Mercedes-Benz: Neuer eSprinter wirft seine Schatten voraus

Mit dem Start der Vorproduktion in Neuhausen setzen die Schwaben zu einem wichtigen Zwischenschritt an, der den Übergang zur dediziert elektrischen VAN.EA-Plattform fließend gestaltet. Markteinführung des deutlich reichweitenstärkeren E-Vans ab Mitte 2023.

Schattengewächs: Mit US-Leuchte blinkt der nächste eSprinter schon mal in Richtung USA und Kanada, wo er mit verdoppelter Reichweite und größerem Akku im Markt reüssieren soll. | Foto: Mercedes-Benz
Schattengewächs: Mit US-Leuchte blinkt der nächste eSprinter schon mal in Richtung USA und Kanada, wo er mit verdoppelter Reichweite und größerem Akku im Markt reüssieren soll. | Foto: Mercedes-Benz
Redaktion (allg.)
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

Jüngst feierte das Sprinter-Werk Düsseldorf die fünfte Transporter-Million in der Produktion. Und es sollen noch mehr werden, vor allem auch mit dem just in Neuhausen bei Stuttgart in die Vorproduktion startenden eSprinter-Nachfolger. Schließlich bekannte sich der schwäbische Hersteller jüngst im Zuge der Ankündigung zur Neustrukturierung des Geschäfts nebst einer angepeilten Produktionskooperation mit US-E-Van-Hersteller Rivian auch zu den deutschen Standorten, allen voran Düsseldorf. Und so wird nach dem Stapellauf des ersten eSprinter 2019 auch der ab Mitte 2023 avisierte Nachfolger mit komplett erneuertem Antriebs- und Akkupackage samt E-Hinterachse auch im Traditionswerk am Rhein sowie in Ludwigsfelde weiter eine Heimstatt haben.

„Nachhaltige Produktion ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur CO2‑Neutralität. Wir haben bereits diverse Maßnahmen aufgesetzt und werden unsere Produktions- und Logistikprozesse konsequent weiter Richtung Nachhaltigkeit entwickeln“, erklärte Michael Hellmann, Standortverantwortlicher des Mercedes‑Benz Werks Düsseldorf beim Jubiläum im Oktober.

Die geplante Produktion der nächsten eSprinter Generation, erfolgt auf Basis der neu entwickelten, Electric Versatility Platform‘, durch die neuen Kundensegmente sowie neue Märkte wie die USA und Kanada eröffnet werden sollen. Das Mercedes-Benz Werk Düsseldorf als größtes Produktionswerk von Mercedes‑Benz Vans, wo die aktuelle Generation des Sprinter und eSprinter (geschlossenes Baumuster/Kastenwagen) entstehen, soll die nächste Generation des eSprinter bauen, zukünftig auch die offenen Baumuster (Plattform für Aufbauhersteller oder Pritschenwagen) des großen Vans auf VAN.EA-Basis.

Für die notwendigen Maßnahmen am Standort sind Investitionen in Höhe von rund 400 Mio. € geplant. Im Mercedes-Benz Werk Ludwigsfelde, wo seit 2018 das offene Modell der aktuellen Sprinter-Generation gebaut wird, soll die nächste Generation des eSprinter (offenes Baumuster) produziert werden. Darüber hinaus erwägt das Unternehmen, das Werk Ludwigsfelde als Kompetenzcenter für eVan Individualisierungen zu etablieren, wie es heißt. 

Ein wichtiger Zwischenschritt, bevor der Sprinter rein elektrisch wird

Der Nachfolger des aktuellen eSprinter stellt einen Zwischenschritt dar und soll mit drei Batterien - und mehreren Aufbauvarianten vom Kastenwagen bis hin zum Fahrgestell für beispielsweise Kofferaufbauten neue Kundensegmente erschließen, sowie Märkte wie die USA und Kanada. Die Reichweite werde sich im Vergleich zum aktuellen eSprinter je nach Konfiguration mehr als verdoppeln, verspricht der Hersteller.

Aktuell laufen die Vorbereitungen für die Produktion der nächsten Generation, die ab der zweiten Jahreshälfte 2023 sukzessive in den Werken Charleston, Düsseldorf und Ludwigsfelde starten soll. Dass man auch in Charleston produziert, zeigt die Wichtigkeit, die man dem US-Markt beimisst, anders als etwa dem chinesischen Markt, wo man mit dem eher hochpreisigen Produkt kaum eine Chance haben dürfte. Nach dem Vorbild von Ford, dessen Transit und E-Transit hier bereits sehr erfolgreich fährt, wollen die Schwaben auch in Nordamerika stärker Fuß fassen.

Langfristig rollen alle Midi- und Large-Vans auf Elektro-Basis

Mit der dann folgenden neuen und eigenentwickelten Architektur VAN.EA (Van Electric Architecture) wolle man die Transformation hin zu einem Anbieter mit einem vollelektrischen Produktportfolio beschleunigen. Die flexible Large-Van-Elektro-Plattform für den gewerblichen Bereich soll dem Vernehmen nach zum Produktionspartner Rivian vollkommen eigenständig sein, wobei hier vieles noch auszugestalten wäre. Bisher gibt es lediglich eine "Absichtserklärung" zur gemeinsamen Produktion.

Der US-Anbieter realisierte bereits das mit Amazon ein vollvernetztes, elektrisches 4,25-Tonnen-Zustellfahrzeug Rivian EDV 700 (Electric Delivery Van), das in den USA in ersten Städten im Einsatz ist. Die VAN.EA von Mercedes-Benz soll jedenfalls dann die Basis für alle E-Vans der Schwaben im mittelgroßen und großen Segment bilden, die ab 2025 auf den Markt kommen und den kompletten Wachwechsel vom Diesel zum Stromer vollziehen. .

Differenzierung über nachhaltiges Gesamtpaket

Bereits seit diesem Jahr ist die Produktion CO2-neutrale Produktion umgestellt, der Hersteller setzt man auf erneuerbaren Energien, sowie emissionsreduzierende, neue Mobilitätssysteme auf dem Werksgelände wie etwa  der On-Demand-Werk-Shuttle und fahrerlose Transportsysteme sowie den Bezug von Strom aus ausschließlich regenerativen Quellen. Damit will man auch die Ziele der Nachhaltigkeitsagenda "Ambition 2039" erfüllen, in der private sowie gewerbliche Transporter über den gesamten Lebenszyklus CO2‑neutral werden sollen. Dies beinhaltet alle Teilschritte von der Entwicklung bis hin zur Produktion, heißt es aus Stuttgart. Das dürfte künftig ein ebenso wichtiges Distinktionsmerkmal gegenüber dem aufstrebenden chinesischen Wettbewerb sein, wie die Technik des Fahrzeugs selbst.

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