Motorenbauer Deutz: Vom Verbrenner-Spezialisten zur Klimaneutralität ist es ein langer Weg 

Verbrenner verkaufen sich gut. Bei einem Absatzplus von 16,6 Prozent konnte der Antriebshersteller den Umsatz um 20,8 Prozent auf 1,95 Mrd. Euro steigern. Auch die Profitabilität konnte deutlich verbessert werden. Noch eine ganze Weile soll der Diesel deshalb Basis des unternehmerischen Wachstums bleiben.

Mit Verbrennern verdient Deutz (noch) sehr gut. Erst 2050 will man klimaneutral sein.| Foto: Deutz
Mit Verbrennern verdient Deutz (noch) sehr gut. Erst 2050 will man klimaneutral sein.| Foto: Deutz
Redaktion (allg.)
(erschienen bei VISION mobility von Thomas Kanzler)

Auch Deutz muss langfristig mehr alternative Antriebe anbieten. So soll nicht nur auf die Optimierung des bisherigen Kerngeschäfts mit Verbrennungsmotoren, sondern auch auf die Entwicklung neuer, emissionsfreier Produkte gesetzt werden. Bei der Umstellung zur Klimaneutralität lassen sich die Motorenbauer allerdings lange Zeit. Priorität hat für Deutz zusätzliches Wachstum und eine höhere Profitabilität im Rahmen der Anfang des Jahres vorgestellten „Dual+“-Strategie. Durch die Umsetzung der neuen Strategie soll der Umsatz bis 2025 um knapp 30 Prozent auf über 2,5 Milliarden Euro wachsen. Langfristiges Ziel ist es, Deutz dauerhaft unter den Top 3 der unabhängigen Motorenhersteller zu etablieren und bis spätestens 2050 ein vollständig klimaneutrales Produkt- und Technologieportfolio anzubieten.

„Wir haben in einem schwierigen Umfeld Kurs gehalten und unser Ergebnis deutlich verbessert. Darauf bauen wir auf. Mit der im Januar vorgestellten „Dual+“-Strategie reagieren wir auf die unterschiedlichen Bedürfnisse im Markt und schaffen die Voraussetzungen, um auch in den kommenden Jahren weiter zu wachsen. Die Umgestaltung der Mobilität ist für uns eine große wirtschaftliche Chance“, so Deutz-CEO Dr. Sebastian C. Schulte.

Classic-Geschäft als Basis für Wachstum

Mit Verbrennern (das sogenannte „Classic-Geschäft“) hat Deutz die beste Performance seit über zehn Jahren erzielt. Das Geschäft mit diesen Motoren bleibe auch in den kommenden Jahren laut CEO Schulte die Basis des unternehmerischen Wachstums. Mit einem optimierten Produktportfolio, effizienteren Prozessen und deutlichen Performancesteigerungen sollen aber bestehende Kapazitäten noch besser ausgelastet werden. Dazu setzt das Unternehmen auf eine aktive Rolle in einem sich konsolidierenden Markt.

„Während einige Player den Markt verlassen, setzen wir auf zielgerichtete Zukäufe und Übernahmen, um weiter zu wachsen. Die Kooperation mit Daimler Truck ist hier ein erster wichtiger Schritt“, erklärt Schulte.

Diese vor wenigen Wochen bekanntgegebene Partnerschaft ermöglicht Deutz eine schnelle und effiziente Modernisierung seines Produktportfolios. Der sich aus der Kooperation ergebende Jahresumsatz soll nach dem im Jahr 2028 startenden Produktionshochlauf im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen.

Daimler Trucks selbst wird keine Verbrenner-Motoren weiterentwickeln

Deutz hat ab Ende der Dekade Zugriff auf Daimler-Truck-Motoren. Dabei geht es sowohl um mittelschwere Motoren (Daimler-Truck-MDEG-Baureihe), die beispielsweise für den Einsatz in Baumaschinen geeignet sind, als auch um schwere Motoren (Daimler-Truck-HDEP-Baureihe), die zum Beispiel große Landmaschinen antreiben können. Die Vereinbarungen sehen unterschiedliche Produktionskonzepte vor: Die schweren Motoren werden weiterhin im Mercedes-Benz-Werk Mannheim von Daimler Truck gefertigt und an Deutz zur Vervollständigung des Motorensystems geliefert. Die Produktion der mittelschweren Motoren findet hingegen bei Deutz statt. Der Produktionsstart der künftig durch Deutz vermarkteten Motorvarianten soll voraussichtlich im Jahr 2028 erfolgen.

„Wir freuen uns über die Partnerschaft mit dem etablierten und unabhängigen Antriebsspezialisten Deutz“, erklärt Dr. Andreas Gorbach, Mitglied des Vorstands der Daimler Truck AG, Leiter Truck Technology. „Im Rahmen unserer strategischen Ausrichtung auf den lokal CO2-neutralen Transport haben wir bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass Daimler Truck keine eigenen Mittel mehr in die Weiterentwicklung der eigenen mittelschweren Motoren für die Abgasstufe Euro VII investieren wird.“

Daimler Truck wird Teilhaber bei Deutz

Beide Transaktionen belaufen sich insgesamt auf einen mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Für den Erwerb der Lizenzrechte der schweren Motorenreihe zahlt Deutz einen zeitlich gestaffelten Barbetrag. Für den Erwerb der On-Highway-IP-Rechte der mittelschweren Motoren gibt Deutz unter Ausnutzung des bestehenden genehmigten Kapitals rund 5,285 Millionen neue auf den Inhaber lautende Stückaktien im Wege einer Sachkapitalerhöhung aus. Daimler Truck wird eine Beteiligung am Grundkapital der Deutz AG in Höhe von 4,19 Prozent halten.

Deutz bleibt „Technologieoffen“

Mit Blick auf die Weiterentwicklung des klimaneutralen Produktportfolios setzt Deutz im Segment Green auf einen grundsätzlich technologieoffenen Ansatz. Dazu gehört die klimaneutrale Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors, etwa durch den Einsatz von Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen, ebenso wie die Entwicklung alternativer Antriebsformen, wie zum Beispiel elektrifizierte Antriebsstränge. Dazu wird Deutz nach eigenen Angaben in den nächsten Monaten alle Aktivitäten im Segment Green analysieren und auf Marktfähigkeit überprüfen. Das Unternehmen hatte angekündigt, in den kommenden drei Jahren mehr als 100 Mio. Euro in das „grüne“ Geschäft zu investieren. Nachdem der Wasserstoffmotor des Konzerns bereits in zwei Pilotprojekten in Deutschland zum Einsatz kommt, wurde im Februar 2023 eine Absichtserklärung über die Lieferung einer ersten H2-Genset-Kleinserie nach China unterzeichnet.

Nur Tochter Torqeedo ist vollelektrisch

Mit insgesamt 234.682 verkauften Motoren erzielte der Deutz-Konzern im Berichtszeitraum ein Absatzplus von 16,6 Prozent, wobei sich die Anzahl abgesetzter Verbrenner-Motoren um 12,7 Prozent auf 181.268 Stück erhöhte. Die Tochtergesellschaft Torqeedo setzte 53.414 elektrische Bootsantriebe ab und erzielte damit einen Absatzanstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 32,2 Prozent. Das Classic-Segment wuchs dabei um 20,9 Prozent auf 1.889,4 Mio. Euro, während der Umsatz im Green-Segment um 18,7 Prozent auf 64,0 Mio. Euro gesteigert werden konnte.

Was bedeutet das?

Bis 2050 emissionsfrei – das ist ein sehr fernes Ziel. Der Motorenbauer scheint sich beim Verbrenner so sicher zu sein, dass Deutz sogar noch langfristige Kapazitäten in den Verbrennern von Daimler Trucks sieht. Mit diesem Weg der Technologieoffenheit könnte Deutz sehr bald auf der Strecke bleiben.

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