Mercedes-Benz: eActros LongHaul - länger, schwerer, weiter
Daimler Truck verfolgt das Ziel eines vollständig lokal CO2-neutralen Transports. Dies zeigt der Hersteller mit einem breiten Portfolio vollelektrischer Fahrzeuge auf der IAA Transportation 2022 in Hannover. Messe-Highlight von Daimler Truck ist der schwere batterieelektrische Fernverkehrs-Lkw Mercedes-Benz eActros LongHaul, den der Hersteller erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Daimler Truck hat heute, 18.September 2022, auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der IAA einen Konzept-Prototyp des Elektro-Lkw enthüllt. Die Zeitung Transport durfte den Neuen schon im Vorfeld bei der Sneak Preview am Werk Wörth unter die Lupe nehmen.
Die Daten
Der auf der IAA gezeigte eActros LongHaul soll mit klaren Konturen und einem LED-Leuchtstreifen im Frontbereich einen Ausblick auf die Designsprache des Serienfahrzeugs geben. Drei Batteriepakete liefern eine installierte Gesamtkapazität von über 600 kWh und zwei Elektromotoren als Bestandteil einer neu entwickelten eAchse generieren eine Dauerleistung von 400 kW sowie eine Spitzenleistung von über 600 kW. Zusätzlich zur Sattelzugmaschine produziert Mercedes-Benz Trucks direkt ab Marktstart auch Pritschenfahrgestell-Varianten des eActros LongHaul. Dies soll Kunden zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten im vollelektrischen Transport bieten. Die Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Trucks legen den eActros LongHaul nach eigenen Angaben für dieselben Anforderungen an die Dauerhaltbarkeit von Fahrzeug und Komponenten wie einen vergleichbaren konventionellen schweren Fernverkehrs-Actros aus. Das bedeutet 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung in zehn Betriebsjahren.
Made in Wörth
Der eActros LongHaul wird als erstes vollelektrisches Serienfahrzeug von Mercedes-Benz Trucks von A bis Z auf der heute bereits bestehenden Montagelinie im Lkw-Werk Wörth gefertigt werden. Dazu zählen auch der Einbau aller elektrischen Komponenten und die Inbetriebnahme des Fahrzeugs am Ende des Bands. Dies soll hohe Produktionskapazitäten und eine komplett parallele Fertigung sowohl von konventionellen als auch vollelektrischen Lkw auf demselben Band ermöglichen.
"Eine der größten Veränderungen in der Produktion", sagte Dr. Andreas Bachhofer, Leiter Standort und Produktion im Mercedes-Benz Werk Wörth, bei der Sneak Preview.
Beim eActros 300/400 und dem eEconic findet die Elektrifizierung dagegen bislang in einem separaten Prozess im Future Truck Center in Wörth statt.
Karin Rådström, CEO Mercedes-Benz Trucks: „Wir bauen unser Portfolio batterieelektrischer Lkw kontinuierlich aus. Dabei fokussieren wir uns auf klare Vorteile für unsere Kunden. Die Fahrzeuge sind von Anfang an auf Elektromobilität ausgelegt und ermöglichen ein besseres Fahrerlebnis sowie eine höhere Energieeffizienz und Langlebigkeit.“
Neue Batterien & Megawatt-Laden
Im eActros LongHaul kommen Batterien mit Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) zum Einsatz. Diese zeichnen sich laut Mercedes-Benz vor allem durch eine hohe Lebensdauer und mehr nutzbare Energie aus. Die Batterien des eActros LongHaul lassen sich in der Serie an einer Ladesäule mit etwa einem Megawatt Leistung in deutlich unter 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufladen. Damit soll den Fahrern ermöglicht werden, während ihrer regulären Ruhepause das Fahrzeug zu laden. Voll aufgeladen soll eine Reichweite von 500 Kilometern erzielt werden.
Noch mehr Reichweite durch eTrailer
Elektrifizierte Auflieger können die Reichweiten von E-Lkw deutlich erhöhen. So hat beispielsweise das Tech-Unternehmen Trailer Dynamics gemeinsam mit dem Aufliegerhersteller Krone den „eTrailer“ entwickelt. Kernstück ist eine im Auflieger verbaute eAchse samt Batterien, die das Zugfahrzeug mit zusätzlicher Leistung unterstützen. Je nach Batteriekapazität des eTrailer sind Reichweiten von mehr als 800 Kilometer mit der Serienvariante des eActros LongHaul mit einer Batterieaufladung möglich.
Ladeinfrastruktur
Was das öffentliche Laden für den Fernverkehr anbelangt, haben Daimler Truck, Traton Group und Volvo Group im Juli ein Joint Venture gegründet. Dieses sieht den Aufbau und Betrieb eines öffentlichen Hochleistungs-Ladenetzes für batterieelektrische schwere Fernverkehrs-Lkw und Reisebusse in Europa vor. Das Ladenetz der drei Parteien soll Flottenbetreibern in Europa markenunabhängig zur Verfügung stehen. In Sachen Depotladen arbeitet Mercedes-Benz Trucks mit Siemens Smart Infrastructure und Engie zusammen.
Darüber hinaus beteiligt sich Daimler Truck am Projekt „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa). Ziel des Projekts unter der Schirmherrschaft des VDA sind Planung, Errichtung und Betrieb einer ausgewählten Hochleistungs-Ladeinfrastruktur für den batterieelektrischen Lkw-Fernverkehr. Dabei sollen an vier Standorten in Deutschland je zwei Hochleistungsladepunkte mit dem Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut und im realen Praxiseinsatz getestet werden. Am Projekt sind verschiedene weitere Konsortialpartner aus Industrie und Forschung beteiligt.
Serienreif 2024
Kern des Konzepts von Mercedes-Benz Trucks für den batterieelektrischen Fernverkehr sei, Kunden eine gesamtheitliche Transportlösung aus Fahrzeugtechnologie, Beratung, Ladeinfrastruktur und Services zu bieten. Erste Prototypen durchlaufen laut Hersteller bereits intensive Tests und noch in diesem Jahr werde der eActros LongHaul auch auf öffentlichen Straßen erprobt. Im kommenden Jahr sollen seriennahe Prototypen an Kunden für Tests gehen. 2024 soll der E-Fernverkehrs-Lkw dann serienreif sein.
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