Klimaziele: Logistiker fordern strengere Lkw-Grenzwerte

DPDHL, Kühne und Nagel, Contargo, Knauf Insulation, Meyer & Meyer: Deutsche Unternehmen fordern mit internationalen Konzernen schärfere EU-Flottengrenzwerte für Lkw, um die Transformation zu forcieren. 

Schneller unter Strom: Logistiker wie DPDHL haben sich dem Appell an die EU für strengere CO2-Flottengrenzwerte angeschlossen. | Foto: DPDHL
Schneller unter Strom: Logistiker wie DPDHL haben sich dem Appell an die EU für strengere CO2-Flottengrenzwerte angeschlossen. | Foto: DPDHL
Daniela Sawary-Kohnen
(erschienen bei LOGISTRA von Johannes Reichel)

Zahlreiche deutsche Unternehmen aus dem Mittelstand und der Logistikbranche wie DPDHL, Kühne und Nagel, Contargo, Knauf Insulation und Meyer & Meyer fordern gemeinsam mit internationalen Konzernen wie Nike, Heineken und PepsiCo die EU auf, die Klimaziele für Lkw zu erhöhen. In einem Brief an die EU-Gestzgeber heißt es, dass ehrgeizigere Flottengrenzwerte für die Jahre 2030 und 2040 die Anschaffungskosten senken und die Produktion von emissionsfreien Lkw in großem Maßstab beschleunigen würden. Zu den 41 Unterzeichnern zählen viele Spediteure, Frächter und Logistikunternehmen. Sie plädieren für ambitioniertere Ziele, damit sie ihre eigenen Klimaverpflichtungen erfüllen und sich zukunftsfähig aufstellen können.

Stärkere Reduktion der CO2-Emissionen angemahnt

Die Unternehmen fordern die Mitglieder des Europäischen Parlaments und der EU-Regierungen auf, die Flottengrenzwerte für 2030 von den derzeit vorgeschlagenen -45 auf -65 Prozent zu erhöhen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die regulatorischen Ambitionen mindestens auf das Niveau der freiwilligen Herstellerziele gebracht werden. Durch diese Anpassung könnte die Zahl der umweltfreundlichen Lkw auf Europas Straßen bis 2030 um mehr als 150.000 steigen, verglichen mit dem Vorschlag der Europäischen Kommission, so die Unterzeichner des Briefs.

“Wir sind dabei, unsere E-Lkw-Flotte noch in diesem Jahr auf 33 Fahrzeuge zu vergrößern und haben uns bereits an einem zweiten Förderaufruf beteiligt und 59 weitere E-Lkw beantragt. Wir sind entschlossen, die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs weiterhin voranzutreiben. Dazu ist es dringend erforderlich, eine wirtschaftliche Fahrzeugverfügbarkeit sicherzustellen und die Produktion schnellstmöglich hochzufahren. Hier ist die Politik gefragt", erklärte Kristin Kahl, ECTA-Sprecherin und Leader Sustainable Solutions Management bei Contargo.

Die unterzeichnenden Unternehmen fordern die EU auf, ein klares Datum festzulegen, an dem 100 Prozent der neuen Lkw emissionsfrei sein müssen. Dies ist entscheidend für die Dekarbonisierung des Sektors bis 2050, da die durchschnittliche Lebensdauer von Lkw in Europa etwa 18 Jahre beträgt. Im Brief heißt es zudem, dass für alle Lkw-Typen Klimaziele gelten sollten, um sicherzustellen, dass die Hersteller die Produktion emissionsfreier Fahrzeuge in allen Segmenten hochfahren. Im aktuellen Kommissionsvorschlag sind einige Fahrzeugtypen ausgenommen, darunter Müll- und Baufahrzeuge sowie einige städtische Lieferfahrzeuge, die oft leicht zu elektrifizieren wären und zu einer besseren Luftqualität in den Städten beitragen würden.

"Wir bei Knauf Insulation arbeiten für eine bessere Welt, wobei die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt unseres Handelns steht. Unsere Produkte werden hergestellt, um die Auswirkungen auf das Klima zu minimieren, indem wir die Dämmung von Gebäuden verbessern. Dennoch verlieren wir an Glaubwürdigkeit, wenn wir unsere Produkte nicht auf eine "grüne Weise" liefern können. Das Fehlen ehrgeiziger EU-Ziele für emissionsfreie LKW hindert uns heute zum Teil daran, diesen Übergang zu beschleunigen. Aus diesem Grund ist es für uns von entscheidender Bedeutung, die Richtlinie zu korrigieren, indem wir die gesetzlichen Anforderungen mit unseren Ambitionen angleichen", appellierte Julian Fassin, Central Supply Chain PMO bei Knauf Insulation.

Viele der Unternehmen haben sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt und betonen, dass es in den kommenden Jahren entscheidend sei, dass wesentlich mehr emissionsfreie Lkw als heute zur Verfügung stehen und diese schnell geliefert werden können. Die Skaleneffekte würden die Anschaffungskosten für Elektro- und Wasserstoff-Lkw senken und dafür sorgen, dass ihre Gesamtbetriebskosten bald günstiger sind als Diesel-Lkw.

„A.P. Moller-Maersk hat sich voll und ganz dem Ziel verschrieben, bis zum Jahr 2040 in allen unseren Geschäftsbereichen netto null Treibhausgasemissionen zu erreichen. Dies erfordert erhebliche Investitionen. Wir glauben, dass die Verpflichtung, bis 2035 keine mit fossilen Brennstoffen betriebenen Fahrzeuge mehr zu kaufen, uns dem Erreichen unserer Emissionsziele näher bringt und auch unseren Kunden hilft, ihren Treibhausgas-Fußabdruck zu verringern", meinte Kenny Kristensen, Global Head of Energy Transition Execution bei Maersk Landside Transportation.

Die Energiewende im Straßengüterverkehr könne jedoch nicht allein von führenden Unternehmen wie Maersk und vielen unserer hoch geschätzten Kunden und Logistikpartner vorangetrieben werden. Regulierungsbehörden, Unternehmen und Verbraucher müssen mehr tun, und wir empfehlen allen Gesetzgebern, starke Nachfragesignale für die Branche zu setzen, um die Energiewende zu beschleunigen",

Appell an EU-Länder zur raschen Umsetzung

Die unterzeichnenden Unternehmen begrüßen, dass die EU die Voraussetzungen zur Einführung emissionsfreier Lkw geschaffen hat, einschließlich obligatorischer Ladestationen und Mautermäßigungen für Elektro- und Wasserstoff-Lkw. Sie fordern die Mitgliedstaaten auf, diese EU-Vorschriften schnellstmöglich umzusetzen. Gleichzeitig plädieren sie dafür, dass die EU die Überarbeitung der Lkw-Flottengrenzwerte dafür nutzen sollten, dass Europa von den Vorteilen eines erschwinglichen emissionsfreien Warenverkehrs profitieren kann – inklusive der positiven Auswirkungen auf die Umwelt, Industrie, Lkw-Fahrer und die öffentliche Gesundheit.

Die EU-Kommission hat einen Flottengrenzwert von 45 Prozent (im Vergleich zu den Werten von 2019/2020) für neu verkaufte Lkw im Jahr 2030 vorgeschlagen, der bis 2040 auf 90 Prozent ansteigen soll. Die EU-Umweltminister und das Europäische Parlament beraten derzeit über den Entwurf der Normen und dürften sich Anfang nächsten Jahres auf die endgültige Verordnung einigen.

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