Mit Mut und Wasserstoff: Hylane bringt Xcient Fuel Cell auf deutsche Straßen
Insgesamt 44 dieser Fahrzeuge will der Hylane in einem ersten Schritt in seine Mietflotte übernehmen. Bei der offiziellen Übergabe des ersten dieser Fahrzeuge vor großem Publikum in der Dekra-Zentrale in Stuttgart sprachen die Beteiligten von einem „Meilenstein für die Dekarbonisierung des schweren Straßengüterverkehrs“. Die an dem Projekt beteiligten Partner trügen nicht nur direkt zu einem nachhaltigeren Verkehr bei, sondern leisteten auch wichtige Pionierarbeit für den flächendeckenden Einsatz von Wasserstoff-Lkw, war man sich einig.
„Das Fahrzeug bereichert das Angebot an Zero-Emissions-Nutzfahrzeugen in Deutschland“, freute sich der Dekra Automobil-Vorsitzende Guido Kutschera.
Lkw und Einsatzprofil
Das Hyundai-Fahrzeug vom Typ Xcient Fuel Cell verfügt über eine Reichweite von rund 400 Kilometern. Der Wasserstoff wird in sieben Behältern gespeichert, die je nach Temperatur in einer Spanne zwischen acht bis 20 Minuten vollständig betankt werden können. Das Fahrzeug wurde von Schmitz Cargobull mit einem Koffer inklusive Ladebordwand ausgestattet.
Um die Versorgung mit Wasserstoff sicherzustellen, hat hylane eine Kooperation mit H2 Mobility aufgebaut. Das Unternehmen betreibt in Stuttgart und Umgebung gleich mehrere Wasserstoff-Tankstellen. Vor Übergabe an den Kunden wurde das Fahrzeug von Dekra Automobil technisch auf Herz und Nieren geprüft. Die Sachverständigen werden für das Fahrzeug auch Hauptuntersuchung und Sicherheitsprüfung durchführen.
Pionierarbeit
„Wenn wir unsere Ziele beim Klimaschutz erreichen wollen, müssen wir jetzt sofort klimaneutrale Fahrzeuge auf dem Markt bringen“, machte Hylane-Geschäftsführerin Sara Schiffer ihre Motivation deutlich.
Den ersten Wasserstoff-Lkw auf deutsche Straßen zu bringen sei da ein wichtiger Schritt.
„Es gibt eine Vielzahl theoretischer Studien zum Einsatz von Wasserstoff, aber zu wenig belastbare Praxiserfahrung“, so Schiffer weiter. „Ab heute dürfen wir mit unserem ersten Fahrzeug dazu beitragen, dass wir zukünftig besser verstehen, wie der Markthochlauf von Wasserstoff in der Mobilität funktionieren kann.“
Dass dieser erste Wasserstoff-Serien-Lkw in Baden-Württemberg eingesetzt werden wird, freute Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen) ganz besonders. Er bekannte sich, selber einige Jahre einen Dienstwagen mit Brennstoffzelle gefahren zu haben. Dass nun auch Hylane Neuland betrete, in dem Sinne, dass das Unternehmen auf eine neue Technologie im Lkw-Bereich einlässt, würdigte der Minister daher besonders. Er sieht die Entwicklungen der vergangenen Jahre in der gesamten Industrie positiv:
„Es hat sich sehr viel verändert in der Branche.“
Im Ganzen denken
Ebenso wie Schiffer betonte auch Hermann, die Bedeutung der selbst gesteckten Klimaschutzziele: 55 Prozent weniger CO2 im Verkehrsbereich bis 2030. Dafür brauche es die Verlagerung auf die Schiene, aber – weil das so schnell garnicht machbar ist – dringend auch neue Antriebe auf der Straße. Damit schwenkte er zu einer weiteren wichtigen Challange, der sich Hylane stellt:
„Wir brauchen in der Politik sehr große Anstrengungen, damit wir die Infrastruktur schaffen.“
Den Wasserstoff-Lkw in der Vermietung bereit zu stellen, ist nämlich nur der eine Teil der Herausforderung, der sich Hylane bei seinem ehrgeizigen Projekt stellt. Nur auf die Politik warten reicht das nicht. Das machte Schiffer gleich einleitend klar, als sie sehr transparent von den ersten Stolpersteinen berichtete, die sie mit ihrem Unternehmen noch vor der Fahrzeugübergabe überwinden musste.
Einen Tag vor der Ankunft des Wasserstoff-Lkw in Stuttgart, zeigte sich bei der Überprüfung der für die Versorgung vorgesehenen Tankstelle ein Defekt. Weil dessen Behebung ein bisschen dauert, musste innerhalb von zwei Tagen Ersatz gefunden werden. Das ist mit Hilfe der Partner schnell gelungen. Dann kam aber der Lkw mit leerem Tank und nur 15 Kilometer Restreichweite in Stuttgart an. Also die nächste Challage: Das Fahrzeug irgendwie bis zur Ersatztankstelle bringen. Am Ende fehlten dann zwar erstmal 800 Meter bis zur Zapfsäule – aber auch diese Hürde meisterte das junge Unternehmen in vereinten Kräften all derer, die das Projekt unterstützen. Der Lkw wurde halt das kurze Stück bis zur Zapfsäule abgeschleppt.
Eines jedenfalls machte Schiffers kurzer Ausflug in die manchmal schwierige Praxis klar: Die Herausforderungen bei der Transformation sind groß. Doch wenn der Wille wirklich da ist, lässt sich vieles meistern – selbst 800 Meter mit einem leer gefahrenen Wasserstoff-Lkw.
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