LNG keine kurzfristige Alternative für Deutschlands Energieversorgung

Denn bislang besitzt das Land keine entsprechenden Terminals für den Import per Schiff.

Bis LNG-Tanker an deutschen Terminals anlegen, dürften noch mindestens vier bis acht Jahre ins Land ziehen. (Foto: Pixabay)
Bis LNG-Tanker an deutschen Terminals anlegen, dürften noch mindestens vier bis acht Jahre ins Land ziehen. (Foto: Pixabay)
Claus Bünnagel

LNG, also auf rund –163°C verflüssigtes Erdgas, hat Perspektive für die Energieversorgung Deutschlands, ist jedoch in den nächsten mindestens sechs bis acht Jahren keine Alternative für russisches Pipelinegas. Das ist der Tenor eines gemeinsamen Online-Seminars von Zukunft Gas e.V., einer Initiative von Unternehmen der deutschen Gaswirtschaft, und der Hanseatic Energy Hub GmbH. Letztere, ein Gemeinschaftsunternehmen der belgischen Gruppe Fluxys, der Investmentfirma Partners Group und der regionalen Buss Gruppe, plant in Stade ein LNG-Terminal. Denn bislang besitzt Deutschland keine einzige solche Anlage – im Gegensatz zu vielen Seeanrainerstaaten in Europa wie beispielsweise Spanien.

Planung- und Genehmigungsverfahren: bis zu fünf Jahre

Nimmt man die bisherigen Erfahrungen des Hanseatic Energy Hub in Stade als Basis, dann benötigt das Planung- und Genehmigungsverfahren einen Zeitraum von rund fünf Jahren, die Bauzeit weitere drei Jahren. So könnte das LNG-Terminal in Stade, dessen Planung 2018 begann, frühestens 2026 in Betrieb gehen. Womöglich ließe sich die Planungs- und Genehmigungsphase mit verstärkter politischer Unterstützung noch ein wenig straffen, vermutet Dr. Johann Killinger, Geschäftsführender Gesellschafter der Hanseatic Energy Hub GmbH. Aber größere Zeitersparnisse hält er nicht für möglich.

Drei bis sechs Terminals nötig

Insgesamt drei bis sechs LNG-Terminals bräuchte Deutschland, um die bisherigen Gasimporte aus Russland, die 55 % des Importumfangs betragen, vollständig oder wenigstens teilweise zu substituieren. Denn ein Terminal kann 10 bis 12 % der deutschen Gasimporte umsetzen. Die Kosten pro Terminal liegen bei rund 1 Mrd. Euro. Als Hintergrund sollte man wissen, dass die Auslastung eines solchen Terminals im Jahresschnitt nie 100 % betragen kann, da sie jahreszeitenabhängig ist. Sprich: Zeiten hoher Auslastung folgen Monate, in dem kaum Gas angelandet wird.

„Allerdings kann schon das Signal zum Bau von LNG-Terminals preisdämpfend auf den Markt wirken“, sieht Dr. Timm Kehler, Vorstand Zukunft Gas e.V., in der aktuellen Hochpreisphase, die bereits weit vor dem Ukrainekrieg begann und sich nun verschärfen dürfte, wenigstens einen aktuellen positiven Aspekt für die Planung und Errichtung solcher Anlagen.

Einsparpotenziale nutzen

Er empfiehlt aber derzeit, Einsparpotenziale vor allem im industriellen Sektor zu nutzen. LNG-Terminals sollten zudem für klimaneutral erzeugte Gase wie grünem Wasserstoff vorbereitet werden, was überschaubare Mehrausgaben mit sich bringe. MdB Dieter Janecek, wirtschaftspolitischer Sprecher und Leiter der AG Wirtschaft von der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, hält auch den gemeinsamen Gaseinkauf der EU in der derzeitigen Krise für ein kurzfristiges Mittel gegen Engpässe und Preissteigerungen.

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