Kommentar zum Schienengüterverkehr: Die Schnecke ist ein Sprinter
Das liegt, wie von den Güterbahnen sehr gut hergeleitet, an chronischer Unterfinanzierung. Mit 124 Euro pro Jahr und Einwohner liegt Deutschland ziemlich weit hinten im europäischen Vergleich. Das kleine Land Österreich bringt es auf mehr als das Doppelte, die Schweiz gar auf gut das Dreifache. Es liegt aber auch an fehlender Motivation. Traditionell bauen sich Straßen leichter und schneller.
Während Bayern beim Ausbau der Bundesautobahn A 94, alle Bedenken schnell beiseitegeschoben hat und die Trasse rigoros durchs Naturschutzgebiet im Istental gebaut wurde, verharrt die Politik beim Brennerzulauf in nie endender Diskussion um Möglichkeiten und Unmöglichkeiten.
Stillstand ist da noch die freundliche Definition. Eigentlich ist es schon Rückschritt. Schon zu meinen Schulzeiten – und die sind nun wirklich ein paar viele Jährchen her – diskutierten wir mögliche Trassenführungen. Lieber die Bestandsstrecke ausbauen, oder doch ganz neu bauen? Auf der einen Trasse erweitern, oder doch lieber auf der anderen? Oder vielleicht nichts machen, nur ein paar mehr Signale? Zu jeder Variante meldeten sich dann aber eine Bürgerinitiative oder ein Heimatverein zu Wort: „Geht nicht, wollen wir nicht.“
Also haben Italien und Österreich den Tunnel durch die Alpen schon fast fertig gebohrt, während wir weiter weiter lustlos zäh in einem nie endenden Bedenkenbrei rühren. Schon seit über 40 Jahren duckt sich die Politik beim Brennerzulauf einfach weg. Dabei müsste sie bloß eine Entscheidung fällen, vielleicht vorher mit Bürgern reden und versuchen, die bittere Pille mit etwas Honig schmackhafter zu machen.
Aber mit einer fitten Bahn, den Transportunternehmen eine wirkliche Alternative bieten? Welch irre Idee! Da ergehen wir uns doch lieber in Gejammere und Gemeckere über sich stauende Lkw auf der Inntalautobahn. Wir verhängen Abfahrverbote, nölen an der österreichische Praxis der Blockabfertigung oder schwadronieren über Flugtaxis. Kriechen schneckenschnell durch Bedenken-Blabla. Schienenausbau? Können wir nicht, wollen wir nicht. Lassen wir lieber ganz.
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