Mercedes-Benz: 125 Jahre in der Baubranche

Der Hersteller blickt auf eine rund 125 Jahre lange Historie in der Baubranche zurück - vom ersten Lkw mit fünf Tonnen Nutzlast, der 1897 präsentiert wurde, bis zum aktuellen Arocs mit MirrorCam.

(Foto: Daimler Truck)
(Foto: Daimler Truck)
Anna Barbara Brüggmann

Im Jahr 1897, also ein Jahr, nachdem Gottlieb Daimler den ersten Lkw vorstellte, kam bereits ein Fahrzeug für fünf Tonnen Nutzlast von der Daimler-Motorengesellschaft zum Einsatz – und zwar im Baustofftransport. Die Versuchsfahrten wurden in einer Fabrik für Dachziegel durchgeführt.

Ab 1904 bahnten sogenannte Windenkipper den Weg für schwere Schüttguttransporte, die Ladebrücke ließ sich mittels Kurbel und Zahnstange einseitig anheben. Mit zwei Winden pro Lkw und zwei Personen konnten fünf Tonnen Ladung bewegt werden. Dieses Verfahren wurde bis in die 1920er-Jahre verwendet, danach löste die hydraulische Kipperpresse schrittweise die Handarbeit an der Kippbrücke ab.

So entstand schließlich der Dreiseitenkipper, bei dem der Hydraulikstempel es ermöglichte, Schüttgut in drei statt bisher nur zwei Richtungen abrutschen zu lassen. In der Vorkriegszeit konnte die Nutzlast bis auf zehn Tonnen gesteigert werden, so zum Beispiel beim Dreiachser LK 10000 von 1937. Bei diesem handelte es sich dem Hersteller zufolge um einen der ersten wirklichen Schwerlastwagen auf den Straßen. Das Fahrzeug kam auf eine Leistung von 150 PS und verfügte über eine doppelt angetriebene Hinterachse

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In der Nachkriegsproduktion entstand der notdürftig improvisierte L 4500 mit eckigem Fahrerhaus aus Holz im stark zerstörten Gaggenauer Werk. Im Jahr 1949 wurde der 3,5 Tonner L 3250 vorgestellt – ein „zupackender Pragmatiker“, resümiert Mercedes-Benz. Im Jahr 1953 tritt ihm der L 4500 zur Seite – mit einer Tonne mehr an Nutzlast.

Ein weiterer Meilenstein im Jahr 1950: als erste Neuentwicklung kam bei Daimler-Benz der L 6600 mit der höheren Nutzlast von 6.600 Kilogramm auf den Markt: 145 PS stark und mit einem 8,3 Liter großen Vorkammerdiesel OM 315 versehen. Er stammte aus dem Werk Gaggenau, das sich ganz auf die schwere Klasse konzentrieren wollte, so die Unternehmensangaben.

Gegen Mitte der 1950er Jahre wurde das Angebot wieder von schweren zweiachsigen Kippern wie dem LK 6600 ergänzt. Es dauerte bis in die 1960er Jahre, bis auch wieder Dreiachser für den Bau gefertigt wurden. Die 1959 erstmals vorgestellten neuen Kurzhauber galten als Kompromiss und ersetzten aufgrund neuer Vorschriften bei den Maßen und Gewichten die traditionellen Langhauber.

Der Kurzhauber kam in drei Gewichtsklassen daher: als mittelschwerer Lkw, hauptsächlich für den Nahverkehr und für nicht allzu schwere Aufgaben in der Bauwirtschaft mit 10,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht (L 322), mit 12,0 Tonnen Gesamtgewicht (L 327) und der L 323 (später L 710) übernahm den Stab des L 311 (vormals L 3500), er versuchte sich beim Gesamtgewicht als früher Vertreter der 7,5-Tonnen-Klasse (zGG).

Die Produktion der leichten und mittelschweren Kurzhauber lief zwischen 1976 und 1984 aus, die schweren Zweiachser L 1924, L 1928 sowie die Dreiachser L 2624 und L 2628 hielten sich noch länger im Export. Mitte der 90er-Jahre rollte der letzte kurzhaubige L 1924 in Wörth vom Band.

Erweitert wurde das Programm durch einen Frontlenker mit Allradantrieb sowie mit einer ganz kurzen Kabine. Die Achsformeln 4x4 und 6x6 waren auch bei den Frontlenkern vertreten, bis Anfang der 70er Jahre die Neue Generation und später die Schwere/ Mittelschwere Klasse vorgestellt wird. Ab 1980 waren die Fahrzeuge der Neuen Generation mit überarbeiteten Baukastenmotoren in V-Bauweise als NG 80 mit sechs, acht oder zehn Zylindern im Angebot.

Eine letzte Überarbeitung fand im Jahr 1985 statt. Der in der NG 85 eingebaute Motor OM 442 war – so der Hersteller - der weltweit erste Dieselmotor für einen Lastkraftwagen mit elektronischem Motorsteuergerät, ab 1987 war der NG 85 auch als Vierachser mit der Achsformel 8×8 lieferbar. Daimler-Benz baute zwei vierachsige Modelle mit freisaugendem V8-Motor OM 422 und mit turboaufgeladenem V8-Motor OM 442 A ohne Ladeluftkühler – ausgelegt für eine zulässige Gesamtmasse von 35.000 kg.

Ab 1988 wurde aus der Neuen Generation die Mercedes-Benz Schwere Klasse SK. Auch die Baufahrzeuge wurden dann optional mit der Kabinen-Komfortfederung aus den Fernverkehrsfahrzeugen angeboten. Die neue schwere Nutzfahrzeugreihe verfügte über neue Dieselmotoren, geänderte Fahrerhäuser, neue Getriebe und Fahrgestelle ab 17 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Produziert wurden sie bis 1998 – bis sie der Actros gänzlich ablöste, der schon zwei Jahre früher ins Spiel kam.

Der Actros wurde eigens für den Fernverkehr und die Baustelle entwickelt – die erste Generation ging im Jahr 1996 zum 100. Geburtstag von Gottlieb Daimler erfundenen Lkw an den Start. Erhalten blieb ihm über die Jahre sein Mercedes-Benz zufolge robustes Wesen sowie die Außenplanetenachsen, doch kamen schließlich Parabel- statt Trapezfedern rundum, hydraulisch-pneumatische Schaltung, ein neuer Vorderachs-Achslastausgleich für die Vierachser und ein Gelände-EPS hinzu.

Das automatisierte Getriebe wird 2003 in Serie verbaut, als die zweite Actros-Generation bei den Baufahrzeugen eingeführt wurde. Eine dritte Actros-Generation wurde im Jahr 2008 präsentiert – eine Offroad Version sieht Schutzplatten für Motor und Kühler sowie Tank vor für harte Gelände-Einsätze. Im Jahr 2011 folgt der neue Actros für den Fernverkehr, Actros 4 genannt, auf der IAA 2018 schloss sich dann die fünfte Generation an.

Zur Bauma 2013 wurde mit dem Arocs die Actros-Variante für den Bau demonstriert. Zur Baureihe gehören verschiedene Lkw und Sattelzugmaschinen für den On- und Off-Road-Betrieb rund um den Bausektor. Erhältlich ist der Arocs als schwerer Kipper, Betonmischer, Baustofftransporter, Sattelzugmaschine oder Schwerlastzugmaschine. Auszeichnen sollen ihn die Rahmenkonstruktion, ein robustes Fahrwerk und ein kräftiger Motor.

Der aktuelle Arocs für die Baustelle (auf der Bauma 2019 vorgestellt) verfügt wie der Actros über eine MirrorCam statt klassischem Außenspiegel und zudem über ein Multimedia-Cockpit mit zwei großen, freistehenden Displays. Für den Arocs ist der Notbremsassistent Active Brake Assist 5 verfügbar. Mittels Fußgängererkennung soll im Bedarfsfall automatisch eine Vollbremsung bis zum Stillstand eingeleitet werden. Bis auf den Betonmischer verfügt der Arocs serienmäßig über eine verbesserte Form des vorausschauenden Tempomaten Predictive Powertrain Control

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