MAN: Erste Runden mit der BEV-SZM

So einen richtig griffigen Namen hat MAN  für seine batterieelektrische Sattelzugmaschine  (BEV-SZM) noch nicht gefunden. Aber die wenig inspirierte Typbezeichnung ("New eTruck"), beherbergt ein Komzept mit Hand und Fuß. Denn neben des Antriebsstranges hat sich MAN der ganzen Peripherie um den E-Antrieb herum besonders achtsam angenommen.

Die zwei- und dreiachsigen Motorwagen mit E-Antrieb (rechts) sind ja schon eine Weile unterwegs. Jetzt kommen die Sattelzugmaschinen mit Reichweiten von bis zu 800 km - mit Zwischenladung. Foto: MAN
Die zwei- und dreiachsigen Motorwagen mit E-Antrieb (rechts) sind ja schon eine Weile unterwegs. Jetzt kommen die Sattelzugmaschinen mit Reichweiten von bis zu 800 km - mit Zwischenladung. Foto: MAN
Robert Domina

Mit einem Workshop und kurzer Probefahrt-Möglichkeit gab MAN dieser Tage tiefere Einblicke in seine E-Truck-Philosophie. Die beginnt bei der Hardware: Die in spacigem grau und Akzenten in Leucht-Orange lackierten E-Zugmaschinen (allesamt noch Prototypen) unterscheiden sich eigentlich nur durch ihren Antriebsstrang von den Diesel-Pendants der TGX-Baureihe. Halt: Der Drehzahlmesser ist durch ein E-Meter ersetzt, das Leistungs-Entnahme und -Rückgewinnung (Rekuperation) anzeigt. Fotografieren durften wir das Ganze noch nicht, weil noch im Kleid des alten Armaturenbretts. Man stelle sich also das MAN-TGX-Interieur vor, mit einem skalenlosen Energiefluss-Meters, dort, wo sonst der Drehzahlmesser sitzt.

Das Fahren ist so unspektakulär, wie das bei E-Trucks eben so ist: Einschalten (nicht "anlassen") und losfahren. Die Geräuschentwicklung ist allerdings spektakulär niedrig. Der Fahrer hört praktisch nichts vom E-Motor oder vom viergängigen Getriebe, kein Heulen, kein Singen kein hochfrequentes Sausen. Stattdessen nimmt man zum ersten Mal ein minimales Seufzen von der Kabinenaufhängung wahr, das sonst in der üblichen Lärm-Kulisse eines Diesels übertönt wurde. Sehr leise also dieser Antriebsstrang. Und konventionell - jedenfalls für einen E-Antrieb. Da hängt ein E-Motor mit rund 350 kW Leistung zwischen den Achsen der Sattelzugmaschine, direkt verblockt mit einem Viergang-Getriebe. Dahinter eine Kardanwelle und eine normale Hinterachse aus dem Regal, hier mit 2,53 übersetzt. Wo die Mehrzahl der Konkurrenten also eine E-Achse mit direkt angebauten Motor-/Getriebeeinheiten verwendet, hat sich MAN für den zentralen E-Motor in Längsrichtung entschieden. Leider auch hier keine Bilder. Die Frage, ob E-Achsen mit integrierten E-Motoren oder die konventionelle Bauweise besser ist, lässt sich (heute) noch nicht mit allerletzter Sicherheit beantworten. Fakt ist: Die MAN-Bauweise hat als ungefederte Masse nur die Achse - so wie bisher. Und die hält alle Einsätze klaglos aus. Ob das auch die viel schwereren E-Achsen können? Da werden E-Motoren und Getriebe-Komponenten ganz schön durchgeschüttelt. Die Zukunft wird zeigen, ob die E-Achsen im Lkw wirklich praktikabel sind.

 

Auf dem kurzen Versuchs-Oval lernen wir sofort: Bei Gaswegnahme geht der "E-TGX" nicht in einen Roll- oder gar Segelbetrieb, es wird gleich gleich Energie zurückgewonnen, so zeigt es jedenfalls das E-Meter an. Sehr moderate Rekuperatuion also, aber ganz freies Rollen ist das nicht. "Das lässt sich aber nach Einsatz und Kundenwunsch einstellen", so der begleitende Versuch-Ingenieur. Auch ein One-Pedal-Betrieb sei kein Problem. Hier liesse sich die Balance zwischen Ziehen und Schieben per Gasfuß einpendeln, im Pkw setze sich diese Fahrweise offenbar zusehends durch.

Richtig zur Sache geht es, wenn aus voller Fahrt der Retarder-Hebel bemüht wird. Dann wandelt sich der E-Motor zum Generator und bremst die Fuhre fast bis auf Null vehement herunter. Das ist natürlich fein in fünf Stufen regelbar.

Frage an den Ingenieur: Ist eigentlich ein Sägezahn-Tempomat-Muster ("Pulse & Glide") beim E-Trucks sinnvoll? Klare Antwort: Nein. Der Motor reagiere völlig anders auf wechselnde Lastkollektive als der klassische Diesel. Da müsse man umdenken. Das gilt nicht nur für die Fahrer, sondern auch für die Dispo. MAN legt Wert auf umfassende Transport-Analyse und Beratung der Kunden: Passt die Strecke? Stimmen die Gewichte? Wie steht es mit Lademöglichkeiten ? MAN nennt das zu Recht "360-Grad-Beratung", der allumfassende Rundumblick ist hier Programm.

Mehr zum neuen MAN eTruck demnächst in der Transport.

Symboldbild Transportjobs

Mehr als 750 aktuelle Jobangebote aus der Transportbranche, vom Lkw-Fahrer über Fuhrparkmanager bis zu Disposition, Teamleitung und vieles mehr mit individueller Suchfunktion und Kartenansicht bieten wir Ihnen ab sofort in unserem Job-Bereich: Ihr nächster Schritt auf der Karriereleiter?

Alle Transport-Jobs anzeigen »