Kommentar: Schneckentempo oder Schneckenirrsinn?

Der BLV-pro ruft zum Protest nach dem Motto "Aufmerksamkeit durch Ausbremsen" auf - nicht der richtige Weg, meint Stv. Chefredakteurin Nadine Bradl im Kommentar.

Symbolbild: Pixabay
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Nadine Bradl

Der BLV-pro rief diese Woche zu einer Protestaktion gegen die explodierenden Kraftstoffpreise auf. Im Schneckentempo soll es über Straßen und Autobahnen gehen, um so auf die Probleme der Transportbranche aufmerksam zu machen. Eine, meiner Ansicht nach, mehr als fragliche Aktion des noch jungen Zusammenschlusses.

Ganz abgesehen davon, dass die Risiken eines mutwilligen Abbremsens des fließenden Verkehrs für niemanden abschätzbar sind, entbehrt auch die Protestaktion an sich jedweder Grundlage. Die hohen Kraftstoffpreise sind keine mutwillige Boshaftigkeit der Politik. Sie sind das Ergebnis einer falschen Ausrichtung der Energiepolitik der vergangenen Jahrzehnte, die uns nun durch den Angriffskrieg Russlands und der damit verbundenen Sanktionen auf die Füße fällt.

Dass die Transportunternehmen die Leidtragenden sind, keine Frage. Dass sie nun Ausbaden müssen, was Bund und EU über Jahre versäumt haben – nämlich Deutschland unabhängiger von russischem Öl und Gas zu machen – auch unbestritten. Dass alle Unternehmen, die auf Kraftstoff und LNG angewiesen sind nun dringend schnelle und unbürokratische Hilfe brauchen – natürlich!

Aber: Ein Eingriff in den Straßenverkehr wird diese Situation nicht ändern. Die Politik hat die Nöte der Transportunternehmen sehr wohl zur Kenntnis genommen. Verbände wie der BGL kämpfen ebenfalls Tag für Tag um eine schnelle Unterstützung – bevor die ersten Lkw stillstehen müssen. Eine Aktion wie diese führt jedoch meiner Meinung nach nicht dazu, dass es schneller zu einer finanziellen Entlastung kommt, sondern schürt nur den Unmut innerhalb der Gesellschaft über Lkw, die nun auch noch langsamer fahren, als sie dürften. Es tut mir leid, BVL-pro, so gut dieser Protest gemeint ist, für mich ist Schneckentempo gleich Schneckenirrsinn.

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