MAN TGE: Neue Elektronik-Architektur ab 2025

Zum Modelljahr 2025 kommt mit den neuen EU-Regularien ein Update mit mehr Konnektivität, digitalen Features und deutlich verbesserter Fahrerassistenz. Bis zum eTGE-Nachfolger dauert es bis 2027. Schon 2023 schiebt man daher neue Spezialvarianten mit Luftfederung oder Leistungssteigerung nach.

Bald besser vernetzt und sicherer: Der MAN TGE erhält im nächsten Jahr ein gründliches elektronisches Update. | Foto: J. Reichel
Bald besser vernetzt und sicherer: Der MAN TGE erhält im nächsten Jahr ein gründliches elektronisches Update. | Foto: J. Reichel
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

Zum Modelljahr 2025, sprich für nächstes Jahr hat der Nutzfahrzeughersteller MAN ein Update für seine Transporterbaureihe TGE ab Ende 2024 angekündigt. Diese ist baugleich mit dem VW Crafter und läuft seit 2016 im gleichen Werk des VW-Konzerns im polnischen Wrzesnia vom Band. In Anlehnung an die EU-Regularien zur Cybersicherheit sowie zur erweiterten Fahrerassistenz ab 2024 erhält der seit Transporter eine neue, komplexere Elektronik-Architektur, die zugleich das Spektrum an Konnektiviät, Infotainment, Telematik und Fahrerassistenz erweitert.

Einen Nachfolger des recht erfolgreich und zur IAA 2018 recht früh gestarteten e-Crafter-Pendants, des vollelektrisch angetriebenen eTGE dürfte es wohl aber erst etwa ab 2027 dann auf einer dedizierten Elektroplattform geben, die laut Volkswagen Nutzfahrzeuge im Rahmen der Konzernkooperation mit Ford entsteht. Offiziell bestätigt ist hier aber noch nichts - und auch nicht, wer in Entwicklung oder Fertigung die Feder führt. Der eTGE jedenfalls wurde insgesamt in 2.400 Exemplaren gebaut, zuletzt von MAN auch als vom Kastenwagen ausgehend umgebaute Pritsche/Kipper mit Schoon-Aufbau sowie als Kofferfahrzeug mit Spier-Box, ausgehend von einem Ikea-Auftrag. Überhaupt läuft das Geschäft gut - und könnte sogar noch besser laufen.

„Das Jahr 2022 war geprägt von Störungen in der Supply Chain, die durch Ukrainekrieg, Rohstoffengpässe und Halbleiterkrise begründet waren. Deshalb konnten wir nicht so viele TGE produzieren wie nachgefragt wurden. Diese Situation löst sich nun sukzessive auf und unser Orderbuch ist so gut gefüllt wie noch nie. Deshalb erwarten wir für 2023 einen erheblichen Sprung beim Absatz und werden damit so viele TGE verkaufen wie niemals zuvor“, blickt Daniel Holbein, Head of Sales Van bei MAN Truck & Bus, auf das laufende Jahr.

Fahrerassistenz auf Level-2-Niveau

In Sachen Fahrerassistenz entspricht der Van dann ab Ende 2024 den gesetzlichen Vorgaben der EU und fährt mit Standardsystemen wie Verkehrszeichenerkennung, aktivem Bremsassistenten, Parkassistent, Totwinkelsensor, aktivem Spurhalter oder Reifendrucküberwachung auf. Optional sollen eine Rückfahrkamera, ein Emergency Assist mit automatischer Notbremsung und e-Call, ein aktiver und intelligenter Abstandstempomat, ein Spurwechselassistent oder ein Fahrzeitenassistent erhältlich sein. Ansonsten halten Features wie eine elektronische Parkbremse, ein "keyless Go"-System für schlüssellosen Zustieg und Start, ein zentrales Digitalinstrument und neue Infotainmentsysteme mit größerem Screen sowie deutlich erweitertem Spektrum an Apps und Services Einzug, Smartphones sollen sich drahtlos anbinden lassen.

Bei der Telematik sollen aktuelle Funktionen wie die MAN Driver-, die Pocket-Fleet-App oder die Fleet-Services mit Geolokalisierung und Geofencing oder Fehleranzeige (DTC) ergänzt werden durch einen integrierten Time Manager wie bei den Lkw zu den Fahrzeiten sowie einer Simple Pay Funktion für digitales Mobile Fueling und Mautabrechnung.

Bereits zur IAA 2022 führte man MAN EfficientRoute ein, der aktuelle Karten und Echtzeit-Verkehrsdaten bereitstellt, über MAN Now verlängerbar bzw. neu buchbar sein. Voraussetzungen hierfür sind die MAN Telematik-Box sowie das Infotainmentsystem MAN Media Van Business Navigation. Ebenfalls zur IAA Transportation gab es das proaktive Wartungsmanagement MAN ServiceCare jetzt auch im Rahmen der S & M-Pakete für den TGE (Voraussetzung: Telematik Box ). Damit kann die Wartungsplanung je nach gebuchtem Paket an die jeweilige MAN-Servicestelle übertragen oder selbst übernommen werden.

Diesel in Euro 6D - Topversion meistgefragt

Die Dieselvariante des TGE wird weiter vom 2,0 Liter großen Turbodieselmotor angetrieben, der die Euro 6d Abgasnorm erfüllt. Ihn gibt es in den Leistungseinstellungen mit 75 kW (102 PS), 103 kW (140 PS) und 130 kW (177 PS) in der Homologation als Light Commercial Vehicle sowie mit 103 kW (140 PS) und 120 kW (163 PS) als Heavy Duty Fahrzeug. Die Motoren für die Heavy Duty Homologation sind dabei mit zwei Turboladern ausgestattet (Bi-Turbo).

Rückblickend hätten die Kunden von MAN bei ihren Bestellungen einen klaren Favoriten: Mehr als die Hälfte der TGE-Auslieferungen erfolgt mit dem stärksten Motor. Der 140 PS-Motor werde von etwa 40 Prozent der Kunden gewählt. Bei den Getrieben werde die 8-Gang-Automatikgetriebe immer beliebter. 2019 wählten noch rund 40 Prozent der TGE-Kunden die automatische Gangwahl, 2022 sind es bereits rund 57 Prozent.

Aufbauten sowie Allrad und Luftfederung boosten das Geschäft

Erweitern und ausbauen will der Hersteller auch das Spektrum an Individuallösungen der eigenen Sparte "Bodybuilder Solutions" sowie "MAN Individual", die vom Einzelauftrag bis zu Kleinserie Speziallösungen realisiert. 1.200 Fahrzeuge wurden so im vergangenen Jahr individuell angepasst, generell werden 30 Prozent der verkauften Vans bei MAN modifiziert. Auch damit hat die VW-Konzerntochter den Marktanteil bei den Transportern auf drei Prozent gesteigert und vermeldete jüngst das 100.000 in Polen produzierte Fahrzeug der Reihe. Mittlerweile hat man auch das Kontigent im Werk von 20.000 der 100.000 möglichen Fahrzeuge zugunsten der Löwenmarke verschoben, Tendenz steigend.

Allrad mit hohem Anteil

Die Münchner sehen hier einen weiter wachsenden Markt und wollen auch ihren Marktanteil auf fünf Prozent steigern, vor allem mit Auf/Ausbau- sowie Servicekompetenz eines Lkw-Netzwerks mit dedizierten Van-Verkäufern. Fahrzeuge wie ein 5-Tonner mit Supersingle-Bereifung, eine Hecktriebler mit 8-Gang-Automatik oder Allrad-Modelle, die 17 Prozent der Verkäufe ausmachen, wahlweise mit Oberaigner-Antrieb oder diverse Luftfederpakete sollen dabei helfen. 

Der TGE 4x4 ist in der Basis ein Fronttriebler, der das Drehmoment mittels Lamellen-Kupplung bei Bedarf an die Hinterachse verteilt, automatisch von Front zu Heck auf 100 Prozent. Der 4x4-TGE ist ab Werk mit einem Gesamtgewicht von 3,5t bis 4,0t erhältlich, in Varianten mit 120 KW und 130 KW, gekoppelt an das 8-Gang-Automatikgetriebe. Der auf dem Hecktriebler basierende Oberaigner-Allrad ist dann ein permanenter Allrad mit einer Verteilung des Drehmoments von 42 zu 58% (Front/Heck) und er soll im 3. Quartal 2023 wieder zur Verfügung stehen, von 4.0t bis 5.5t Tonnen, in der 120 kW-Variante mit 6-Gang-Schaltgetriebe oder 8-Gang-Automatikgetriebe.

Leistungssteigerung für Spezialfahrzeuge

Neu ab dem dritten Quartal 2023 sind auch eine Leistungssteigerung sowie eine 4- Kanal-Luftfederung. Kunden aus etwa im Feuerwehr- oder Ambulanz-, Reisemobil- oder Werkstattbereich hätten das Bedürfnis nach mehr Leistung signalisiert. MAN Individual erhöht diese dem Vernehmen nach zuverlässige und haltbar auf 202 PS anbieten. Die 4-Kanal-Luftfederung wiederum peilt mit verschiedenen Fahrmodi, einer Auto- Level-Funktion speziell auf Wohnmobile und reagiert auf unterschiedliche Beladungszustände. Auch ein Off-Road-Modus mit maximalem Hub wird zum Leistungsumfang gehören, kündigt der Hersteller an.

„Unsere Kunden schätzen neben der sehr hohen Verarbeitungsqualität und der Fahrdynamik des TGE insbesondere den MAN Service mit 24/7 Pannendienst an vielen Standorten. Ebenfalls hervorgehoben wird die professionelle Beratung unserer Verkäufer, die sich besonders gut mit den gewerblichen Kundenanforderungen aus den unterschiedlichen Branchen auskennen und mit viel Leidenschaft für den TGE beraten“, erklärt Daniel Holbein, Head of Sales Vans bei MAN Truck & Bus.

Für hohe Komplexität sorgt indes die Umstellung der Baureihe auf "Heavy Duty"-Homologation, die durch die EU-Regularien zum WLTP-Zyklus für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen notwendig wird. Diese Vorgaben aus der Pkw-Welt sind für die hochindividuellen leichten Nutzfahrzeuge kaum zu realisierend. Daher passt man zahlreiche Modelle auf die leichter zu handhabende und im Bezug etwa auf die Fahrzeugsilhouette oder Spoiler weniger rigide Heavy-Duty-Norm für Lkw an, um für die Kunden das gleiche und spezielle Portfolio darstellen zu können.

 

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