die Folgen kennt jeder, vor allem in den hoch verdichteten Innenstadtbereichen. Eine wachsende Flut von Lieferfahrzeugen in der Stadt. Die stehen dann oft in zweiter Reihe auf der Straße, auf dem Radweg, auf dem Bürgersteig.“

Dem soll nun die Fahrradlogistik entgegenwirken. Denn, so Habenschaden weiter:

„Dass das Potenzial groß ist, zeigt eine Studie des von der EU geförderten Projekts CycleLogistics, wonach mit Lastenfahrrädern oder auch Lastenanhängern 51 Prozent aller motorisierten Transporte in europäischen Städten auf das Fahrrad verlagert werden könnten.“

Besondere Herausforderungen in der Stadt

Die zitierte Studie belegt auch, dass sich das Potenzial nicht nur auf die gern zitierten Pakete von Amazon, Zalando und Co beschränkt, die zu 69 Prozent mit Lastenrädern transportiert werden könnten. Auch bei den gewerblichen Fahrten identifiziert die Studie einen Anteil von 31 Prozent, der ebenfalls auf ein Lastenrad passen würde.

Mit veritablen Erfahrungen in Sachen Radlogistik war Markus Schlüter, der Chief Operating Officer von Hermes Germany, aus Hamburg angereist. In seiner Rede betonte er stellvertretend für die anderen am Projekt beteiligten Logistiker, dass die Münchner Innenstadt für die Zustellung per E-Lastenrad wie geschaffen sei. Staus und Parkplatznot sowie zeitliche Beschränkungen für den Lieferverkehr und autofreie Zonen seien hier wie in anderen Großstädten Realität.

„Das macht unsere Arbeit in der Paketzustellung nicht immer einfach. Umso mehr freut es mich, dass wir mit dem neuen Radlogistik-Hub der Stadt München nun eine ideale Basis für die Zustellung mit dem Lastenrad nutzen und so den vielfältigen Herausforderungen in der Stadt begegnen können.“

Münchner Besonderheiten 

In einer eng bebauten Stadt wie München fehlt es vor allem an geeigneten Flächen für die Radlogistik. Der Radlogistik-Hub am Viehhof könnte nun zeigen, wie ein erfolgreicher Betrieb trotz beengter Verhältnisse gelingt. Das Pionierprojekt soll als Grundlage für die Planung eines Hub-Netzes im Stadtgebiet dienen, für das auch EU-Mittel fließen. Insgesamt hat der Mobilitätsbeauftragte rund 20 Standorte im Auge.

Betrieben wird der neue Hub von der städtischen P+R GmbH auf dem Gelände der Münchner Markthallen des Kommunalreferats. Das Projekt wird im Rahmen der strategischen Allianz Mobile Zukunft München (MZM) von der IHK für München und Oberbayern unterstützt und vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr finanziell gefördert.

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