Kombiverkehr: Steigende Trassenpreise und schwächelnde Wirtschaft verhageln Jahresbilanz 2023
Als „herausfordernd“ bezeichnet Kombiverkehr das abgelaufene Geschäftsjahr. Wie Geschäftsführer Armin Riedl erklärt, waren es vor allem die politischen Rahmenbedingungen, die dem Unternehmen zu schaffen machten:
„Stetig steigende Trassenpreise, die wegfallende Trassenpreisförderung und die Weigerung des Bundes, für die Mehrbelastungen im Rahmen der Sanierung der Hochleistungskorridore aufzukommen, sind Gift für die Verlagerungsziele.“
Sendungsmengen und Umsätze sinken
Vor diesem Hintergrund konnte die Kombiverkehr KG im Geschäftsjahr 2023 nicht an die positive Sendungsentwicklung der Vorjahre anknüpfen. Lediglich 815.467 Lkw-Sendungen beziehungsweise 1,63 Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) wurden von der Straße auf die Schiene verlagert. Insgesamt ging die Verkehrsleistung um 15,9 Prozent zurück. Im Geschäftsfeld Nationale Verkehre lag das Sendungsvolumen mit 186.856 Lkw-Sendungen um 10,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im internationalen Verkehr beförderte Kombiverkehr 628.611 Lkw-Sendungen und damit 17,5 Prozent weniger als im Vorjahr.
„Dennoch ist es uns gelungen, das Krisenjahr in der Substanz der Gesellschaft weitgehend unbeschadet zu überstehen. In enger Kooperation mit unseren Leistungspartnern haben wir das Zugprogramm ohne größere Einschränkungen mit einer intelligenten Netzwerksteuerung aufrechterhalten“, kommentiert Riedl die Unternehmensentwicklung.
Ebenfalls rückläufig war der Umsatz im intermodalen Verkehr. Er sank um 27,5 Millionen Euro auf noch 435,2 Millionen Euro. Das Jahresergebnis nach Abzug aller Steuern beziffert das Eisenbahnverkehrsunternehmen mit -332.000 Euro.
Schwache Konjunktur belastet Geschäftslage
Die deutschland- und europaweit schwächelnde Konjunktur mit weitreichenden Produktionsrückgängen belastete die Sendungsentwicklung. Erschwerend kam die oft nicht planbare Leistungsqualität der Bahnen hinzu. Diese erreichte insbesondere aufgrund von Baumaßnahmen an der deutschen Infrastruktur nicht das für eine zufriedenstellende Abwicklung intermodaler Verkehre erforderliche Niveau. Im Sommer 2023 wurden in einigen Wochen zwischenzeitlich wieder Pünktlichkeitsquoten von rund 70 Prozent erreicht. Im Frühjahr, Herbst und Winter lag das Leistungsniveau mit Monatsmittelwerten unter 50 Prozent jedoch deutlich darunter.
„Mit dieser Leistungsqualität sind wir mehr als unzufrieden“, resümiert Geschäftsführerkollege Heiko Krebs. „Denn die Planbarkeit auf Seiten der Spediteure bleibt damit mehr als schwierig.“
In vielerlei Hinsicht unzuverlässig
Die Zuverlässigkeit könne nur durch einen erhöhten Einsatz von Material und Personal verbessert werden. Die damit verbundenen Mehrkosten müssten die Spediteure und Transportunternehmen selbst tragen. Krebs forderte die Politik auf, die Nutzer des Systems Kombinierter Verkehr weiter zu unterstützen.
Gestiegene Einkaufskonditionen für Traktionsleistungen und erhöhte Produktionskosten der Eisenbahnverkehrsunternehmen durch Umleitungsverkehre erschwerten die Rahmenbedingungen im abgelaufenen Geschäftsjahr zusätzlich. Hinzu kamen monatelange Streiks in Frankreich, die Tarifauseinandersetzungen zwischen der EVG beziehungsweise GDL und der Deutschen Bahn, die Sperrung des Gotthard-Basistunnels und die Halbierung der Trassenpreisförderung bis Ende 2023.
„Die Herausforderungen für die Operateure und Speditionskunden waren und bleiben vielfältig. Von daher haben wir nur wenig Verständnis für die Senkung der Trassenpreisförderung in diesen Zeiten. Einer zielführenden Förderung, um den Marktanteil der Schiene im Hinblick auf CO2-Einsparungen zukünftig deutlich zu erhöhen, geht damit obendrein die Effizienz verloren“, kritisiert Krebs.
Transportmengen stabilisieren sich
Positiv immerhin ist, dass Kombiverkehr im April und Mai 2024 eine Mengenzunahme verzeichnete. Auf einigen Relationen übertraf das Sendungsniveau das des Vorjahres.
„Wir sehen erstmals wieder eine Verbesserung in der Nachfrage und aufgrund eines vollumfänglichen Zugangebotes auch insgesamt eine Stabilisierung des Transportaufkommens.“, führt Riedl aus. „Dennoch fehlen dem Transportgewerbe Aufträge aus der Industrie. Es gibt dennoch erste leichte Anzeichen, dass die deutsche Wirtschaft nun an einem konjunkturellen Wendepunkt stehen könnte.“
Positiver Ausblick mit Forderungen
Sein Blick in die nähere Zukunft ist daher vorsichtig optimistisch. Zugleich macht er sich für bessere Bedingungen im kombinierten Verkehr stark. Die Entwicklung der Produktionskosten bleibe auch in den folgenden Jahren herausfordernd, gerade vor dem Hintergrund der geplanten Korridorsanierungen. Bis 2030 sollen insgesamt 40 Streckenabschnitte generalüberholt sein.
„Die finanziellen Auswirkungen auf Eisenbahnverkehrsunternehmen, Operateure und Spediteure wurden unlängst beziffert. Dass in der Frage der Mehrbelastungen im Rahmen der Sanierung der Hochleistungskorridore nur der Personenverkehr finanziell bezuschusst wird und der Güterverkehr komplett leer ausgeht, ist ein weiteres Indiz dafür, dass sich die Bundesregierung vom Klimaschutz im Verkehrssektor wohl abgekehrt hat“, kritisiert Krebs.
Gleiches gelte für die Trassenpreiserhöhung 2025 um mehr als 16 Prozent bei gleichzeitig halbierter Trassenpreisförderung durch den Bund. Beide Maßnahmen zusammen führen zu einer Verdopplung der Kosten für die Trassennutzung, was gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten den Kombinierten Verkehr zusätzlich unter Druck setzt.
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