Kässbohrer: Akustikmesstrecke für E-Fahrzeuge

Im Jahr 2020 ging auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in Münsingen, der zugleich Biosphärenreservat ist, eine spezielle Akustikmessstrecke in Betrieb. Die Unternehmen Kässbohrer, Liebherr sowie Daimler Truck testen dort unter anderem batterieelektrische Fahrzeuge und stellten nun Anlage sowie Testzwecke vor.

v.l.n.r.: Prof. Dr. Uwe Baake (Daimler Truck AG), MdL Elke Zimmer (Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg), Dr. Ulrich Hamme (Geschäftsführer Konstruktion und Entwicklung, Liebherr-Werk Ehingen GmbH), Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus), Paul Johannes Fietz (Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) sowie Dr. Christian Oberwinkler (Kässbohrer Geländefahrzeug AG). (Foto: Liebherr)
v.l.n.r.: Prof. Dr. Uwe Baake (Daimler Truck AG), MdL Elke Zimmer (Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg), Dr. Ulrich Hamme (Geschäftsführer Konstruktion und Entwicklung, Liebherr-Werk Ehingen GmbH), Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus), Paul Johannes Fietz (Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) sowie Dr. Christian Oberwinkler (Kässbohrer Geländefahrzeug AG). (Foto: Liebherr)
Anna Barbara Brüggmann

Im baden-württembergischen Münsingen befindet sich ein ehemaliger Truppenübungsplatz, der unter anderem Biosphärengebiet, EU-Vogelschutzgebiet und Naherholungsgebiet ist, aber auch wirtschaftlich genutztes Teilareal, auf dem Großfahrzeuge und Technologien getestet werden.

Dort verläuft eine private Ringstraße des Bundes mit verschiedenen Topographien, welche der industriellen Nutzung vorbehalten ist. Seit einigen Jahren testen dort Liebherr, Kässbohrer Geländefahrzeug AG und die Daimler Truck AG ihre Fahrzeuge und neuesten Technologien. Seit 2020 befindet sich zudem eine Akustikmesstrecke auf dem Testgelände, die nun am 26. Juni Vertretern aus Politik, Verbänden und Politik präsentiert wurde.

Die Ergebnisse ihrer Testungen fließen den drei Unternehme zufolge direkt in die Weiterentwicklung der Fahrzeugtechnologien, zum Beispiel in alternative Antriebstechnologien wie Batterien und Wasserstoffmotoren, intelligente Assistenzsysteme oder sich autonom bewegende Fahrzeuge ein.

 

„Das Testgelände und die Akustikmessstrecke sind ein tolles Beispiel, wie Transformation, industrielle Entwicklung, Natur und Gesellschaft miteinander und nicht nur nebeneinander funktionieren können. Früher waren hier Panzer unterwegs. Heute fahren zivile hybride und elektrische Fahrzeuge auf dem Gelände“, so Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus.

Laut Elke Zimmer (MdL), Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, werde im Biosphärengebiet noch einmal die Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz verdeutlicht.

„Deshalb ist die Entwicklung von emissionsarmen Technologien von zentraler Bedeutung – sei es beim Lärm oder beim CO2-Ausstoß. Das Testgelände und die Akustikmessstrecke sind ideal, um auch klimafreundliche Fahrzeuge unter realen Bedingungen zu erproben“, so Zimmer.

Spezielle Auflagen für die Nutzung der 36 Kilometer langen Strecke müssen von den Unternehmen eingehalten werden – beispielsweise Fahrverbote während der Brutmonate bestimmter Vogelarten oder gesperrte Bereiche im einstigen Panzer-Fahrschulgelände während der Laichzeit. 

Krane und Assistenzsysteme

Liebherr produziert Mobil- und Raupenkrane, bei den Weiterentwicklungen müsse auch ein reduzierter Kraftstoffverbrauch und eine Emissionsverringerung, die Weiterentwicklung des klassischen Verbrennungsmotors oder batteriebetriebene Hybridlösungen berücksichtigt werden. „Daneben entwickeln wir Komponenten wie beispielsweise Getriebe, aktive Hinterachslenkungen oder Assistenzsysteme weiter“, so Dr. Ulrich Hamme, Geschäftsführer Konstruktion und Entwicklung bei Liebherr in Ehingen.

Im Werk stationär geprüft werden Hamme zufolge alle Funktionen eines Krans als Hubgerät, danach erfolge die Testung aller Fahrfunktionen im technischen Bereich und auf der Panzerringstraße des ehemaligen Truppenübungsplatzes. Es gehe um die Vereinbarkeit von Sicherheit, Funktionalität, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit.

Mit Rücksicht auf die Natur des Biosphärengebiets wolle man die Krane weiter verbessern, immer klimaneutraler werden und einen Teil zur Energiewende beitragen, erläuterte Hamme.

Weniger CO2 auch auf der Piste

Die Kässbohrer Geländefahrzeug AG brachte nach eigenen Angaben im Jahr 2012 eine dieselelektrische Pistenraupe auf den Markt, aktuell werde ein vollelektrisches Loipenfahrzeug getestet. Neben dem firmeneigenen Testgelände nutzt Kässbohrer den ehemaligen Truppenübungsplatz für spezielle Versuche mit großem Platzbedarf, für besondere Sicherheitsprüfungen, Schallleistungsmessungen oder Akustikversuche, die eine geräuscharme Umgebung benötigen.

Auch Fahrdynamikversuche mit dem PowerBully und Dauerlaufversuche auf der Panzerringstraße werden durchgeführt. Das Unternehmen hat eigenen Angaben gemäß das Biosphärenreservat in der Vergangenheit mit einem Flexmobil unterstützt.

Damit sollten durch Bodenverdichtung Tümpel ausgefahren werden, die zum Erhalt der Feuchtbiotope und dem Erhalt der Lebensräume für Tiere in diesem Biotop von Bedeutung sind.

Hörbare E-Trucks 

Daimler Truck testet auf der Messstrecke in Münsingen die Akustik von E-Lkw. Die Anlage umfasst eine rund 500 Meter lange Strecke mit zwei Wendekreisen, weiteren 250 Metern Anlaufstrecke und einer Messwarte. In Kanälen unter der Straße befinden sich dem Nutzfahrzeughersteller zufolge kilometerlange Verbindungskabel, die für den Anschluss von Wetterstation, Lichtschranken, Mikrofonen sowie weiteren Messkomponenten benötigt werden.

Bei batterieelektrischen Fahrzeugen wie dem Mercedes-Benz eActros 300/400 oder dem eActros 600 müsse gewährleistet sein, dass die Fahrzeuge im Fahrbetrieb laut genug sind, um von Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern rechtzeitig wahrgenommen zu werden.

Die Ingenieure führen auf der Akustikmesstrecke in Münsingen durch, um sicherzustellen, dass die E-Fahrzeuge ein gewisses Geräuschminimum überschreiten.

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